Dienstag, 6. Juni 2017

Martin Walker "Grand Prix"

Bruno ist Kommissar in einem kleinen Örtchen im Perigord in Frankreich. Als ein Mann im Ort an einem Herzinfarkt stirbt, wird er als einziger misstrauisch, schließlich soll der ehemalige Archivar an einem sehr lukrativen Auftrag gearbeitet hat. Zeitgleich finden in Saint-Denis eine Rallye und eine Oldtimerausstellung statt. Zahlreiche Fans von alten und teuren Autos finden sich hierzu im Örtchen ein. Bruno vermutet einen Zusammenhang, auch wenn er ihn zunächst nicht richtig erklären kann und etwas abgelenkt davon ist, dass er bei der Rallye plötzlich selbst als Beifahrer einspringen muss.
Dies ist bereits der neunte Fall für Bruno, Chef de police, doch der erste den ich gelesen habe. Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre, die auf jeder Seite des Buches wirkt und einen sofort in den Bann zieht. Auch wenn dies kein hochspannender Thriller ist, bei dem man atemlos nach Mördern sucht, hat mir Martin Walkers Roman „Grand Prix“ ausgesprochen gut gefallen. Die Figuren sind sehr gut beschrieben und einem beim Lesen sehr nah, auch wenn die zahlreichen vorhergehenden Liebesgeschichten des charmanten Bruno für mich nicht immer nachvollziehbar waren. Doch die ganze Geschichte zieht einen mit einer besonderen Stimmung an und lässt einen nicht mehr los, am liebsten hätte ich mich selbst sofort mit Bruno und Fabiola an einen Tisch auf dem Markt gesetzt und mit ihnen ein Glas Wein getrunken, so freundschaftlich verbunden habe ich mich allen Figuren beim Lesen gefühlt. Martin Walkers Krimi zeichnet etwas aus, was vielen anderen fehlt, nämlich ein feines Gefühl für Atmosphäre und besondere Situationen und Figuren, die einen als Leser einbinden.

„Grand Prix“ von Martin Walker war mein erster Fall von Bruno, hat mich jedoch vollständig überzeugt. Der Stil des Autors ist wunderbar farbenfroh und detailreich und die Lektüre hat mir einfach nur Freude bereitet. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags. 

Mittwoch, 31. Mai 2017

Kristina Ohlsson "Schwesterherz"

Martin Benner ist Anwalt und hat sich bisher wenig für den Fall der Serienmörderin Sara Texas interessiert. Doch dann steht nach ihrem Selbstmord plötzlich deren Bruder Bobby beim ihm in der Kanzlei und beauftragt ihn, die Unschuld seiner Schwester zu beweisen. Gemeinsam mit Partnerin Lucy, die ihm auch privat nahe steht, beginnt er zu recherchieren und stößt auf zahlreiche Ungereimtheiten. Doch je mehr Leute er befragt, desto mehr geraten er und Lucy in Gefahr. Benner muss sich die Frage stellen, wer diesen Fall so unbedingt unter Verschluss halten will, dass er auch vor Mord nicht zurückschreckt?
„Schwesterherz“ ist der erste Band in der Reihe um die angebliche Serienmörderin Sara Texas, der insgesamt fünf Morde in Schweden und den USA zur Last gelegt werden. Da sie sich vor der Verurteilung selbst das Leben nimmt, kann Benner sie nicht mehr befragen, was die Story besonders spannend macht. Er ist auf Hörensagen und Zeugen angewiesen, die am liebsten alles unter den Teppich kehren würden, statt mit ihm zu reden. All das beschreibt Kristina Ohlsson mit einem sehr guten Spannungsbogen, so dass man schnell in die Geschichte hineingezogen wird und das Buch kaum noch aus der Hand legen mag. Da dies nur der erste Band der Geschichte ist, bleibt die Spannung auch über das Ende des Buches hinaus erhalten und als Leser muss unbedingt den weiteren Band lesen, wenn man die Geschichte wirklich abschließen will. Die Autorin lässt einen am Schluss aber nicht völlig ins Leere fallen, sondern bietet auch die Möglichkeit, das Ganze als abgeschlossene Geschichte zu sehen, was mir äußerst gut gefallen hat.

