Der Erzähler in Thomas Melles Roman „Die Welt im Rücken“ beschreibt sein Leben mit bipolarer Störung. Bekannter ist die Krankheit als manische Depression und so empfindet es auch der Erzähler als den passenderen Begriff. Manische Phasen, die bei ihm bis zu einem Jahr oder länger dauern könne, wechseln sich ab mit tiefen Depressionen ab, die ihn quasi handlungsunfähig machen. Immer tiefer rutscht er ab und kann Hilfe nur schwer akzeptieren.
Der Autor Thomas Melle leidet selbst an der bipolaren Störung und auch wenn das Buch als Roman veröffentlicht wird, ist wohl vieles davon schlicht eigene Erfahrung. Dennoch habe ich das Buch als Roman, als -zumindest teilweise- Fiktion gelesen und mich hat es wirklich begeistert. Melle begeistert mit seiner Sprache, er reißt einen als Leser vollkommen mit, man kann sich von den Erfahrungen des Erzählers nicht mehr lösen und ist unmittelbar mit betroffen. All dies schafft er, ohne auf die simple Sensationslust zu setzen, es hat vielmehr etwas geradezu therapeutisches, dem Krankheitsverlauf zu folgen. Ob es für diese Geschichte und für diesen beschriebenen Menschen ein wirklich gutes Ende geben kann, lässt sich für mich nicht sagen. Es ist auch nicht unbedingt Sympathie für den Erzähler, die die Geschichte so nahe an einen heranbringt, es ist vielmehr die direkte und teilweise verstörende Sprache des Autors Melle, die einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt.
Thomas Melles „Die Welt im Rücken“ ist ein herausragendes Stück Literatur, das es meiner Meinung nach vollkommen zu Recht auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft hat. Es ist so nah und unmittelbar, dass es einen auch nach Ende der Lektüre nicht loslassen will, es muss etwas sacken und man braucht etwas Zeit, das Gelesene zu verarbeiten und zu verstehen. Doch meiner Meinung nach ist dieses Buch einfach großartig, bewegend, mitreißend und sollte unbedingt viele Leser finden.
Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe vom Rowohlt im Verlag.
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