Fickel arbeitet im beschaulichen Meiningen in
Südwestthüringen als sogenannte „Terminhure“, er lungert also im Hochsommer am
Gericht rum, und springt ein, wenn ein Anwalt gebraucht wird. So landet er auch
bei der „Roten Elfriede“, Meiningens ehemaliger Bürgermeisterin und überzeugter
Kommunistin. Er soll ihr vor Gericht eine Brahmspartitur zurück erstreiten, die
der Vorsitzende des Meininger Heimatvereins nicht wieder rausgeben soll. Doch
schon kurz nach dem gewonnenen Gerichtsstreit ist Elfriede Langguth tot – kann das
wirklich Zufall sein?
Fickels beschauliches Leben gerät durch den Tod von Elfriede
ganz schön aus den Fugen, dass er dabei noch mit seiner resoluten Exfrau, der
Oberstaatsanwältin Gundelwein, konfrontiert wird, kann ihm auch nicht gefallen.
Was die zwei einmal zusammenbrachte, bleibt beim Lesen ein absolutes Rätsel, die
auf Karriere bedachte Oberstaatsanwältin könnte kein größerer Gegensatz zum
völlig karriere- und ambitionslosen Fickel sein.
Die Geschichte ist außerordentlich unterhaltsam und witzig
geschrieben, was größtenteils auf die kuriosen – menschlichen wie tierischen-
Charaktere zurückzuführen ist. Dass diese sich, wie in der Figur des maulwurfsartigen
Archivars des Schlosses dann auch manchmal noch vermischen, macht es umso
witziger. Beim Lesen erwischt man sich immer wieder beim Kichern und
Schmunzeln, so dass es der Geschichte kaum einen Abbruch tut, wenn der Plot
manchmal etwas künstlich und die Auflösung etwas sehr gewollt erscheint. Es ist
in erster Linie ein unterhaltsames, witziges Buch und kein Krimi mit
Hochspannung, wo man nur wissen will, wer nun der Mörder ist. Die Krimihandlung
scheint eher ein Nebenprodukt der Vorführung skurriler Meininger Charaktere.
„Das Schlossgespinst“ ist der bereits Fickels dritter Fall,
doch auch ohne Vorkenntnis lässt sich das Buch problemlos lesen. Wer mehr ein
lustiges Buch sucht als einen spannenden Krimi, ist hier auf jeden Fall
richtig. An die perfekte Verbindung von Humor und Kriminalhandlung wie bei Wolf
Haas reicht es leider nicht heran.
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