Adele Blochs
Welt bricht zusammen, als sie nach einer Totgeburt auch noch ihr zweites Kind
nach nur einer glücklichen Nacht verliert. Sie vergäbt sich und auch ihr
liebender Mann Ferdinand kann sie nicht mehr erreichen. Um sie aus ihrer
Lethargie herauszureißen, gibt er Portrait von ihr bei Wiens aktuell
berühmtesten Maler in Auftrag: Gustav Klimt soll sie künstlerisch verewigen.
Zwischen den beiden entsteht eine von Leidenschaft und Begeisterung geprägte
Beziehung, die keine Zukunft hat und aus dem Auftrag entsteht eines von Klimts
berühmtesten Gemälden, „Frau in Gold“.
Valérie
Trierweiler beschreibt die Liebesgeschichte zwischen Adele und Gustav Klimt
ausschließlich aus Adeles Perspektive und nur so lässt es sich rechtfertigen,
es als Liebesgeschichte zu bezeichnen. Denn Klimt hatte zahlreiche Mätressen in
der Wiener Oberschichte, hinterließ möglicherweise einige uneheliche Kinder und
hatte dennoch immer eine Lebensgefährtin, Emilie Flöge, die ihm stets zur Seite
stand, ihn trieben Neugier und Leidenschaft an, ob es Liebe war, bezweifle ich.
Doch für Adele symbolisierte Klimt eben die Leidenschaft, die ihr in ihrer dennoch
von Liebe und Zuneigung geprägten Ehe fehlte. Er schaffte Ablenkung und
Abenteuer von ihrer verzweifelten Kinderlosigkeit. Diese Geschichte beschreibt
die Autorin so sachlich wie auch eindringlich, vom Stil her fast sachbuchartig
nimmt sie die Leserinnen und Leser mit auf eine spannende und aufregende Reise
in die Wiener Oberschicht nach der Jahrhundertwende. In Wien treffen Armut und
Reichtum aufeinander, Juden aus Osteuropa leben ärmlich am Stadtrand, während Adele
in Wohlstand schwelgt. Ihr ist dieser Unterschied bewusst und sie hadert Zeit
ihres Lebens damit, nicht mehr dagegen tun zu können. Ihr Traum, als Frau
einmal in Österreich wählen zu dürfen, wird ihr nach dem Ersten Weltkrieg fast erfüllt-
und doch wieder nicht, denn kurz vorher hat sie auf Drängen ihres Mannes die
Tschechoslowakische Staatsbürgerschaft angenommen. Adele steht uneingeschränkt
im Mittelpunkt dieser Geschichte und man kommt ihr bei der Lektüre sehr nahe,
was den Reiz dieses Buches eindeutig ausmacht. Diese starke und spannende Frau,
geschaffen nach ihrem historischen Vorbild und dennoch Fiktion, fasziniert
einfach.
„Die Dame in
Gold“ ist kein simpler romantischer Liebesroman, als der er in
Frauenzeitschriften oft angepriesen wurde, es ist die Geschichte einer starken
Frau in einer Zeit voller Umbrüche, die auf der Suche nach sich selbst ein
leidenschaftliches Abenteuer findet, das ihr jedoch nicht alles geben, was sie
zum Glück zu brauchen scheint.
✮✮✮✮✰
Wer sich für das
Thema interessiert, dem sei auch der Film „Die Frau in Gold“ ans Herz gelegt,
der die Geschichte um das Bild weiterspinnt und davon erzählt, wie Adeles
geliebte Nichte Maria sich das Bild Jahrzehnte nach der Enteignung durch die
Nazis von den Österreichischen Behörden zurück erstreitet.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen