Sadie Sparrow wurde als Polizistin vom Dienst suspendiert,
weil sie sich nicht an die Regeln gehalten und Informationen an die Presse
weitergegeben hat. Um abzuschalten fährt sie zu ihrem Großvater Bernie nach
Cornwall, wo sie beim Joggen ein einsames Haus entdeckt. Alles wirkt, als wäre
es fluchtartig verlassen worden und nach einigen Recherchen findet Sadie
heraus, was auf dem Grundstück vorgefallen ist: In den dreißiger Jahren ist der
Sohn der dort lebenden Familie Edevane spurlos verschwunden und nie wieder
aufgetaucht. Kurz danach verließ die Familie das Haus und zog nach London. Der
ungelöste Fall reizt Sadie als Polizistin und lenkt sie von ihren eigenen
Problemen ab. Schnell steckt sie mitten drin in ihrer eigenen Ermittlung und begibt
sich auf die Suche nach den Hintergründen von Theo Edevanes Verschwinden.
Der neue Roman „Das Seehaus“ von Kate Morton ist derart dicht
und spannend geschrieben, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Mit
Sadie schafft sie eine sehr sympathische aber auch streitbare Hauptfigur, die
sich völlig in die Ermittlungen verbeißen kann und darin aufgeht. Die andere
Seite der Geschichte erzählt Alice Edevane, die ältere Schwester des
verschwundenen Theo und inzwischen ausgesprochen erfolgreiche Krimiautorin. Sie
glaubt zu wissen, was damals mit ihrem Bruder passierte und gibt sich die
Schuld daran. Über die Jahre ist sie so eine zwar bekannte aber zurückgezogene
und fast eigenbrötlerische Frau geworden, die niemanden an sich heranlässt und
sich von der Geschichte abzuschotten versucht. So wird sie zur Gegenposition
von Sadie, der das Wissen von Alice fehlt, die dafür aber den Ehrgeiz hat, den
Fall zu lösen.
Als Leser kommt man nicht umhin, beide Figuren zu mögen und
sie mit viel Zuneigung durch ihre Geschichte zu begleiten. Kate Morton erzählt
die Handlung auf mehreren Zeitebenen im Verlauf des 20. Jahrhunderts über die
Zeit der zwei Weltkriege hinweg, so dass man immer etwas mehr Informationen hat
als die beiden Hauptfiguren, was ihre Geschichten umso spannender macht.
Besonders mit Alices Mutter Eleonore schafft die Autorin eine fast tragische,
gefangene Gestalt, die all das wurde was sie nie sein wollte.
„Das Seehaus“ ist eine sehr komplexe Geschichte, die nie ihre
logische Struktur verliert. Bis zum Schluss hält die Autorin die Fäden in der
Hand und führt den Leser mehr als einmal an der Nase rum, der ganz im Stil des
Privatdetektivs aus Alice Edevanes erfolgreichen Krimis schon meinte, den Fall
gelöst zu haben. Ein großartiges, spannendes und mitreißendes Buch, das einen
einfach nicht loslassen will. Hier geht es zur Leseprobe des Diana Verlags.
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