Im Herbst diesen Jahres wird sein letztes Buch "Der Betrachter - Aufzeichnungen 1991 - 2001" in Deutschland im Rowohlt Verlag erscheinen.
Donnerstag, 31. März 2016
Imre Kertész (1929 - 2016)
Räume der Erkenntnis | Monumente Online
Für alle, die nicht nur gerne lesen sondern auch Bibliotheken in all ihren Arten und Formen lieben, gibt es einen großartigen Artikel von "Monumente - Magazin für Denkmalkultur in Deutschland" über die Geschichte der Bibliotheken mit Bildern der schönsten und ältesten Bibliotheken in Deutschland.
Den Artikel findet ihr hier:
Räume der Erkenntnis | Monumente Online
Mittwoch, 30. März 2016
Durian Sukegawa "Kirschblüten und rote Bohnen"
In dem Roman „Kirschblüten und rote Bohnen“ geht es um den Imbissmitarbeiter Sentaro, der nach seiner Zeit im Gefängnis nur seine Schulden abarbeiten will und keinerlei Liebe zu seiner Arbeit empfindet, und die alten Dame Tokue, die in einem Sanatorium lebt und bei Sentaro als Aushilfe anfängt. Sie zeigt ihm, wie er die roten Bohnen für sein Essen per Hand zubereiten kann und vermittelt ihm gleichzeitig, seine Arbeit als eine größere Aufgabe zu sehen als nur eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Die Geschichte von Sentaro, Tokue und später auch dem einsamen Mädchen Wakana ist eine wunderbar leise und einfühlsame Geschichte. Durch das Aufeinandertreffen der Personen ändert sich ihr Leben, doch nicht mit einem Knall in eine völlig andere Richtung, sondern im ganz Kleinen, in dem jede Entscheidung ein wenig anders bewertet wird. Sentaro lernt, seine Liebe und Energie in etwas zu stecken, das ihm wichtig ist und was es bedeuten kann, Erfolg mit etwas zu haben. Gleichzeitig ist es eine Geschichte über Vorurteile, denn Tokue ist durch eine Krankheit entstellt und wird deshalb von den Menschen gemieden. Durch die Arbeit im Imbiss wirkt sie im hohen Alter das erste Mal frei von den Einschränkungen, die ihr ihre Krankheit auferlegt hat.
Das Zusammentreffen der Menschen in dieser Geschichte bewirkt etwas Wunderbares, auch wenn es traurige Momente gibt, überwiegt beim Lesen das Gefühl, das jetzt etwas richtig ist, da die drei sich gefunden haben. Sie geben sich Halt und inspirieren einander auf völlig unterschiedliche Weise . Sie geben sich einen leichten Wink in eine neue Richtung, einen neuen Versuch im Leben. „Kirschblüten und rote Bohnen“ bezaubert durch seine Zartheit und die liebevolle Erzählweise von Durian Sukegawa. Obwohl über der Geschichte eine Melancholie schwebt, die man nicht richtig greifen kann, lässt einen das Buch nie traurig zurück, sondern voller Hoffnung auf alles was noch kommen mag. Es ist ein besonderes Buch für besondere Lesemomente.
Das Buch wurde in Japan bereits verfilmt und momentan läuft der Film auch in einigen deutschen Kinos.
Kate Morton "Das Seehaus"
Sadie Sparrow wurde als Polizistin vom Dienst suspendiert,
weil sie sich nicht an die Regeln gehalten und Informationen an die Presse
weitergegeben hat. Um abzuschalten fährt sie zu ihrem Großvater Bernie nach
Cornwall, wo sie beim Joggen ein einsames Haus entdeckt. Alles wirkt, als wäre
es fluchtartig verlassen worden und nach einigen Recherchen findet Sadie
heraus, was auf dem Grundstück vorgefallen ist: In den dreißiger Jahren ist der
Sohn der dort lebenden Familie Edevane spurlos verschwunden und nie wieder
aufgetaucht. Kurz danach verließ die Familie das Haus und zog nach London. Der
ungelöste Fall reizt Sadie als Polizistin und lenkt sie von ihren eigenen
Problemen ab. Schnell steckt sie mitten drin in ihrer eigenen Ermittlung und begibt
sich auf die Suche nach den Hintergründen von Theo Edevanes Verschwinden.

Als Leser kommt man nicht umhin, beide Figuren zu mögen und
sie mit viel Zuneigung durch ihre Geschichte zu begleiten. Kate Morton erzählt
die Handlung auf mehreren Zeitebenen im Verlauf des 20. Jahrhunderts über die
Zeit der zwei Weltkriege hinweg, so dass man immer etwas mehr Informationen hat
als die beiden Hauptfiguren, was ihre Geschichten umso spannender macht.
Besonders mit Alices Mutter Eleonore schafft die Autorin eine fast tragische,
gefangene Gestalt, die all das wurde was sie nie sein wollte.
„Das Seehaus“ ist eine sehr komplexe Geschichte, die nie ihre
logische Struktur verliert. Bis zum Schluss hält die Autorin die Fäden in der
Hand und führt den Leser mehr als einmal an der Nase rum, der ganz im Stil des
Privatdetektivs aus Alice Edevanes erfolgreichen Krimis schon meinte, den Fall
gelöst zu haben. Ein großartiges, spannendes und mitreißendes Buch, das einen
einfach nicht loslassen will. Hier geht es zur Leseprobe des Diana Verlags.
Donnerstag, 24. März 2016
Eve Chase "Black Rabbit Hall"
Irgendetwas zieht Lorna an diesem Haus magisch an: Black
Rabbit Hall, ein herrschaftliches Anwesen in Cornwall wie aus längst vergangenen
Zeiten. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Jon schaut sie sich das Haus als Hochzeitslocation
an und Lorna ist sofort von dem Haus fasziniert. Sie beginnt, die Geschichte
des Hauses zu recherchieren und stößt auf eine tragische Geschichte.

„Black Rabbit Hall“ ist spannend, bewegend, traurig und
liebevoll zugleich und sich mit Lorna gemeinsam auf die Spurensuche in der
Familie Alton zu begeben, kann ich nur jedem Leser empfehlen.
Mittwoch, 23. März 2016
Moritz Matthies "Dickes Fell"
Gelesen wird das Hörbuch wieder von Christoph Maria Herbst,
der den Text großartig inszeniert. Die Gespräche der Erdmännchen, die bei
Herbst alle eine sehr individuelle Tonlage und Aussprache bekommen, sind an
Komik kaum zu überbieten und auch die Verständigungsschwierigkeiten zwischen
Erdmännchen, Mensch und Gorilla sorgt für einige Unterhaltung. Dennoch ist die
Geschichte keineswegs nur sinnlos und albern. Phils Familie muss vor einem
Gangsterboss beschützt werden und Rufus und Ray sind gezwungen, einiges an Witz
aufzubieten, um sich in der Menschenwelt durchzusetzen. Sehr hilfreich ist
dabei, dass Rufus das wohl einzige Erdmännchen ist, das fließend lesen und
schreiben kann, ein IPad hat und in der Lage ist, sich in Computersysteme zu
hacken. Jedes Tier ist ein einzigartiger Charakter und arbeitet wie ein
professionelles Team aus Polizisten an der Lösung des Falls, was die Geschichte
nicht nur witzig, sondern auch hochspannend macht.
Ich war wieder einmal begeistert von dem Hörbuch zu „Dickes Fell“ von Moritz Matthies und freue mich schon auf den nächsten Fall der
Erdmännchen-Detektive.
