Ninetto ist erst
neun Jahre alt, als er 1959 seine Heimat Sizilien verlässt und als
Arbeitsemigrant nach Mailand geht, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Er nimmt
Aushilfsjobs an als Austräger für eine Wäscherei und andere
Gelegenheitsarbeiten. Erst mit 15 Jahren darf man offiziell in einer Fabrik
anfangen und sehnsuchtsvoll wartet er darauf, ebenso wie auf die Hochzeit mit
der jungen Maddalena. Die Trauung vollzieht ein Cousin der Familie, obwohl sie
nicht volljährig sind. Bereits mit 16 Jahren lebt Ninetto wie ein erwachsener
Mann mit fester Arbeit und Ehefrau.
Marco Balzano
schreibt in seinem Roman „Das Leben wartet nicht“ auf sehr eindringliche Weise
über Ninettos Leben, das beispielhaft ist für zahlreiche Lebensentwürfe in den
60er Jahre in Italien. Im Süden gibt es kaum Arbeit, die Menschen leben in
Armut ohne Hoffnung. Die Region um Mailand in Norden mit ihrer Industrie und
zahlreichen Fabriken wirkt schon für Kinder wie ein Hoffnungsstreif am Horizont
und so machen sich viele in sehr jungen Jahren auf den Weg, um dort Geld zu
verdienen. Das große Ziel war mit 15 Jahren einen Job in einer Fabrik zu
bekommt, wie Ninetto bei Alfa Romeo. Das Schicksal von Ninetto ist anrührend
und lässt einen nicht los, trotz all der Armut und Hoffnungslosigkeit von der
er berichtet und seinem aktuellen Schicksal, von dem wir nur langsam erfahren,
sucht er nach wie vor nach einem Platz im Leben. Dieses Leben, das eben nicht
auf ihn gewartet hat, sondern geradezu einfach passiert ist, ohne ihn richtig
mitzunehmen. Ohne große Schulbildung, mit gescheiterten Träumen und einem
tagtäglichen Einerlei, das kaum Abwechslung bietet.
Dem Autor
gelingt es dabei auf wunderbare Weise, dem Leser Ninettos Gedanken nahe zu
bringen, obwohl es für unser privilegiertes Leben heute schwer nachvollziehbar
ist, dass neunjährige Kinder ihre Familie verlassen, um hunderte Kilometer
entfernt Arbeit zu suchen. Die Hoffnungslosigkeit von Ninettos Kindheit klingt
in jeder Zeile mit und hat mich wirklich berührt. Er versucht seinen Weg zu
machen und steht sich dabei eigentlich selbst im Weg, wie er feststellen muss.
„Das Leben
wartet nicht“ von Marco Balzano ist eine anrührende Geschichte, die keineswegs
nur Erfindung ist, sondern beispielhaft für das Leben zahlreicher junger
Menschen in den 60er Jahre in Südeuropa steht. Ein bewegendes und besonderes
Buch, das sehr zum Nachdenken anregt.
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