Donnerstag, 29. Juli 2021

Lucy Foley "Sommernacht"

 

Die Hochzeit von Julia und Will auf einer abgelegenen Insel soll etwas ganz Besonderes werden. Doch auf diesem engen Raum scheinen die Konflikte der Hochzeitsgäste schneller zu Tage zu treten als sonst und als ein Unwetter über Insel aufzieht, ist es nicht nur der Sturm der bedrohlich wirkt. Als im Moor während der Hochzeit eine Leiche gefunden wird, könnte eigentlich jeder Täter oder Opfer sein. Es ist eine beunruhigende Situation und keinem ist mehr nach Feiern zu Mute.

Lucy Foley erzählt äußerst geschickt in vielen Rückblenden von dieser außergewöhnlichen Hochzeit und den Vorgeschichten der Teilnehmer. So baut sie ein unglaublich spannendes und fast gruseliges Szenario auf, das den Spannungsbogen wunderbar halten kann und einen als Leserin oder Leser von der ersten Seite an absolut gefangen nimmt. Eigentlich wählt sie hierfür ein altbekanntes Szenario, sperrt man unterschiedliche Menschen auf engem Raum ein, brechen irgendwann alle Konflikte auf und eskalieren gnadenlos. Durch ihr wunderbar gewähltes Personal wirkt der Plot jedoch nie bekannt oder überholt, Foley schafft eine gnadenlose Spannung von der ersten bis zur letzten Seite.

„Sommernacht“ ist ein unfassbar spannender und großartig geschriebener Thriller, den ich von Anfang an kaum noch aus der Hand legen konnte.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Penguin Verlags. 

Das Buch wurde vom Verlag Penguin Random House als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Mittwoch, 21. Juli 2021

Katherine Webb "Besuch aus ferner Zeit"

 

Als Livs Vater spurlos verschwindet, zieht sie in seine Wohnung, um nach Spuren zu suchen. Sie will nicht akzeptieren, dass seine Depression ihn vermutlich in den Suizid getrieben hat. Zusätzlich trauert sie um ihren Sohn, der vor kurzem tot auf die Welt gekommen ist. In dieser emotional schwierigen Situation beginnen immer verrücktere Träume, sie um den Schlaf zu bringen. Sie sucht nach einem Baby, hört Frauenstimmen und beginnt immer mehr, den Unterschied zwischen Traum und Realität zu verwischen. Sind es wirklich nur Hirngespinste, die Liv so durcheinanderbringen oder ist es doch mehr? Und was hat es mit dem Auftrag auf sich, den ihr Vater kurz vor seinem Verschwinden einem Historiker gegeben hat, mehr über das alte Haus, in dem er lebt, herauszufinden?

Ich habe etwas gebraucht, um mich auf diese Geschichte einzulassen, da ich wirklich wenig Zugang zu übersinnlichen Geschichten und ähnlich spirituell angehauchten Romanen habe. Für mich gehört sowas eigentlich in den von mir eher nicht beachteten Bereich Fantasy. Doch Katherine Webb schreibt gewohnt flüssig und anschaulich und hat mit Liv eine Protagonistin geschaffen, die einen einfach anrühren muss. Ihre ganze verdrängte Trauer scheint sich in den verrückten Träumen niederzuschlagen, gleichzeitig lernen wir über einen anderen Zeitstrang der Geschichte jedoch auch die Figuren kennen, von denen sie zu träumen scheint. Eine grausame Geschichte könnte sich hier abgespielt haben, deren Schatten Liv bis heute belasten. Was wirklich dahinter steckt, sollte jeder Leserin und jeder Leser selber herausfinden. Mir hat der Roman am Ende ganz gut gefallen, auch wenn es nicht wirklich das ist, was ich bei Katherine Webb erwartet hatte.

„Besuch aus ferner Zeit“ ist ein gut lesbarer Roman, der die Grenzen zwischen Fantasy und einem historischen Roman geschickt verwischt. Wer einen Hang zu mysteriösen Geschichten hat, ist hier definitiv an der richtigen Stelle.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diana Verlags. Das Buch wurde von der Verlagsgruppe Penguin Random House kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Mittwoch, 7. Juli 2021

Emily Walton "Miss Hollywood. Mary Pickford und das Jahr der Liebe"

Es ist 1916 in New York und Mary Pickford ist ein großer Star der Stummfilmwelt. Sie ist ehrgeizig und diszipliniert, denn es liegt an ihr, die Familie vor der Armut zu schützen und zu ernähren. Sie ist verheiratet mit ihrem Kollegen Owen, doch dessen mangelnder Erfolg führt zu Neid und zu viel Alkohol. In Douglas Fairbanks trifft sie einen Mann, der ihr nicht nur ein guter Freund ist, sondern sie auch künstlerisch versteht. Sie verliebt sich in ihn, auch wenn diese Liebe keine Zukunft hat.

