Erst sind es nur
kleine Veränderungen, doch dann verändern sie die Welt: Frauen bekommen die
Gabe, die Kraft, Elektrizität zu entwickeln, sie im Guten wie im Schlechten zu
nutzen. Am Beispiel mehrerer völlig unterschiedlicher Figuren erzählt Naomi
Alderman die Geschichte der Gabe, vom nigerianischen Journalisten über die
Tochter eines Gangsterbosses und ein Waisenmädchen, das zu Kichenführerin wird,
zu einer amerikanischen Bürgermeisterin und späteren Senatorin beschreibt sie
die Entwicklungen in der Gesellschaft durch die neue Macht der Frauen.
Frauen sind
körperlich schwächer als Männer und kümmern sich um Haushalt und Familie,
während die Männer sie verteidigen und versorgen. Dieses wenn auch nicht mehr
unbedingt moderne, so doch häufig noch treffende Weltbild stellt die Autorin
Naomi Alderman in ihrem Roman „Die Gabe“ auf spannende Art und Weise auf den
Kopf. Die Frauen sind durch die Gabe überlegen und übernehmen die Herrschaft.
Äußerst packend erzählt sie die neue Geschichte der Menschheit am Beispiel
ausgewählter Persönlichkeiten, die einen guten Überblick geben, so ist man als
Leser an vielen Stellen dabei, an denen Wichtiges passiert und wird an immer
wieder neuen Positionen in die Romanhandlung geworfen. Doch es ist nicht nur
spannend, was Alderman beschreibt, es ist auch grausam und beängstigend und vor
allem in der Konsequenz auch eines: realistisch. Der Stärkere unterwirft den Schwächeren,
er schafft ein Weltbild, das seiner Position entspricht und negiert alles, was
seinen Machtanspruch anzweifeln könnte. Diese Entwicklung ist als Fiktion
mitreißend, doch es lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, wenn man am
Schluss den fiktiven Briefwechsel zweier Autoren und der neuen Welt liest –
denn die Welt wurde wirklich auf den Kopf gestellt.
Zunächst war ich
etwas skeptisch, weil ich die Gabe, die alle Frauen erhielten, etwas seltsam
fand. Doch für die Konsequenz und Fortführung der Geschichte war die Idee
unglaublich gut. „Die Gabe“ ist ein aufrüttelndes, spannendes und bewegendes
Buch, das einen zum Nachdenken zwingt. Für mich ist es das erschütterndste und bewegende
Buch, das ich seit langem gelesen habe.
✭✭✭✭✭
Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Heyne Verlags.
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