Die Protagonistin
des Romans arbeitet als Nachwächterin in einer Fabrik, die kurz vor der
Schließung steht. Ein Wolf wurde vom Koch gesichtet, sie und ihr Kollege Clemens
heben eine Grube aus um ihn zu fangen und bewachen nachts das Fabrikgelände,
auf dem die Erzählerin auch lebt. Sie schließt eine leichte Freundschaft zu
Clemens und dem Mitarbeiter Lose, der aber die Fabrik verlässt um am Flughafen
zu arbeiten, schließlich geht es mit der Fabrik offensichtlich zu Ende. Doch
auch der Wolf scheint sich nicht mehr blicken zu lassen und so warten sie
weiter.
Es ist schwer,
die Handlung des Romans „Hier ist noch alles möglich“ zusammenzufassen, denn es
passiert wirklich nicht viel. Dennoch schafft es die Autorin Gianna Molinari durch
ihre nüchterne und klare Sprache, einen mit dieser Geschichte zu faszinieren.
Die Protagonistin bleibt seltsam farblos, obwohl wir die ganze Geschichte aus
ihrer Perspektive wahrnehmen, erfahren wir wenig über ihre Intention und
Gefühle. Auch über ihre Vergangenheit und Pläne wissen wir nichts, die
Geschichte findet völlig im Moment statt. Dass man als Leser so wenig über sie
erfährt, führt auch zu Zweifeln an der Wahrheit der wenigen Dinge, die wir über
sie erfahren. Als ein Phantombild von einem Bankraub auftaucht, das ihr ähnlich
sieht, ist es nicht nur ihr Kollege Clemens, der skeptisch wird. Auch mir als
Leserin ging es so. Könnte sie es denn nicht gewesen sein? Was weiß ich schon
über sie, ihren Charakter, ihre Absichten? Aus dieser Spannung speist sich der
gesamte Roman, der einen in eine seltsame Zwischenwelt entführt, nichts scheint
wirklich real, aber auch nicht phantastisch. Es bleibt wenig, woran man sich
als Leserin oder Leser festhalten kann, kaum Handlung, ein unklarer Charakter,
ein düsterer Ort. Dennoch beschreibt Molinari alles so fesselnd und sprachlich
virtuos, das man kaum aufhören kann zu lesen und sich gerne in ihre seltsames
Szenario begibt.
Mir hat „Hier
ist noch alles möglich“ trotz des etwas gewöhnungsbedürftigen Plots und des
fast fadenscheinigen Personals sehr gut gefallen, alle ist wohl durchdacht und
gut zusammengefügt, um einen als Leser faszinieren zu können. Es sehr
gelungener Roman, der seinen Lesern durchaus etwas abverlangt, was ich sehr gut
finde.
✮✮✮✮✰
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Huhu!
AntwortenLöschenFür mich war "Hier ist noch alles möglich" ein echter Anwärter auf den Buchpreis und ich war enttäuscht, als es schon vor dem Finale rausgeflogen ist! Aber ich werde die Autorin im Auge behalten. :-)
LG,
Mikka
Hallo Mikka,
AntwortenLöschenich fand es auch sehr schade, dass das Buch es nicht auf die Shortlist geschafft hat, es wäre verdient gewesen.