Signe liebt ihre
Heimat Norwegen, die Flüsse, Fjorde und Gletscher, Wasser überall. Doch sie
versteht nicht, wie ihre eigene Mutter und später ihr Ex-Freund Raubbau an
dieser Natur treiben können, sie ausschlachten, verändern und so langsam aber
sicher zerstören. Jahrzehnte später lebt David mit seiner Tochter in
Frankreich, auf der Flucht vor der Hitze, dem Wassermangel, der ganz Südeuropa
im Griff hat, während die nördlichen Staaten ihre Grenzen schließen, um sich
gegen die Flüchtlingsströme zu wehren. Signes Angst war berechtigt – der Mensch
hat seine eigene Lebensgrundlage zerstört.
„Die Geschichte
des Wassers“ ist nach dem Bestseller „Die Geschichte der Bienen“ der zweite
Roman von Maja Lunde, in dem sie sich mit der Veränderung der Welt durch den
Menschen und die furchtbaren Folgen, die dies haben könnte, auseinandersetzt.
Wasser ist unser Lebenselixier, ohne haben wir keine Überlebenschance und dies
zeigt die Autorin sehr deutlich am Beispiel von David. Flüchtlingscamps wie wir
sie heute aus dem Fernsehen kennen, aus Syrien oder dem Sudan, vielleicht auch
noch aus Griechenland, gibt es haufenweise in ganz Europa, die Menschen mussten
ihre Heimat verlassen. Spanien ist eine Wüstenregion geworden und Südfrankreich
wird von Bränden im Griff gehalten, kein Mensch kann dort mehr Leben, alles
riecht nach Rauch, ein Funken reicht, um riesige Regionen völlig zu zerstören.
Lunde greift ein hochaktuelles Thema auf und verarbeitet es in einem sehr
spannenden und kurzweiligen Roman, der hoffentlich mehr Aufmerksamkeit auf das
Thema lenkt. Ihre Hauptfiguren faszinieren einen beim Lesen, ihre Sorgen und
Ängste sind auf völlig verschiedene Art und Weise existentiell und packen einen
als Leser und lassen einen nicht mehr los. Gerade bei David sprechen Angst und
Verzweiflung aus jedem Satz, aus jeder Handlung, die völlige Ausweglosigkeit
der Situation treibt einem beim Lesen Schauer über den Rücken. Denn wo sollen
sie hin, wenn es nach Norden einfach nicht weitergeht und hinter ihnen nur
verbrannte Erde zurückbleibt?
Maja Lunde
bringt den Lesern in „Die Geschichte des Wassers“ ein hochaktuelles und
brisantes Thema auf spannende Weise nahe. Ihre Figuren bewegen einen als Leser
sehr, ihre Geschichten brennen sich ein und machen hoffentlich Aufmerksam
darauf, dass Davids Geschichte noch Fiktion ist, aber keine Fiktion bleiben
wird, wenn die Menschen weiter so mit der Natur umgehen, in der sie leben.
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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des btb Verlags.
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