Ein Superdaddy- wie könnte der aussehen? Vielleicht ein Vater der immer für seine Kinder da ist? Oder ein beruflich erfolgreicher Typ, der am Wochenende seine Kinder ins Bett bringt und von seinen Heldentaten erzählt, der sich um seine Frau kümmert, sie liebt und nicht betrügt und für den seine Familie alles ist. Aber ganz sicher nicht dieses von Sören Sieg konstruierte Wesen aus missratener Rampensau, Memme und jaulendem Hausmann.
Ich hatte von dem Buch eine lustige launige Unterhaltungsgeschichte erwartet, vielleicht nicht anspruchsvoll aber mit netten Charakteren und vielleicht auch Familienmomenten, bei denen sich jeder Leser denkt „ja, kenne ich, das war bei uns auch so“. Statt dessen jammert der Protagonist 300 Seiten lang über sein schweres Leben, ständig unterdrückt von seiner feministischen Akademikerfrau und gedemütigt von seinem coolen Investmentbanker-Freund. Das ist vielleicht die ersten 100 Seiten unterhaltsam, dann wird es nur noch anstrengend und spätestens auf Seite 200 wollte ich die Hauptfigur mal am Kragen packen und ordentlich durchschütteln. Von seiner egozentrischen unsympathischen Frau mal ganz zu schweigen!
Das ist natürlich eine sehr subjektive Wahrnehmung der Charaktere und wird sicher immer auch ein wenig vom Hintergrund des Lesers bestimmt. Eine weniger einseitige Konstruktion der Figuren hätte der Geschichte jedoch sehr gut getan, dann wirkt es auch nicht so unglaubwürdig, wenn Phillips Frau einer plötzlichen Sinneswandlung gleich fünf Minuten lang weint, weil sie ja so eine schlechte Mutter ist, um dann einen Job in einer völlig anderen Stadt anzunehmen ohne die Familie zu informieren. Alles in allem leider keine empfehlenswerte Lektüre.