Kristina Ohlssons Thriller „Schwesterherz“ ist mitreißend geschrieben, mit tollen Charakteren, die einen durch die Geschichte leiten. Ein großartiges Lesevergnügen für alle Fans von guter Spannungsliteratur. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Limes Verlags. 

Emilie Perrin "Pasta und Sauce aus 1 Topf"

One Pot Pasta ist ein echter Trend und verspricht tollen Geschmack bei wenig Abwasch. Die perfekte Kombination für alle die berufstätig sind oder auch wenig Kocherfahrung haben. Die Aufmachung dieses Buches ist sehr schön und man findet schnell was man sucht. Dass am Ende alle vegetarischen Rezepte zusammengefasst sind, fand ich sehr praktisch, so kann man gleich gezielt dort nach Ideen suchen. Auch eine schöne Übersicht über verschiedene Nudelarten beinhaltet das Buch, was ich sehr positiv finde.
Die Rezepte selber jedoch waren für mich etwas enttäuschend. Nicht klar geworden ist mir auch, welche Zielgruppe das Buch nun so recht verfolgt. Für Leute die viel kochen, ist es vielleicht nicht schlimm, wenn verschiedene Zutaten auf der Zutatenliste gar nicht aufgeführt werden und Vorwissen vorausgesetzt wird. Doch wenn in dem Rezept nirgends Öl oder ähnliches auftaucht und ich dann etwas anbraten soll, finde ich das nicht schlüssig. Auch soll man beispielsweise für die Nudeln Försterin Art (s. Bild), Zwiebeln, Knoblauch und Pilze ohne jegliche Flüssigkeit über zehn Minuten dünsten. Bis dahin wären die Zwiebeln jedoch völlig schwarz, daher habe ich beim Kochen eigenmächtig Olivenöl und etwas Weißwein hinzugefügt und die Zeit auf fünf Minuten verkürzt. Das Gericht ist dann auch sehr lecker geworden. Allerdings sind für meinen Geschmack zu viele schwere Gerichte in dem Buch, bei denen mit viel Sahne am Ende die Soße produziert wird. Dies erscheint mir etwas veraltet und ich hätte mich über mehr leichte Rezepte gefreut. Und wenn ich für die Pasta Primavera den grünen Spargel zehn Minuten extra vorkochen muss, ist er erstens nur noch matschig wenn das Gericht fertig ist, und zweitens habe ich dann am Ende definitiv keine „One Pot Pasta“.

Nudeln Försterin Art
Alles in allem war ich etwas enttäuscht von dem Buch, für Leute die viel Kochen sind die Rezepte zu einfallslos und für jemanden, der sonst nie kocht, sind zu viele Arbeitsschritte einfach als selbstverständlich vorausgesetzt oder Angaben nicht nachvollziehbar. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Bassermann Inspiration.

Dienstag, 30. Mai 2017

Alice Adams "Als wir unbesiegbar waren"

Vier Jugendliche und ihre Träume: Am Ende ihrer Uni-Zeit erträumen sich die Freunde Eva, Benedict, Sylvie und Lucien nur die wunderbarsten Dinge für die Zukunft. Geld verdienen, die Welt verbessern, ihre Träume leben, all das sollte doch kein Problem sein. Doch über die Jahre stellen sie fest, dass ihr Leben nicht so planbar ist, wie sie dachten und die Träume nur Luftschlösser waren, die sie nicht weiterbrachten und auch nicht glücklich gemacht haben.
Alice Adams hat mit „Als wir unbesiegbar waren“ ein wunderbares Buch über ein Lebensgefühl geschrieben, das wohl jeder kennt. Diese unbegrenzten Möglichkeiten, die in jungen Jahren vor einem liegen, wirken so verheißungsvoll wie sie täuschend sind. Sie hat vier sehr unterschiedliche Figuren, die durch eine enge Freundschaft verbunden waren, auf sehr unterschiedliche Lebenswege geschickt, wodurch das Buch äußerst kurzweilig und spannend wird. Nicht alle sind die ganze Zeit sympathisch und nicht jedem Weg würde man als Leser selber gerne folgen, doch Adams schafft ein Netz, das einen mitnimmt in das Buch und einen die ganze Zeit gefangen nimmt. Der Stil der Autorin ist dabei wunderbar fließend und die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Episoden finde ich sehr gut gewählt. So bleibt der Leser die ganze Zeit am Ball und hat viel Freude bei der Lebensreise von Eva, Benedict, Sylvie und Lucien.
Mir hat „Als wir unbesiegbar waren“ ausgesprochen gut gefallen, weil viele Gefühle und Erfahrungen für mich sehr nachvollziehbar und glaubhaft beschrieben waren. Dadurch entsteht die nötige Nähe zu den Figuren, die meiner Meinung nach wichtig ist, um bei einer Geschichte wirklich gerne länger zu bleiben. Daher kann ich diesen Roman von Alice Adams gerne allen empfehlen, die sich noch einmal daran erinnern wollen, wie es war, voller Träume ins Leben zu starten um dann festzustellen, dass man Jahre später vielleicht nicht dort ist, wo man hin wollte, aber dennoch an einem sehr schönen Platz im Leben angekommen ist.  

