Mittwoch, 28. Dezember 2016

Nathan Hill "Geister"

Samuel hat sich in seinem leben als ambitionsloser Literaturprofessor und gescheiterter Schriftsteller eingerichtet, als plötzlich alles aus den Fugen gerät. Der Anwalt seiner Mutter, die ihn vor Jahrzehnten noch als Kind verlassen hat, nimmt Kontakt zu ihm auf. Seine Mutter soll einen Präsidentschaftskandidaten an- gegriffen haben, jetzt droht ihr ein langwieriges Strafverfahren, da sie bereits während der Unruhen in Chicago 1968 wegen Prostitution aufgegriffen wurde. Samuel entscheidet sich, mehr über die Frau erfahren zu wollen, die über 20 Jahre keine Rolle in seinem Leben gespielt hat und begibt sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. 
Nathan Hill hat mit „Geister“ ein großartiges Buch geschrieben, dass sich kaum in einem Satz zusammenfassen lässt. All die Charaktere, die er auftreten lässt, sind einzigartig, spannend und reißen einen als Leser mit. Die Zeitsprünge zwischen der Gegenwart und den 60er Jahren, in denen Samuels Mutter Faye aus ihrer gewohnten Umgebung ausgebrochen ist, um in Chicago zu studieren, geben dem Buch eine besondere Spannung, da man wie Samuel auch die Wahrheit über diese ungewöhnliche Frau immer nur häppchenweise erfährt. Obwohl „Geister“ mit über 800 Seite ein sehr umfangreiches Buch ist, hatte ich beim Lesen nie das Gefühl, dass auch nur eine Seite, eine Figur oder eine kleine Nebengeschichte überflüssig gewesen wäre. Alles fügt sich perfekt zu einem großen Ganzen zusammen. 
Für mich ist „Geister“ von Nathan Hill wirklich ein großer amerikanischer Roman, da er vieles aufgreift, was die gesellschaftlichen Bewegungen in der betreffenden Zeit ausmacht, egal ob er sich mit der Gegenwart auseinandersetzt oder den Studentenunruhen der 60er Jahre. Er trifft immer den richtigen Ton und schafft es, dem Leser einen Einblick in das Denken und die Intentionen der Figuren zu vermitteln, der alle Figuren nachvollziehbar und glaubwürdig macht. Das macht „Geister“ meiner Meinung nach zu einem außergewöhnlichen Roman, den man unbedingt gelesen haben sollte. 

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