Freitag, 18. März 2016
Katherine Webb "Italienische Nächte"
Apulien im Jahre 1921. Die junge Engländerin
Clare reist mit ihrem Stiefsohn Pip nach Gioia de Colle, um ihrem Mann Boyd
beizustehen, der als Architekt für einen örtlichen Großgrundbesitzer sein Haus
umgestalten soll. Doch statt eines ruhigen Sommerurlaubs erlebt Clare die
Konfrontation der reichen Grundbesitzer und den hungernden Tagelöhnern hautnah
mit und gerät sogar zwischen die Fronten. Während ihr Gastgeber immer
geheimnisvoller für sie wird, lässt sie sich auf eine verhängnisvolle Liebesaffäre
ein, die ihre ganze Familie in den Abgrund reißen könnte.
Wer bei „Italienische Nächte“ noch an
eine kitschige Liebesgeschichte vor den Sonnenuntergängen der Amalfi-Küste
dachte, wird im Verlauf der Geschichte äußerst positiv überrascht. Der Autorin
gelingt es, Clares Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der erbitterten Kämpfe
der Tagelöhner in Süditalien um ein Minimum an Nahrung und dem Aufbruch des
Faschismus in Italien zu zeigen. Clare ist schockiert, als sie sich mit der Realität
der einfachen Menschen konfrontiert sieht, umso mehr als sie erfährt, dass ihr
Gastgeber Leandro früher selbst zu einer ihrer Familien gehörte und dennoch
nichts gegen das Elend zu unternehmen scheint. Ein großes Geheimnis macht
dieser zudem um die Herkunft seines Geldes, klar ist nur, dass er Clares Mann
in New York kennengelernt hat.
Katherine Webb hat nicht nur eine
großartige Liebesgeschichte geschrieben, sondern auch einen unglaublich
spannenden Roman über die gesellschaftlichen Strukturen im Süditalien Anfang die
zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts, den Einfluss des ersten Weltkriegs auf
die Menschen und das erste Aufblitzen des Faschismus, der Italien später
im Zweiten Weltkrieg an die Seite
Deutschlands stellte. Durch die Konzentration auf einen kleinen Ort und ein
streng begrenztes Personal ist es für den Leser wie der Blick durch ein
Schlüsselloch auf einen kurzen Moment in Raum und Zeit, der dennoch das Leben
so vieler Menschen verändert. Ein großartiges Buch, dass viel mehr hält als das
romantische Cover verspricht.
Hier geht es zur Leseprobe vom Diana Verlag.
Dienstag, 15. März 2016
Melanie Summer "Eine Therapie für Aristoteles"
Aristoteles, genannt Aris, ist 12 Jahre alt und lebt mir ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder in Georgia. Dort sind sie nach dem Tod ihres Vaters hingezogen und seit dem leben sie mehr oder weniger in einem ständigen Chaos, einem auf und ab aus Glück und Verzweiflung. In „Eine Therapie für Aristoteles“ beschreibt Aris dieses Leben, während sie, um sich selbst in dem Chaos zu therapieren, gleichzeitig einen Roman über dieses Leben schreibt. Und so ist dieses Buch gleichzeitig die Geschichte, wie Aris einen Roman schreibt als auch der Roman, den Aris in dem Buch schreibt, was für viele witzige und unterhaltsame Momente sorgt.
Bei Ihrer Arbeit orientiert sie sich an dem Ratgeber „Romane schreiben in 30 Tagen“ und steht dementsprechend etwas unter Zeitdruck, denn nach 30 Tagen soll ihr Roman auch fertig sein. Sie schreibt ihn aber nicht nur als Therapie, sondern wie sie dem Leser erklärt, um die Familie vor dem finanziellen Ruin zu retten (natürlich muss ihr Roman ein Bestseller werden). Ihre Mutter arbeitet am College und verdient schlecht, ihr Bruder muss wegen psychischer Probleme eine Therapie machen und ihre Großeltern erinnerten mich beim Lesen immer mehr an die Großeltern aus „Gilmore Girls“, die es zwar gut meinen, aber dies auf eine furchtbare Art und Weise kommunizieren, ohne Rücksicht auf die Gefühle von Aris und ihrer Mutter.