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Dumont Verlags. Der Roman erscheint am 19. Juni 2017. 

Freitag, 26. Mai 2017

Gail Honeyman "Ich, Eleanor Oliphant"

Selten habe ich so ein bewegendes und voller Liebe zur Hauptfigur steckendes Buch gelesen wie „Ich, Eleanor Oliphant“. Eleanor ist anders als alle Menschen, die sie kennt. Sie geht nicht aus, sie macht keinen Smalltalk, sie hat keine Freunde. Sie ist der einsamste Mensch, den man sich wohl vorstellen kann, doch sie kennt es gar nicht anders. Als Eleanor sich jedoch verliebt, kommt sie ganz langsam aus ihrem Schneckenhaus hervor und stellt sich der Welt, die so beängstigend für sie ist.
Eleanor Oliphant ist ein besonderer Mensch mit besonderen Erwartungen an das Leben und die Menschen, die sie trifft. Warum das so ist, sollte jeder Leser selbst langsam herausfinden. Gail Honeyman führt einen langsam an Eleanor heran und obwohl sie so speziell ist, wächst sie einem ans Herz und lässt einen von der ersten Seite an nicht mehr los. Man muss sich auf ihre Weltsicht einlassen und akzeptieren, dass man eben erst einmal nicht weiß, warum sie zu diesem Menschen geworden ist. Stück für Stück entblättert sich dann vor einem das unglaubliche Leben von Eleanor Oliphant und wie es sie in diese Situation getrieben hat. Sie scheint völlig unfähig zur Kommunikation und wird von allen als verrückt und schrullig wahrgenommen, was sie nicht so ganz versteht, aber akzeptiert. Auf unglaublich anrührende Weise beschreibt die Autorin, wie sie sich Stück für Stück in die Welt hinauswagt, wie ein Kind, das erstmals alleine läuft wirkt es fast. Dabei steht ihr zum Glück ein Mensch zur Seite, der ihr zeigt, was Freundschaft eigentlich bedeutet und dass man einen Menschen mögen kann, ohne Vorbehalte und ohne Gegenleistung. Eine völlig neue Erkenntnis für das zerstörte kleine Herz von Eleanor Oliphant.

Meiner Meinung nach ist Gail Honeyman mit „Ich, Eleanor Oliphant“ ein ganz außergewöhnliches Buch gelungen, das lange in einem nachhallt und einen beim Lesen völlig mitreißt. Ich werde Eleanor Oliphant sicher nicht so schnell vergessen und sie sollte allen Lesern eine Mahnung dafür sein, dass man Menschen eben nicht in Schubladen stecken sollte, ohne sie zu kennen, den jeder hat seine ganz eigene Geschichte. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Bastei Lübbe. 

