Boris Sidis hat
einen steinigen Weg hinter sich, als er Ende des 19. Jahrhunderts aus der
Ukraine nach Amerika kommt. Doch er ist klug und sehr belesen, eine einzigartige
Karriere liegt vor ihm. Als er Vater wird, will er seinem Sohn die Chance
geben, sein Können vollkommen auszuschöpfen und beginnt bereits als Baby bei
ihm mit der „Sidis-Erziehungsmethode“, die auf ständige Bildung und Lernanreize
setzt. Wie erhofft, entwickelt sich sein Sohn zu seinem Wunderkind, doch ganz wider
Erwarten weiß sein Sohn dies nicht zu schätzen und rebelliert auf eine ganz
eigene Weise.
„Das Genie“ von
Klaus Cäsar Zehrer hat mich sehr berührt und gleichzeitig mitgerissen. William
James Sidis, genannt Billy, ist ein Kind in einer falschen Welt, das nie
dazugehört und immer der Überflieger ist, ein Wunderkind, das selbst unter
Wunderkindern noch einen besonderen Platz einnimmt. Sein Vater nutzt ihn als
Vorführungsobjekt seiner Erziehungsmethode und will so das Bildungssystem
revolutionieren, dabei verliert er die Bedürfnisse seines Sohnes völlig aus den
Augen. Zu keinem Zeitpunkt darf Billy Kind sein, ständig ist er gefordert. Obwohl
ihm das augenscheinlich Freude bereitet, zeigt der Autor auf sehr feinfühlige
Weise, wie Billy Stück für Stück von einem Genie zu einem Wunderling kippt, der
seinen Platz in der Welt nicht findet. Vollkommen auf Wissen und Bildung
ausgerichtet fehlt ihm jegliche Sozialkompetenz, die ihm das Leben erleichtern könnte
und so scheitert er immer wieder an der Umgebung und seinen Erwartungen an Sie.
Klaus Cäsar
Zehrers Roman „Das Genie“ ist ein beeindruckendes Buch, die fiktionale
Erzählung einer wahren Geschichte über ein Wunderkind, das eigentlich nichts
mehr sein möchte als normal. Das ist so berührend und gleichzeitig auch
spannend, dass man Zehrers Roman kaum noch aus der Hand legen kann. Mit Billy
Sidis habe ich gelacht und gelitten und ich hoffe, das werden noch viele Leser
tun. Es lohnt sich.
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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Diogenes Verlags.
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