Montag, 30. Januar 2017

Volker Kutscher "Lunapark"

Inzwischen ist der sechste Band der Krimi-Reihe um Gereon Rath erschienen und „Lunapark“ spielt im Jahr 1934. Als ein SA-Mann tot aufgefunden wird und dazu noch eine kommunistische Parole über ihm an der Wand prangt, ist für das simple Schwarz-Weiß-Denken der Sicherheitspolizei sofort klar, dass hier Kommunisten gezielt Jagd auf –natürlich unschuldige-  SA-Männer machen. Rath muss in diesem Fall mit seinem alten Kollegen Gräf zusammen ermitteln, der inzwischen bei der Sicherheitspolizei arbeitet. Dies stellt Rath vor große Probleme, denn die simplen Verurteilungen der politischen Polizei kann er nicht akzeptieren und begibt sich, wie so oft, auf eigene Ermittlungen. Das bringt ihm einmal wieder mehr Ärger ein, als er eigentlich gedacht hatte und auch sein altes Feindbild Dr. Marlow taucht wieder auf.
Der neue Band von Volker Kutscher rund um den Berliner Kriminalkommissar Gereon Rath übertrifft meiner Meinung nach alle vorhergehenden Bände noch einmal an Qualität und besonders an historischer Auseinandersetzung mit dem Umfeld des Protagonisten. Mit viel Sinn für Details und Stimmungen beschreibt Kutscher, wie der Nationalsozialismus sich langsam auch in den Alltag der Familie Rath einschleicht. Neben der Kriminalermittlung nimmt dies den Hauptteil der Geschichte ein und macht auch den besonderen Reiz des Buches aus. Natürlich ist auch die Kriminalhandlung wieder spannend beschrieben, doch Raths Arbeit lässt sich nicht mehr losgelöst von der politischen Situation sehen, was für die Hauptfigur selbst am schwierigsten zu sein scheint. Er will eigentlich nur in Ruhe seiner Arbeit nachgehen, so das Gefühl beim Lesen, doch inzwischen ist alles politisch und besonders der Tod eines SA-Mannes ist nicht mehr objektiv zu untersuchen.

Volker Kutscher zeigt in „Lunapark“ auf eindrucksvolle Weise, wie der Nationalsozialismus sich immer weiter verbreitet und wie er das Leben aller Menschen beeinflusst. Diese gesellschaftlichen Veränderungen packt er dabei in einen spannenden Krimi, den man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Ein großartiger Roman, der weit mehr ist als ein Krimi, sondern uns einen detaillierten Blick auf die gesellschaftlichen Umbrüche der 30er Jahre werfen lässt. 

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