Kostas Charitos
ermittelt in seinem ersten Fall. Mitte der 90er Jahre ist eines der großen
Probleme Griechenlands die Zuwanderung von Albanern, die mehr oder weniger
illegal im Land leben. Als ein albanisches Ehepaar tot aufgefunden wird, ist
der Anreiz für die Polizeibehörde nicht besonders hoch, viel Arbeit in den Fall
zu stecken. Schnell ist ein anderer Albaner gefunden, der den Mord gesteht.
Doch dann wird plötzlich eine Journalistin ermordet, die kritisch über den Fall
berichtete und Charitos vermutet einen Zusammenhang. Auch wenn er damit in
Ungnade fällt, gibt er keine Ruhe und versucht weiter, die losen Fäden zu
verbinden.
Dieser Fall
führt den Leser zurück in die 90er Jahre, nach dem Zusammenbruch der
Sowjetunion und lange vor der Währungsunion und Schuldenkrise lernen wir
Griechenland von einer anderen Seite kennen. Die Abneigung gegen albanische
Zuwanderer ist so groß, dass ihr Leben weniger wertvoll scheint als das der
griechischen Mitbürger. Auch Charitos ist keinesfalls ein Engel und hat wenig
Lust, viel Arbeit in den Fall der ermordeten Albaner zu stecken. Doch er hat
den richtigen Riecher, als es weitere Tote gibt und lässt einfach nicht locker.
Er ist keineswegs ein problemloser und durchweg sympathischer Charakter, aber
er ist spannend konstruiert und sehr gut beschrieben, man lässt sich dadurch
schnell in die Geschichte hineinziehen. Die privaten Reibereien mit seiner Frau
Adriana und seine Leidenschaft für Wörterbücher unterstreichen die
Verschrobenheit des Charakters Charitos, der eher ein einsamer Wolf als ein
Teamarbeiter ist und am liebsten jeden Tag Souvlaki aus der Tüte essen würde.
Der Kriminalfall
ist dabei äußerst spannend, von einem einfachen Mord arbeitet man sich zu einer
scheinbar größeren Verschwörung vor, die einen als Leser genauso mitreißt wie
den sonst etwas lethargischen Ermittler. Alles ist sehr logisch aufgebaut und
realistisch konstruiert, schnell ist man in einem Sog gefangen und kann nicht
mehr aufhören zu lesen, auch wenn man Charitos so manches mal ein bisschen
antreiben möchte, er möge doch das Wörterbuch zur Seite legen und schneller
machen.
„Hellas Channel“
ist der erste Band des von Petros Markaris geschaffenen Kommissars Kostas
Charitos und ist in Griechenland bereits Mitte der 90er Jahre erschienen. Es
ist ein spannender Krimi, der einen guten Einblick in die griechische
Gesellschaft gibt und auch von einer etwas schrulligen Hauptfigur lebt. Ich
freue mich schon auf die zahlreichen weiteren Krimis mit Kostas Charitos, die
bereits erschienen sind.
✮✮✮✮✰
Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags.
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