Lilly ist noch
ein junges Mädchen, als ihre Eltern Thea und Jacob Hirschvogel sich Ende des
19. Jahrhunderts einen Traum erfüllen und am Münchener Rindermarkt das Kaufhaus
„Hirschvogel“ eröffnen. Schnell werden sie zum Highlight der Innenstadt und
entwickeln das Kaufhaus immer weiter. Schon früh ist klar, dass Lilly wie ihre
Eltern für das Kaufhaus lebt und langsam wächst sie in die Aufgaben hinein, die
die Zukunft für sie bereithält. Doch schwierige Zeiten stehen Hirschvogels
bevor, besonders weil sie wie viele Kaufhausbesitzer Juden sind und oft wendet
sich die Stimmung gegen sie. Lilly muss kämpfen, um den Traum ihrer Eltern
weiterführen zu können, und dabei wenden sich nicht nur bekannte Widersacher
gegen sie und ihre Familie, auch viele Freunde entpuppen sich als falsch und
unzuverlässig.
Heidi Rehns
Roman „Das Haus der schönen Dinge“ ist ein umfassender Roman über eine
Kaufhausdynastie, die so zwar nie wirklich existiert hat, aber deren Leben Rehn
sehr realistisch und nachvollziehbar beschreibt. Das Buch erstreckt die
Geschichte über drei Generationen, wobei Lilly als mittlere die ganze Zeit im
Mittelpunkt des Romans steht. Am Beispiel der Familie Hirschvogel geht es um
die bewegende Zeit in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die späten
30er Jahre, eine Zeit gezeichnet vom ersten Weltkrieg, von Wirtschaftskrisen
und dem Aufstieg der Nazis. Waren die Hirschvogels zu Beginn noch angesehene
Bürger der Stadt und königlicher Hoflieferant, sehen sie sich nach dem Krieg
immer stärkeren Anfeindungen ausgesetzt. Sehr gut deutlich wird hier, wie viele
Menschen sich plötzlich auf die Seite der lauten Mehrheit gestellt haben, um
nicht anzuecken und so auch langjährige Weggefährten im Stich ließen. All das
beschreibt Rehn bewegend und mitreißend, mit einer sehr sympathischen
Hauptfigur, die dennoch nicht fehlerlos ist. Lilly ist mir von der ersten Seite
an ans Herz gewachsen, ebenso wie ihre Eltern und Geschwister, so
unterschiedlich sie auch alle sind.
„Das Haus der
schönen Dinge“ ist ein wunderschöner historischer Roman, in den man einfach
versinken kann und bei dessen Lektüre man die Zeit um sich herum völlig
vergisst. Heidi Rehn beschreibt eine funkelnde Welt, die auch viele Schatten
hat und gemeinsam mit Lilly durchleidet man die schwierigsten Episoden des 20.
Jahrhunderts. Mich hat der Roman uneingeschränkt überzeugt und ich konnte gar
nicht mehr aufhören, weiterzulesen.
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