„Olga“ ist die
Geschichte einer Frau in aufregenden Zeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts will
sie Lehrerin werden und beißt sich durch, auch ohne den Besuch der Höheren
Mädchenschule schafft sie die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar. Doch
privat ist es schwierig, mit ihrem Freund aus Kindheitstagen Herbert verbindet
sie eine Liebe, die von seinen Eltern nicht geduldet wird und so bleibt ihnen
nur die Heimlichkeit. Und Herbert ist ein Abenteurer und so zieht er in die
weite Welt, kämpft in Deutsch-Südwest gegen die Herero, reist nach Südamerika
und träumt davon, eine Passage durch die Arktis zu entdecken. Währenddessen
will Olga das Leben im Kleinen verbessern, will Schülern helfen, die ohne sie
keine Chance hätten. Olga versucht Verständnis zu haben für ihn, ihr Leben
lang.
Bernhard
Schlinks neuer Roman „Olga“ ist das Portrait einer bewundernswerten Frau in
drei Abschnitten. Aus verschiedenen Sichtweisen wird ihr Leben beschrieben und
in der für Schlink typischen ruhigen und wunderbar lesbaren Schreibweise lernt
der Leser Olga kennen. Ihre Stärken und Schwächen, ihre Wünsche, Träume und
Enttäuschungen angesichts von Verlust, Kriegen und auch der Studentenrevolte in
den späten 60ern. Ständig warnt sie, alles zu groß und zu viel zu wollen und
das passt sehr gut zu der Lehrerin, deren Ziel es war Schülern zu helfen, die
nicht irgendwo waren, sondern direkt in dem Dorf wo sie unterrichtete, im
Kleinen anzupacken und die Dinge zu ändern, statt dafür durch die Welt zu
reisen und ein Großdeutsches Reich zu fordern. Viele Details setzen sich für
den Leser erst am Schluss zusammen, wenn ihre Briefe an Herbert abgedruckt
werden, in dem sie vieles Persönliches preisgibt. Doch schon von der ersten
Seite an packt einen das Buch und bewegt einen, denn hier wird eine Frau
beschrieben, wie sie jeder sein könnte, nicht besonders von ihrer
gesellschaftlichen Stellung oder beruflichen Position her gedacht, sondern
besonders als ein Mensch, der andere ernst nimmt, hilft und liebt ohne sich
selbst wichtig zu nehmen.
„Olga“ ist eine
beeindruckende Frau, sie hat Humor und Witz und ganz am Schluss zeigt sie, dass
sie eben auch einmal auf den Tisch hauen kann, wenn sie etwas deutlich machen
will. Bernhard Schlink hat uns Olga vorgestellt und dafür sollte man als Leser
dankbar sein, denn es macht Freude über sie zu lesen und regt zum Nachdenken
an. Sich öfter mal zurücknehmen und mehr von sich geben ist eben eine gute
Einstellung, wie Olga zeigt.
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