Vincent ist
Franzose, lebt aber mit seiner Frau und seinen Töchtern in London, wo er eine
gutgehende Restaurant-Kette betreibt. Als seine Frau ihm überraschend eröffnet,
dass sie etwas Zeit für sich braucht und mit den Kindern zu ihren Eltern fährt,
lässt er sich von ihr überreden, in der Zeit auch seine Familie in Frankreich
zu besuchen. Doch statt auf eine glückliche Familie trifft er auf
Schweigsamkeit, stille Vorwürfe und Geheimnisse. Mit der Zeit wird klar, dass
die Probleme schon lang zurückliegen und Vincent selbst nicht unschuldig an der
Situation ist.
„This is not a
love song“ von Jean-Philippe Blondel ist ein sehr kraftvoller, aber auch
ruhiger Roman über einen Mann, der sich ungewollt mit seiner Vergangenheit
konfrontiert sieht. Er hatte sich in London ein Leben aufgebaut und seine Zeit
in Frankreich davon völlig abgeschlossen. Er sieht auf seinen Bruder und seine
Eltern herab, die nie aus dem kleinen Ort in Frankreich rausgekommen sind und
seiner Meinung nach keine Ambitionen haben. Vincent ist keine besonders
sympathische Hauptfigur, er wirkt selbstgerecht und verurteilt seine
Mitmenschen für ihr Leben. Es herrscht eine unglaubliche Sprachlosigkeit
zwischen den Charakteren des Buches, obwohl es Dinge zu erzählen geben,
Diskussionen geführt werden müssten, scheinen sich alle nur schweigend anzublicken.
Vincent wirft
seiner Familie vor, ihm nicht erzählt zu haben, was mit seinen alten Freunden
geschehen ist, gleichzeitig hat er sich nie bei Ihnen gemeldet, in dem Moment
als er Frankreich verließ hat er das Interesse an ihnen verloren. Er dachte, er
könnte in dieser Woche einfach an alte Zeiten anknüpfen und ist hin und
hergerissen zwischen der Wut auf die Welt und alle anderen und die Wut auf sich
selber, weiß nicht was er tun soll und will gleichzeitig keine Verantwortung
übernehmen. Sein Ziel ist einfach nur, die Woche zu überstehen und zurück nach
England zu fahren, weit weg von allem, was in verunsichern oder sein Leben in
Frage stellen könnte.
Blondel schreibt
all dies in einer sehr kurzen, aber dennoch fast poetisch anmutenden Sprache.
Die Abgehacktheit vieler Sätze lässt einen das Gefühl haben, sehr nah an
Vincent dran zu sein, seinen Gedanken direkt zu folgen und seiner Zerrissenheit
nachzuspüren. „This ist not a love song“ ist ein besonderes Buch, es braucht
Zeit, man muss sich fallen lassen und sich auch auf die eigene Diskussion einlassen.
Welche Verantwortung haben wir für unsere Mitmenschen? Inwieweit sind wir
verpflichtet, für sie da zu sein, können wir uns als unabhängige Insel betrachten,
ohne Familie, Freunde, Beziehungen? Vincent scheint in einem Selbstbetrug zu
leben, aus dem ihn nichts wirklich rausreißen kann, in London erwartet ihn
seine perfekte, rosarote Welt. Doch mit diesen Fragen wird auch er weiterleben
müssen.
Blondel hat mit „This
is not a love song“ wunderbares Buch für ganz besondere Lesemomente geschaffen.
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