Melanie Summer hat mit „Eine Therapie für Aristoteles“ ein kluges und unterhaltsames Jugendbuch geschrieben, dass alle Themen von Liebeskummer über Familienprobleme bis zum Schulproblemen anspricht und dabei sehr viel Spaß macht.
Sonntag, 13. März 2016
Lucy Foley "Die Stunde der Liebenden"

Lucy Foley schafft mit „Die Stunde der Liebenden“ einen wunderbaren Bogen zwischen dem Leben von Kate und dem Leben ihrer Großmutter in den 20er und 30er Jahren, als sie den zu Kates Lebzeiten berühmten Maler Tom Stafford kennenlernte. Durch Rückblenden erfährt Kate Stück für Stück ihre Familiengeschichte und als Leser entdeckt man dadurch gemeinsam mit der Hauptfigur die vielen Geheimnisse, die ihre wahre Großmutter Alice verborgen hat. Das Leben von Alice wird sehr anschaulich beschrieben und der Autorin gelingt es ausgezeichnet, sowohl Alice und ihre Motive als auch Kates Wut zu verstehen, dass diese ihre Mutter damals im Stich gelassen hat. Sie ist hin und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihre Geschichte zu kennen und der Angst, damit ihre Adoptivgroßmutter nachträglich noch zu hintergehen, weil sie ihre Rolle durch die Suche nach Alice in Frage stellt. Diese schwierige Geschichte einer jungen und unsicheren Frau beschreibt Lucy Foley vor der wunderschön erzählten Kulisse von Liebe, Angst und Eifersucht. Es hat sehr viel Freude gemacht, sich mit Kate auf die Suche nach ihren Geheimnissen zu begeben und die Geschichte von Alice Stück für Stück kennenzulernen. Ob Kate wirklich die ganze Geschichte erfährt und ob es das ist, was sie sich erhofft hat muss jeder Leser gemeinsam mit Kate herausfinden. „Die Stunde der Liebenden“ von Lucy Foley ist ein äußerst gelungener Debütroman, man darf gespannt sein auf den nächsten Roman der Autorin.
Dienstag, 8. März 2016
Rita Falk "Griessnockerlaffäre"
Franz Eberhofer
wird als Kommissar selbst Verdächtiger in einem Mordfall: Sein ungeliebter
Vorgesetzter Barschel wird nach einer Hochzeitsfeier, auf der auch war, Tod
aufgefunden, mit Eberhofers Messer ermordet. Doch der örtliche Richter schützt
ihn vor der Verfolgung durch seine Kollegen, so dass er in Ruhe selbst
ermitteln und mit seinem ehemaligen Kollegen und jetzigem Privatdetektiv
Birkenbacher den Fall aufklären kann. Nebenbei gibt es auch noch einige private
Verwicklungen, als eine Jugendliebe seiner Oma wieder auftaucht und das
geruhsame Familienleben durcheinander bringt
Leider ist die
Geschichte an den Haaren herbeigezogen und Franz Eberhofer wirkt nicht wie ein
sympathischer Provinzpolizist sondern wie ein überheblicher Macho, der weder
Respekt vor Frauen noch vor seinen Freunden hat. Seine Immer-mal-wieder-Freundin
Susi betrügt er nach Strich und Faden, ohne dass es ihm auch nur Leid tut und
dass sie in einer unglaublich dümmlichen Art ihm einfach alles durchgehen
lässt, in der Hoffnung, dass er ihr doch irgendwann im Leben noch einmal einen
Antrag macht, ist nur schwer zu ertragen. Dir Mordgeschichte erscheint auch
eher unlogisch und unglaubwürdig und ist eh nur Nebenschauplatz in einem Buch,
in dem es eigentlich nur darum geht, wer wann an der Theke sitzt und Bier
trinkt, wer wem Leberkäsesemmeln verkauft und warum die Oma eigentlich ein
eigenes Leben haben darf.
Das einzig Gute
an diesem Hörbuch ist Christian
Tramitz, der dem Franz Eberhofer wieder seine Stimme leiht und aus der
Geschichte durch seine Darstellung wirklich noch das Allerbeste rausholt. Die Geschichte
an sich war es meiner Meinung nach nicht wert, erzählt oder gelesen zu werden.