Leider konnte mich dieses Buch nicht wirklich überzeugen. Auch wenn ich die Idee sehr gut finde und die Stummfilmwelt sehr spannend ist, empfand ich die Umsetzung als nicht sehr gelungen. Über weite Teile des Romans folgt man Marys Gedanken, die sich immer wieder damit beschäftigen warum ihre Liebe zu Douglas Fairbanks keine Zukunft hat und warum sie sich nicht von ihrem Mann trennen kann. Es passiert einfach zu wenig und die Figuren sind so flach und farblos, dass die Geschichte mich einfach nicht erreichen konnte. Mary wirkt so passiv und fast schon lustlos, dass man sie am liebsten durch die Geschichte jagen möchte, um voranzukommen. Auch die anderen Charaktere bleiben blass, obwohl Marys Mutter für sie eine große Rolle spielt, gibt es kaum Informationen über sie und Marys Ehemann ist eher ein Schatten am Rande der Geschichte.

Alles in allem fand ich Emily Waltons Roman „Miss Hollywood. Mary Pickford und das Jahr der Liebe“ leider nicht besonders empfehlenswert, die Geschichte ist langatmig und plätschert ohne Spannung dahin. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Heyne Verlags. Das Buch wurde von der Verlagsgruppe Penguin Random House als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Freitag, 2. Juli 2021

Melissa Harrison "Vom Ende eines Sommers"

England 1933: Edie ist vierzehn Jahre alt und lebt mit ihrer Familie auf dem Land. Sie führen einen klassischen Bauernhof mit Weizen und Gerste, sind abhängig von den Jahreszeiten und dem Wetter. Als die Journalistin Connie in den Ort kommt, um für eine Zeitung über das traditionelle Landleben zu schreiben, rüttelt sie Edie auf und zeigt ihr, was jenseits ihrer begrenzten Welt sein könnte. Doch sie stiftet auch Unfrieden und stört gewohnte Abläufe. Der Sommer wird kein typischer Sommer für Edie und ihre Familie, und doch ist die immer gleiche Arbeit zu erledigen.

„Vom Ende eines Sommers“ von Melissa Harrrison ist ein Roman, der von der ersten Seite an fasziniert. Edies Gedanken und Erfahrungen berühren einen beim Lesen sofort und ihre Naivität und Unerfahrenheit sind bedrückend und gleichzeitig so typisch für die Mädchen ihrer Zeit. Mich hat die Autorin mit ihrer wunderschönen Sprache sofort in die Geschichte hineingezogen und ich wollte immer wieder zu Edie in ihre Welt abtauchen. Die Journalistin Connie ist hingegen eine kontroverse Figur, die den Ort gewaltig aufmischt. Doch auch sie strahlt gerade was die Landarbeit betrifft eine unfassbare Naivität aus, wie sie bei Edie in Bezug auf die Liebe und das Leben allgemein zu finden ist. Hier treffen sich die beiden so unterschiedlichen Figuren wieder und es schließt sich der Bogen um die ganze Geschichte.

Die  gesamte Konstruktion ist so gelungen und in sich stimmig, dass man die Autorin nur beglückwünschen kann. Ihr ist mit „Vom Ende eines Sommers“ ein wunderschöner, fast schon poetischer Roman gelungen, der einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Dumont Buchverlags. 

Das Buch wurde vom Dumont Buchverlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Freitag, 11. Juni 2021

Svea Jensen "Nordwestzorn. Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording."

 

Ein alter Vermisstenfall beschäftigt Anna Wagner, Leiterin einer neuen Vermisstenstelle der Polizei in Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit dem Dienststellenleiter Henrik Norberg aus St. Peter-Ording und ihrem Mitarbeiter Nils Scheffler untersucht sie den Fall des verschwundenen Jungen Florian Berger, der vor 16 Jahren aus einem Ferienheim als vermisst gemeldet wurde. Die Nachforschungen ergeben schnell zahlreiche Ungereimtheiten und auch die alten Akten werfen Fragen auf, ob bei den Ermittlungen alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Was wirklich hinter diesem Fall steckte, konnten sich die Ermittler aber selbst in ihren kühnsten Träumen nicht ausmalen.

