Dienstag, 12. Dezember 2017

Ayelet Gundar-Goshen "Lügnerin"

Nuphar Shalev ist ein unsicheres Mädchen, das in den Sommerferien als Eisverkäuferin arbeitet. Als aus einem Missverständnis eine Lüge wird und sie plötzlich im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit steht, scheint sie regelrecht aufzublühen. Doch die Lüge bleibt eine Lüge und sie lastet auf ihr. Kann sie wirklich damit durchkommen oder wird alles über ihr zusammenbrechen?
Ayelet Gundar-Goshens Roman „Lügnerin“ ist ein spannendes und hochinteressantes Buch über eine Lüge, die durch die erfahrene Aufmerksamkeit immer weiter wächst und fast außer Kontrolle gerät. Mit einem feinen Sinn für die Psychologie der Menschen beschreibt die Autorin das junge Mädchen und die stattfindenden Veränderungen. Ihr ganzes Leben scheint sich plötzlich in einem besonderen Licht zu befinden, während andere, die bisher dort standen, in den Schatten vertrieben werden. Gundar-Goshen bleibt die ganze Zeit neutral, sie bezieht keine Position für oder wider der Hauptfigur. Sie berichtet und beobachtet und betont gleichzeitig die Rolle, die die Medien und die Öffentlichkeit bei der Verbreitung der Lüge spielen. Es braucht eine gute Story und schon wird nicht mehr hinterfragt, die Geschichte breitet sich aus und ist nicht mehr zu stoppen.
In „Lügnerin“ legt die Autorin auf beeindruckende Weise dar, wie die öffentliche Aufmerksamkeit Menschen verändern kann. Nicht plump und offensichtlich, sondern psychologisch äußerst fein und raffiniert zeigt Gundar-Goshen die Anfälligkeit des Menschen für Interesse an seiner Person und den Wunsch nach Zuspruch. Nuphar tritt aus ihrer bisherigen Existenz heraus und erst durch die Lüge wird sie „jemand“.

Ayelet Gundar-Goshen hat mit „Lügnerin“ einen eindrucksvollen psychologischen Roman geschrieben, der perfekt in die aktuelle Zeit passt und unbedingt gelesen werden sollte. 

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