Unity Mitford war eine von Adolf Hitlers größten Verehrerinnen - und sie war Engländerin. Die Faszination, die Hitler nicht nur auf deutsche Frauen ausübte und wie viel Anklang Hitlers Politik zu Anfang auch bei vielen Engländern fand, beschreibt Michaela Karl in ihrer Biographie von Unity Mitford auf spannende und lebendige Weise. Doch nicht nur Unity war begeisterte Faschistin, auch einige ihrer Schwestern und ihre Eltern ließen sich von der Begeisterung für Hitler mitreißen und besuchten Unity immer wieder in Deutschland, wo sie in Hitlers engsten Kreis vorgedrungen war.
Die Autorin schafft es, das Leben von Unity Mitford auf sachliche und dennoch spannende Art und Weise zu beschreiben, ohne sie für ihr Verhalten zu verurteilen. Ihr Leben ist beeindruckend und abschreckend zugleich und endete quasi mit der Kriegserklärung Großbritanniens an Deutschland, in deren Folge Unity in München mit einem Kopfschuss versucht haben soll sich selbst zu töten. Beweise hierfür gibt es nicht, nur zahlreiche widersprüchliche Zeugenaussagen. Danach lebt sie stark eingeschränkt in England bei ihrer Mutter, das Leben in Glamour und politischer Bedeutsamkeit war vorbei. Michaela Karl hat schon einige Biographien geschrieben, beispielsweise über Dorothy Parker, doch Unity Mitford ist wohl die spannendste Persönlichkeit, die sie bisher vorgestellt hat. Dabei arbeitet sie wie immer sehr fundiert mit einer dichten Quellenlage und schafft es dennoch, den Menschen hinter den Fakten darzustellen und die Lektüre zu einer äußerst unterhaltsamen Angelegenheit zu machen.
Michaela Karls Buch „Ich blätterte gerade in der Vogue, da sprach mich der Führer an“ ist eine spannende Biographie, die eine in Deutschland fast vergessene Persönlichkeit der 30er Jahre beleuchtet. Wer sich für die 30er Jahre in Deutschland und Großbritannien interessiert und etwas hinter die Kulissen der deutsch-britischen Beziehungen schauen möchte, wird von diesem Buch auf jeden Fall begeistert sein.
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