Graf Franz von
Karsch-Kurwitz ist ein junger und leidenschaftlicher Hydrograf, als er sich 1913
auf der Posen nach Valparaíso
einschifft. Dies ist für ihn nicht nur eine Forschungsreise, sondern auch die
Flucht vor einer arrangierten Ehe mit einer Frau, für die er nichts empfinden
kann. An Bord lernt er mit seinen Mitreisenden sehr unterschiedliche Menschen
kennen, die aus den verschiedensten Gründen den Kontinent verlassen, unter
anderem auch die geheimnisvolle Asta Maris, die Franz völlig in ihren Bann
zieht.
Das besondere an
Allard Schröders Roman „Der Hydrograf“ ist die ruhige und gleichzeitig klare
Sprache, die einen als Leser geradezu in die Geschichte einsaugt. Schröder
orientiert sich dabei stilistisch stark an der Zeit, in der er seinen Roman
auch ansiedelt, so dass man sich ein ums andere Mal als Leser bei dem Gedanken
an beispielsweise Thomas Mann wiederfindet. Franz von Karsch ist geprägt durch
eine Vielzahl von Ereignissen aus seiner Kindheit und neigt dazu, sich in seiner
Lethargie und schon fast Selbstmitleid zu suhlen. Die Schifffahrt bietet
hierfür die besten Voraussetzungen und das Leben seiner Mitreisenden scheint
ihm Projektionsfläche für eigene mögliche Abenteuer zu werden. Die Geschichte
selbst verläuft sehr ruhig und mit wenigen Aufregern, das spannende an dem Buch
ist jedoch Franz‘ Psychologie und sein Blick auf die Welt. Er ist eine fast
typische, an den Verhältnissen seiner Zeit leidende Figur des frühen 20.
Jahrhunderts. Ein Mann, der ohne materielle Sorgen aufgewachsen ist und es
dennoch nicht schafft, glücklich zu sein.
„Der Hydrograf“
ist ein sehr psychologisches Buch, das man nicht einfach weglegen kann. Die
Handlungen und Gedanken von Graf Franz von Karsch-Kurwitz bleiben einem noch
erhalten und häufig muss man sie auch rückblickend noch einmal prüfen und
hinterfragen. Ob er an irgendeinem Punkt in seinem Leben wirklich glücklich
geworden ist, wage ich zu bezweifeln. Aber es dies anders gekommen wäre, wenn
er diese Schiff nicht bestiegen hätte, glaube nach der Lektüre allerdings auch
nicht. Mir hat „Der Hydrograf“ ausgesprochen gut gefallen und ich wüsste in der
aktuellen Literatur nichts, was sich mit dem großartigen, wenn auch etwas
behäbigen Stil von Allard Schröder direkt vergleichen ließe.
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