Montag, 7. März 2016
Margarete Bertschik "Zeit der Kornblumen"
Marie Hofstedde wird auf einem kleinen Bauernhof während des
Ersten Weltkriegs geboren. Als Tochter eines Bauern erlebt sie schon in jungen
Jahren die harte Arbeit auf dem Hof und geht später als Magd zu einem
Großbauern, bevor sie einen Bauernsohn aus der Umgebung heiratet. Erst nach dessen
Tod hat sie den Mut, sich ihre Träume zu erfüllen und ein neues Leben zu wagen.
Margarete Bertschick beschreibt in ihrem Roman „Zeit der
Kornblumen“ das Leben von Marie Hofstedde von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tod
mit 92 Jahren. Die Beschreibungen der Personen und der Umgebung sind dabei sehr
liebevoll gestaltet und es ist interessant, Marie durch ein ganzes Jahrhundert
zu begleiten. Durch Zeitsprünge erhöht die Autorin die Spannung, da man Maries
Leben nicht chronologisch folgt, sondern immer einmal wieder in die Zukunft springt.
Leider empfand ich das Buch davon abgesehen nicht als besonders spannend oder
mitreißend. Zwar erfährt man einiges über Marie und ihrer Familie, eine
wirkliche Beziehung zu ihr konnte ich beim Lesen jedoch nicht aufbauen. Sie
führt ein Leben, wie es für die Zeit in der sie geboren wurde absolut typisch
war und passt sich im Laufe der Zeit den moderneren Vorstellungen an. Dennoch
fehlte mir etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches, was Maries Geschichte
erzählenswert macht. Warum sie und nicht eine der vielen anderen Frauen, die
das gleiche erlebt haben?
Wer sich für die Geschichte des 20. Jahrhunderts
interessiert, bekommt mit diesem Roman am Leben von Marie Hofstedde erläutert
einen schönen und flüssig geschriebenen Überblick, was die historischen Geschehnisse
für die Menschen bedeuteten. Wirklich begeistern konnte mich das Buch jedoch
leider nicht.
Sonntag, 6. März 2016
Angeles Doñate "Der schönste Grund, Briefe zu schreiben"
Das Postamt in Porvenir, einem kleinen spanischen Dorf, soll geschlossen und die Postbotin Sara nach Madrid versetzt werden. Rosa, eine ältere Dame die schon bei Saras Geburt dabei war und mit ihr und Saras drei Kindern schon seit Jahren in einem Haus lebt, will das nicht zulassen. Damit Sara wieder mehr zu tun hat und das Postamt erhalten bleibt, startet sie eine Briefkette durch den Ort und beginnt mit einem für sie selbst sehr emotionalen Brief. Sie schreibt an ihre Jugendfreundin, die damals den Kontakt abbrach, nachdem Rosa sich in ihren Freund verliebte und ihn später auch heiratete. Ob Rosa auf ihren Brief eine Antwort erhält und ob die Briefkette wohl zum Erhalt von Saras Arbeitsplatz führen kann?
Ángeles Doñates Debütroman „Der schönste Grund, Briefe zu schrieben“ ist ein wunderschöner und stimmungsvoller Roman über das Leben, die Liebe und alte Freundschaften. Durch die Briefkette, die durch den Ort wandert, lernt der Leser die verschiedensten Charaktere kennen, die alle eins verbindet: Durch einen Brief lassen sie eine andere, ihnen unbekannte Person an ihren persönlichsten Gedanken teilhaben und setzten so die Kette durch Porvenir fort. Und dabei merkt man schnell, dass jede Person, ob alt oder jung, erfolgreich, verzweifelt oder glücklich, etwas besonderes und einmaliges ist. Jeder Mensch hat eine Geschichte, die ihn von all den anderen Personen unterscheidet, die ihn einzigartig macht. Egal ob die berühmte und weitgereiste Dichterin Mara Polsky oder Alex, ein junger Mann der das Dorf nie wirklich verlassen hat, weil er seinen dementen Vater pflegt, es hat doch jeder eine Geschichte zu erzählen, die einen berührt und für kurze Zeit an seinem Leben teilhaben lässt. Mit der Zeit wird Brief- und Personengeflecht immer dichter und als Leser wünscht man den Personen nur eins: Das sie ihr Glück finden, wie es auch aussehen mag.
„Der schönste Grund, Briefe zu schreiben“ ist ein Buch wie ein wunderschöner Traum, so liebevoll und mitreißend, dass man immer wieder dorthin zurückkehren will.
Mittwoch, 2. März 2016
Martha Sophie Marcus "Herrin des Nordens"
Ingunn lebt als Tochter des
Händlers Sigmund im Jahr 1044 in Haithabu, einem dänischen Handelsstützpunkt. Ihr
Leben ist geprägt von den Kämpfen zwischen dem dänischen König Sven und dem
norwegischen König Harald, der die Dänen immer wieder angreift und auch
Haithabu nicht verschont. Sie ist ein noch ein junges Mädchen und verliebt in
den Krieger Torge, der in England kämpft und auf den sie warten will. Doch ihr
Leben verläuft anders als erwartet und bringt für Ingunn mehr, als ein Leben
als Hausfrau und Mutter. Schon früh muss sie beweisen, dass auch als Frau
selbständig sein und sich durchsetzen kann.
Martha Sophie Marcus beschreibt in
ihrem Roman „Herrin des Nordens“ eine spannende Zeit des Übergangs in der
Geschichte der nordischen Völker. Das Christentum breitet sich immer weiter aus
und drängt den Glauben an die alten Götter wie Freya, Odin und Thor zurück.
Auch Ingunn muss erfahren, dass die gläubigen Christen ihren Gott als einzig
wahren ansehen und kein Verständnis für die rückständigen „Heiden“ haben.
Ingunns Mutter wendet sich nach dem frühen Tod ihrer anderen Kinder dem
Christentum zu, so dass die junge Ingunn sich ständig mit der Enttäuschung
ihrer Mutter über ihren falschen Glauben konfrontiert sieht. Ihr Vater jedoch
schätzt sie als Mensch und fördert sie, wo er kann, obwohl sie eine Frau ist.
Er bildet sie zur Händlerin aus, lässt sie nützliche Sprachen lernen und
fordert von ihr, eine selbständige starke Frau zu werden. Jedoch nicht um die Geschäfte
später selbst zu führen, sondern um ihrem Mann zur Seite stehen zu können, der natürlich das Geschäft übernehmen
soll.
Die Konfrontation der Religionen
und die starke Rolle der Frauen in der Gesellschaft haben mich an diesem Roman
am meisten fasziniert. Die Autorin schafft es, das Leben in der damaligen Zeit
sehr detailliert und lebensnah zu beschreiben, so dass einem die Sitten und Gebräuche
schnell vertraut sind und man die Personen in ihren Handlungen besser versteht.
Die Geschichte beginnt sehr ruhig, nimmt dann aber Fahrt auf und wird immer
spannender, so dass ich das Buch gegen Ende gar nicht mehr aus der Hand legen
mochte. Der Roman hebt sich von vielen anderen historischen Romanen auch
dadurch ab, dass er nicht im späteren Mittelalter spielt, sondern sich mit dem
Beginn der Verbreitung des Christentums im Norden und der Zeit der späten Wikinger
auseinandersetzt. Zudem spielt Ingunns Liebesgeschichte zu einem Mann zwar eine
Rolle, ist aber nicht der einzige Zweck der Erzählung, vielmehr geht es um eine
gute Darstellung der damaligen Zeit, was mir sehr gut gefallen hat. Martha
Sophie Marcus ist ein sehr guter historischer Roman gelungen, der sich positiv
von vielen anderen Geschichten in dem Genre abhebt.
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