Mittwoch, 17. Oktober 2018

Bob Woodward "Furcht. Trump im Weißen Haus"


Donald Trumps Wahlkampf und seine Präsidentschaft sind seit über zwei Jahren ein in den Medien präsentes Thema. Nicht nur in den USA, auch in Deutschland schaffen seine Tweets und zweifelhaften Aussagen es ebenso auf die Titelseite wie Spekulationen über das Verhältnis zu seiner Ehefrau Melania. Auch zahlreiche Bücher sind bereits erschienen, beispielsweise von Ex-FBI Direktor Comey oder das in den Medien viel beachtete Buch „Fire and Fury“ von Michael Wolff. Jetzt hat mit Bob Woodward einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten ein Buch über Trump vorgelegt, wie er es bereits über viele amerikanische Präsidenten geschrieben hat. Vor Jahrzehnten deckte er gemeinsam mit seinem Kollegen Bernstein den Watergate-Skandal auf, in seinem Buch „Furcht. Trump im Weißen Haus“ beschäftigt er sich mit Trumps Wahlkampf und den ersten eineinhalb Jahren seiner Präsidentschaft, belegt durch viele Gespräche „unter zwei“ und „unter drei“ˣ, die er geführt hat.
Bob Woodward kann mit seinem Buch über Trump wirklich überzeugen. Nach zahlreichen reißerischen Veröffentlichungen in Zeitungen und in Buchform von zahlreichen Verfassern gelingt es ihm, einen durchweg sachlichen und dokumentierenden Ton beizubehalten. Äußerst seriös kann er aufschlüsseln, was hinter den Kulissen im Weißen Haus stattfindet und sich dabei auf viele Quellen berufen, auch wenn diese oft ungenannt bleiben. Hierfür wird er teilweise kritisiert, aber wie sollte er sonst über aktuelle Sachverhalte verlässlich berichten, denn Betroffene werden sich nur äußern, wenn ihre Anonymität garantiert wird. Gerade ein unkalkulierbarer Charakter wie Donald Trump wäre wohl nicht mit einem verständnisvollen Umgang zu rechnen, wenn Gespräche mit Journalisten bekannt würden. Zu Trumps Verteidigung muss gesagt werden, dass wohl kein Präsident gerne Mitarbeiter beschäftigt, die über interne Abläufe Informationen an Journalisten wie Bob Woodward weitergeben. Durch die Verwendung dieser ungenannten Quellen ist es Woodward jedoch gelungen, einen großartigen, wenn auch beängstigenden Einblick in den Arbeitsalltag im Weißen Haus zu liefern. Er beschreibt das Chaos, die Unberechenbarkeit des Präsidenten, seine Ignoranz und Unwissenheit in vielen Fachgebieten auf so nüchterne Art und Weise, dass einem nur das kalte Grausen den Rücken hinunterlaufen kann. Sein Anwalt Dowd zieht am Ende die Schlussfolgerung, dass Trump hauptsächlich ein berufsmäßiger Lügner sei. Ich würde nach der Lektüre noch die Schlussfolgerung ziehen, dass bisher einfach Glück und Zufall dazu geführt haben, dass Donald Trump die Weltordnung noch nicht in den Abgrund und den endgültigen Zerfall gelenkt hat.
Meiner Meinung nach ist es Bob Woodward großartig gelungen, sich von der Hysterie um die Präsidentschaft Trumps nicht beeinflussen zu lassen, er hat ein sachliches und hochinformatives Buch geschrieben, das dringend nötig war. Auch er beschreibt katastrophale Zustände im Weißen Haus rund um Präsident Trump, jedoch auf eine glaubwürdige und gründliche Art und Weise, die gerade dieses Buch lesenswert macht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Rowohlt Verlags. 

ˣDer Sprachcode "unter zwei" betrifft Gespräche, bei denen Inhalt und Umfeld der Quelle wiedergegebenen werden dürfen, jedoch kein wörtliches Zitat. "Unter drei" bedeutet, dass die Information als Hintergrundinformation genutzt werden darf, jedoch nicht für die Veröffentlichung bestimmt ist. 

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