Dies ist der zweite Band der Soko St. Peter-Ording um Anna Wagner und wie im ersten Band ist es eine angenehme Mischung aus spannendem Kriminalfall und privaten Erlebnissen der Ermittler. Beruflich und privat verschmilzt schon dadurch sehr schnell, dass Anna Wagner bei den Schwiegereltern ihres Kollegen Norberg wohnt und so lernt man die Figuren schnell kennen. Die Konstellation funktioniert sehr gut und so laufen auch die Ermittlungen schnell rund. Der Vermisstenfall ist zudem sehr spannend und für die Leserinnen und Leser bleibt lange unklar, was genau hinter dem Verschwinden des Jungen stecken könnte. Die Auflösung ist dann umso überraschender. An der einen oder anderen Stelle hätte ich mir gewünscht, dass mehr Figuren eingebunden würden, zum Beispiel spielt Nils Scheffler eine sehr untergeordnete Rolle, was ich schade finde.

„Nordwestzorn“ von Svea Jensen ist ein gelungener Krimi, der sehr routiniert geschrieben wirkt. Etwas mehr und detaillierter beschriebenes Personal hätte ihn meiner Meinung nach unterhaltsamer gemacht, das ist aber das einzige, was ich zu bemängeln habe.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Harper Collins. 

Das Buch wurde vom Verlag über das Programm "Buchflüsterer" von www.buecher.de kostenlos zur Verfügung gestellt. 

Mittwoch, 9. Juni 2021

Joséphine Nicolas "Tage mit Gatsby"

 

Zelda und Scott Fitzgerald sind schillernde Figuren des New Yorker Partylebens der 20er Jahre, doch ihre Ehe ist nicht immer glücklich. Zelda ist eine starke Persönlichkeit, die sich nicht einfach unterordnen und Scott in seinen Bestrebungen blind unterstützen will. Damit Scott endlich Ruhe zum Schreiben findet, reisen sie 1924 mit ihrer Tochter nach Südfrankreich. Doch auch hier kommen die Fitzgeralds nicht zur Ruhe und Scott und Zelda reiben sich immer mehr aneinander. Können sie so überhaupt noch zusammenleben?

„Tage mit Gatsby“ ist ein fiktiver Roman entlang historischer Tatsachen, geschrieben aus der Sicht von Zelda Fitzgerald. Gerade diese Perspektive hat mich an dem Roman besonders beeindruckt, da sie einem das Leben der Fitzgeralds sehr nahe bringt. Mein Eindruck ist, dass gerade Zelda in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses gerückt ist, ihr tragisches Schicksal und das Leben an der Seite des berühmten Autos machen sie auch für die Literatur zu einer interessanten Figur. Joséphine Nicolas schafft es auf wunderbare Weise, einem das Innere von Zelda nahezubringen und sie trotz ihrer gerade wie Vergnügungssucht wirkenden Eigenarten nicht nur als oberflächlicher Flapper darzustellen, sondern auch als innerlich zerrissene Frau auf der Suche nach einer eigenen Rolle an der Seite von Scott und als Mutter von Scottie.

Joséphine Nicolas‘ Buch „Tage mit Gatsby“ vermittelt ein sehr gutes Bild vom Ehepaar Fitzgerald und macht gleichzeitig viel Freude bei der Lektüre. Toll geschrieben und aus einer interessanten Perspektive, das kann ich nur weiterempfehlen.

✭✭✭✭✭

Hier geht es zu weiteren Informationen des Dumont Verlags. 

Das Buch wurde vom Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. 

Montag, 7. Juni 2021

Dieter Katz "Föhr & Amrum"


 

Diesen Sommer ist das Reisen wieder etwas anders und viele sind auf der Suche nach einem Reiseziel in der Nähe. Da kommt der neue Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag zu „Föhr & Amrum“ genau richtig. Dieter Katz stellt nicht nur die zwei Inseln vor, sondern die gesamte Region mit den Nachbarinseln, die zu Ausflügen einladen, wie zum Beispiel Sylt und Helgoland.

Der Reiseführer ist wieder einmal absolut empfehlenswert, sehr schön systematisch aufgebaut erleichtert er die Orientierung vor Ort und gibt wertvolle Tipps. Obwohl er sehr kompakt ist, gibt es dennoch viele schöner Bilder, die einem bei der Reiseplanung als Inspiration dienen können und einfach Lust auf Urlaub machen. Auch der Teil mit den Touren und Wanderungen gefällt mir ausgesprochen gut, hier ist dann gar kein spezieller Wanderführer mehr nötig, sondern man hat alles in einem Buch und kann vor Ort sofort loslegen.

Der Reiseführer „Föhr & Amrum“ von Dieter Katz ist meiner Meinung nach absolut gelungen und bietet sogar noch mehr, als der Titel verspricht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Michael Müller Verlags. 

Das Buch wurde vom Verlag kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.