Der Bürgerkrieg
tobt und Präsident Lincoln muss sich als Führer des Staates beweisen, als sein
Sohn Willie verstirbt. Seine Frau ist gebrochen und auch Lincoln kann den Tod
nicht schwer akzeptieren. Auf dem Friedhof will er sich von seinem Sohn alleine
verabschieden. Doch was dort um ich herum tobt, ist ein aberwitziger Zirkus, an
die Grenze des Erzählbaren getrieben.
George Saunders‘
Roman „Lincoln im Bardo“ beschreibt eine Geschichte von Abschied, Trauer und
Liebe auf so eindringliche Art, dass es völlig gefangen nimmt. Dabei verwirrt
der Autor die Leser zunächst vollends, denn seine Form ist keineswegs die
klassische Romanform. Kein fester Erzähler leitet uns die Geschichte, niemand
der Wahrheit und Vision für uns trennt und uns die Figuren näher bringt. Im Gegenteil,
jeder kommt völlig ungefiltert zu Wort, auch die historischen Umstände werden
durch kurze Zitate von Zeitzeugen
dargestellt, die in ihrer Widersprüchlichkeit vor allem deutlich machen, dass
es kaum Klarheit geben kann. Der Friedhof ist eine Art Zwischenreich, in der
die Toten sich für Kranke halten, die sich ans Leben klammern, halb lustig,
halb tragisch schweben sie über den Friedhof und klammern sich an einen
Zustand, der sie nicht glücklich macht, ihnen aber doch Hoffnung zu geben
scheint.
Auch wenn es
durch Stil zu Beginn etwas schwierig zu lesen ist und man etwas Zeit braucht,
um die Handlung zu verstehen und die verschiedenen Figuren kennen zu lernen,
hat Saunders einen fesselnden Roman geschrieben, der tragisch und komisch
zugleich ist, einen beim Lesen berührt und mitreißt. Sowohl Form als auch
Inhalt sind beeindruckend und fügen sich perfekt ineinander, ein meisterhaftes
Werk, das mit den Erwartungen der Leser spielt und sie gleichzeitig begeistern
kann- ein Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte.
✮✮✮✮✮
Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Luchterhand Literaturverlags.
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