Sie sind noch
kleine Kinder, als sie sich kennenlernen, doch ihr Leben lang werden sie sich
nicht mehr loslassen: Anton kommt aus einer gutsituierten jüdischen Familie,
der Vater ist Bankier, seine große Leidenschaft ist das Klavierspiel. Gustav
hingegen lebt allein mit seiner Mutter, einer kühlen und desillusionierten Frau
in ärmlichen Verhältnissen. Dennoch haben die Jungen gleich eine Verbindung,
die sie ihr Leben lang nicht wieder loslässt. Dass dies nicht nur zum Besten
von Gustav ist, wird im Laufe der Geschichte immer klarer.
Rose Tremain
beschreibt die Geschichte von Anton und Gustav in einer wunderbaren poetischen
Sprache, die einen sofort ein Gefühl für die Situation entwickeln lässt. Die
Charaktere sind keineswegs einfach und es fällt einem auch nicht immer leicht,
sie sympathisch zu finden, doch Stück für Stück legt die Autorin uns ihr Leben
da und man fängt an sie zu schätzen und zu verstehen. Gustavs Mutter ist zwar
eine egoistische und kaltherzige Frau, doch wenn man erfährt, welches Leben sie
sich erhofft hat und was dann alles passierte, um in der kleinen Wohnung allein
mit Gustav zu landen, empfindet man Mitleid mit ihr. Sie gibt Gustav mit, er
müsse sich jederzeit beherrschen und durch ihre mangelnde Liebe wird Gustav
lebenslang zu einem Suchenden, der versucht alle Menschen glücklich zu machen,
um Dank und Zuneigung als Gegenleistung zu erhalten. Dass er sich damit nicht
selbst zerstört, sondern dennoch seinen Weg macht, finde ich umso
bewundernswerter.
Der Roman „Und damit fing es an“ von Rose Tremain entsteht vollkommen aus seinen
Figurenkonstellationen und kommt mit wenig vorantreibender Handlung aus. Aus
den Gesprächen der Figuren und den Gedanken von Gustav erfährt man so viel,
dass sich langsam ein Bild zusammenfügt und eine lebendige Geschichte entsteht.
Mich hat der Roman unglaublich fasziniert und auf eine Reise mitgenommen, die
ich nur sehr ungern mit der letzten Seite beendet habe.
Hier geht es zur Leseprobe im Insel Verlag.
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