Montag, 15. April 2019

Katherine Dion "Die Angehörigen"


Als Genes Frau Maida stirbt, ist es nicht nur für ihn persönlich ein furchtbarer Verlust. Auch Familie und Freunde trauern. In Gesprächen mit seiner Tochter und seinen guten Freunden Gayle und Ed hat er immer mehr das Gefühl, dass „seine“ Maida nur wenig mit ihren Erzählungen zu tun hat, dass die Wahrnehmung so unterschiedlich war und er vielleicht auch einfach längst nicht alle Facetten seiner Frau kannte. Der Verlust bringt sein Leben durcheinander und zwingt ihn gleichzeitig, sich selbst und sein Leben zu hinterfragen.
Mir haben besonders die Stimmung und die poetische Sprache des Romans sehr gut gefallen. Genes Perspektive ist äußerst faszinierend und besonders die Beschäftigung mit seiner Tochter fand ich sehr emotional, dass er sich wirklich hinterfragt und versucht, Dinge richtig zu machen, während sie ihm dennoch immer weiter entgleitet. Ohne seine langjährige Ehefrau muss er plötzlich eine neue gesellschaftliche Rolle spielen, in die er nur schwer hineinfindet. Die Autorin Katherine Dion erzählt seine Geschichte so feinsinnig und sanft, als wolle sie ihn nach diesem Verlust nicht auch noch verletzen, sondern vorsichtig wieder auf die Beine stellen. Keine der Figuren fand ich gänzlich sympathisch, man stellt sich auf keine Seite, das war es, was das Buch für mich so interessant gemacht hat. Es gibt kein richtig und kein falsch, jeder versucht seinen Weg zu gehen und der von Gene steht hier deutlich im Mittelpunkt.
Mir hat „Die Angehörigen“ von Katherine Dion gut gefallen, es ist ein schöner und flüssig geschriebener Roman mit einzigartigen Figuren in einer Krisensituation ihres Lebens. Ich habe mich als Leserin sehr mitgenommen und berührt gefühlt von Genes und Maidas Geschichte.

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