Donald Trumps
Wahlkampf und seine Präsidentschaft sind seit über zwei Jahren ein in den
Medien präsentes Thema. Nicht nur in den USA, auch in Deutschland schaffen
seine Tweets und zweifelhaften Aussagen es ebenso auf die Titelseite wie
Spekulationen über das Verhältnis zu seiner Ehefrau Melania. Auch zahlreiche
Bücher sind bereits erschienen, beispielsweise von Ex-FBI Direktor Comey oder
das in den Medien viel beachtete Buch „Fire and Fury“ von Michael Wolff. Jetzt
hat mit Bob Woodward einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten ein
Buch über Trump vorgelegt, wie er es bereits über viele amerikanische
Präsidenten geschrieben hat. Vor Jahrzehnten deckte er gemeinsam mit
seinem Kollegen Bernstein den Watergate-Skandal auf, in seinem Buch „Furcht.
Trump im Weißen Haus“ beschäftigt er sich mit Trumps Wahlkampf und den ersten
eineinhalb Jahren seiner Präsidentschaft, belegt durch viele Gespräche „unter
zwei“ und „unter drei“ˣ, die er geführt hat.
Bob Woodward
kann mit seinem Buch über Trump wirklich überzeugen. Nach zahlreichen
reißerischen Veröffentlichungen in Zeitungen und in Buchform von zahlreichen
Verfassern gelingt es ihm, einen durchweg sachlichen und dokumentierenden Ton
beizubehalten. Äußerst seriös kann er aufschlüsseln, was hinter den Kulissen im
Weißen Haus stattfindet und sich dabei auf viele Quellen berufen, auch wenn
diese oft ungenannt bleiben. Hierfür wird er teilweise kritisiert, aber wie
sollte er sonst über aktuelle Sachverhalte verlässlich berichten, denn
Betroffene werden sich nur äußern, wenn ihre Anonymität garantiert wird. Gerade
ein unkalkulierbarer Charakter wie Donald Trump wäre wohl nicht mit einem
verständnisvollen Umgang zu rechnen, wenn Gespräche mit Journalisten bekannt
würden. Zu Trumps Verteidigung muss gesagt werden, dass wohl kein Präsident
gerne Mitarbeiter beschäftigt, die über interne Abläufe Informationen an
Journalisten wie Bob Woodward weitergeben. Durch die Verwendung dieser
ungenannten Quellen ist es Woodward jedoch gelungen, einen großartigen, wenn
auch beängstigenden Einblick in den Arbeitsalltag im Weißen Haus zu liefern. Er
beschreibt das Chaos, die Unberechenbarkeit des Präsidenten, seine Ignoranz und
Unwissenheit in vielen Fachgebieten auf so nüchterne Art und Weise, dass einem
nur das kalte Grausen den Rücken hinunterlaufen kann. Sein Anwalt Dowd zieht am
Ende die Schlussfolgerung, dass Trump hauptsächlich ein berufsmäßiger Lügner sei.
Ich würde nach der Lektüre noch die Schlussfolgerung ziehen, dass bisher
einfach Glück und Zufall dazu geführt haben, dass Donald Trump die Weltordnung
noch nicht in den Abgrund und den endgültigen Zerfall gelenkt hat.
Meiner Meinung
nach ist es Bob Woodward großartig gelungen, sich von der Hysterie um die
Präsidentschaft Trumps nicht beeinflussen zu lassen, er hat ein sachliches und
hochinformatives Buch geschrieben, das dringend nötig war. Auch er beschreibt
katastrophale Zustände im Weißen Haus rund um Präsident Trump, jedoch auf eine
glaubwürdige und gründliche Art und Weise, die gerade dieses Buch lesenswert
macht.
✮✮✮✮✮
Hier geht es zu weiteren Informationen des Rowohlt Verlags.
ˣDer Sprachcode "unter zwei" betrifft Gespräche, bei denen Inhalt und Umfeld der Quelle wiedergegebenen werden dürfen, jedoch kein wörtliches Zitat. "Unter drei" bedeutet, dass die Information als Hintergrundinformation genutzt werden darf, jedoch nicht für die Veröffentlichung bestimmt ist.
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