Mittwoch, 24. Mai 2017

David Duchovny "Ein Papagei in Brooklyn"

Ted arbeitet trotz Abschluss an einem Elitecollege als Erdnussverkäufer im Stadion, während er versucht, nebenbei einen Roman zu schreiben. Zu seinem Vater Marty hat er ein zerrüttetes Verhältnis und seit dem Tod seiner Mutter fast keinen Kontakt mehr. Doch als er erfährt, dass sein Vater Lungenkrebs im Endstadium hat, kümmert er sich um ihn und die beiden müssen lernen, sich zusammenzuraufen.
David Duchovny hat mit „Ein Papagei in Brooklyn“ eine sehr warmherzige und ergreifende Geschichte über eine äußerst schwierige Vater-Sohn-Beziehung geschrieben. Ganz langsam beschreibt er, wie die beiden mit der Zeit viel Unausgesprochenenes aus dem Weg räumen und sich wieder annähern. Schnell zeigt sich, dass sowohl Ted als auch Marty keine einfachen Persönlichkeiten sind, sie sind stur, nachtragend und manchmal angriffslustig. Gerade ihre Ähnlichkeiten in diesen Charakterzügen macht ihr Verhältnis so schwer, denn keiner mag so richtig auf den anderen zu gehen. In Ihrer Unsicherheit und Verletzlichkeit gehen beide lieber zum Angriff über, als offen zu reden. Dass es da Zeit braucht, sich anzunähern, ist nur verständlich und Duchovny versteht es ausgezeichnet, diese Annäherung in kleinen wie großen Gesten darzustellen. Der Schreibstil des Autors hat mich am Anfang ein wenig irritiert, doch nach den ersten Seiten kommt man schnell in einen Lesefluss und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Es braucht etwas Zeit, Teds Gedanken zu verstehen, die so auf einen einprasseln, umso mehr wachsen er und sein Vater einem aber ans Herz.
„Ein Papagei in Brooklyn“ – so fühlen sich die beiden manchmal, völlig fehl am Platz, unnütz, nicht wissend, wohin sie gehören. David Duchovny beschreibt die Aufarbeitung dieser Vater-Sohn-Beziehung mit viel Gespür für Zwischentöne und kleine Momente, bei denen aber der Humor keinesfalls zu kurz kommt. Ein sehr schönes Buch, das gleichzeitig unterhält, bewegt und nachdenklich macht. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weitere Informationen des Verlags Heyne Encore. 

Dienstag, 23. Mai 2017

Krischan Koch "Backfischalarm"

Thies Detlefsens Töchter Telje und Tatje fahren mit der 10. Klasse ihres Gymnasiums auf Klassenfahrt nach Amrum. Doch schon auf der Überfahrt während eines Unwetters passiert auf der Fähre ein Mord und so muss Thies seinen Töchtern zügig hinterher, um zu ermitteln. Unterstützt wird er dabei im altbewährten Team von seiner Kollegin Nicole Stappenbeck aus Kiel. Bei seiner Frau Heike reicht das, um in ständiger Eifersucht auf die Kommissarin aus der Großstadt ständig bei Thies anzurufen, was nicht zum freundlichen Umgang miteinander beiträgt. Auch die bekannten Fredenbüller Größen aus der „Hitten Kist“ sind im neuen Buch von Krischan Koch wieder mit dabei. Die Ermittlungen könnten also auch im inzwischen fünften fredenbüller Krimi wieder äußerst turbulent werden.
Krischan Koch setzt in „Backfischalarm“ auf sein bewährtes Konzept von spannendem Mordfall und skurrilen Personen, was auch in diesem Fall wieder großartig aufgeht. Inzwischen sind mir Piet Paulsen, der Schimmelreiter und Imbissbesitzerin Antje richtig ans Herz gewachsen und mit dem Babysitten bei Nicoles Sohn Finn stellen sich ihnen bei diesem Fall durchaus neue und ungewöhnliche Aufgaben. Bei allem witzigen und abwegigen Umfeld fand ich den Kriminalfall an sich aber wieder sehr spannend gestrickt und nachvollziehbar, auch wenn Thies‘ ungeschicktes Auftreten die Ermittlungen oft eher erschwert als sie voranzubringen. Das weiß auch Nicole, die ihn dann regelmäßig zurechtweisen muss, was das Verhältnis der beiden schon sehr gut beschreibt.

Krischan Kochs Inselkrimi „Backfischalarm“ ist ein spannender und lustiger Krimi mit viel Lokalkolorit und tollen eigenständigen Charakteren, die die Story am Laufen halten. Die Lektüre macht immer wieder Spaß und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Krimi aus Fredenbüll. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des dtv Verlags.