Als Genes Frau
Maida stirbt, ist es nicht nur für ihn persönlich ein furchtbarer Verlust. Auch
Familie und Freunde trauern. In Gesprächen mit seiner Tochter und seinen guten
Freunden Gayle und Ed hat er immer mehr das Gefühl, dass „seine“ Maida nur
wenig mit ihren Erzählungen zu tun hat, dass die Wahrnehmung so unterschiedlich
war und er vielleicht auch einfach längst nicht alle Facetten seiner Frau
kannte. Der Verlust bringt sein Leben durcheinander und zwingt ihn
gleichzeitig, sich selbst und sein Leben zu hinterfragen.
Mir haben
besonders die Stimmung und die poetische Sprache des Romans sehr gut gefallen.
Genes Perspektive ist äußerst faszinierend und besonders die Beschäftigung mit
seiner Tochter fand ich sehr emotional, dass er sich wirklich hinterfragt und
versucht, Dinge richtig zu machen, während sie ihm dennoch immer weiter
entgleitet. Ohne seine langjährige Ehefrau muss er plötzlich eine neue
gesellschaftliche Rolle spielen, in die er nur schwer hineinfindet. Die Autorin
Katherine Dion erzählt seine Geschichte so feinsinnig und sanft, als wolle sie
ihn nach diesem Verlust nicht auch noch verletzen, sondern vorsichtig wieder
auf die Beine stellen. Keine der Figuren fand ich gänzlich sympathisch, man
stellt sich auf keine Seite, das war es, was das Buch für mich so interessant
gemacht hat. Es gibt kein richtig und kein falsch, jeder versucht seinen Weg zu
gehen und der von Gene steht hier deutlich im Mittelpunkt.
Mir hat „Die
Angehörigen“ von Katherine Dion gut gefallen, es ist ein schöner und flüssig
geschriebener Roman mit einzigartigen Figuren in einer Krisensituation ihres
Lebens. Ich habe mich als Leserin sehr mitgenommen und berührt gefühlt von
Genes und Maidas Geschichte.
✮✮✮✮✰
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