Samstag, 31. Dezember 2016

Meine 10 Lieblingsbücher 2016

Hier kommt jetzt mein Jahresabschluss. Ich habe in diesem Jahr wirklich viele großartige, spannende und tolle Bücher gelesen. Zum Schluss des Jahres habe ich jetzt die zehn Bücher noch einmal rausgesucht, die mich am meisten beeindruckt haben und die auch am längsten in Erinnerung geblieben sind, einfach weil sie etwas Besonderes für mich hatten, was sie von vielen anderen Büchern unterscheidet.
Diese Bücher sind jedoch so unterschiedlich und dabei so großartig, dass ich sie auf keinen Fall auch noch in eine Reihenfolge von Platz eins bis Platz zehn bringen konnte. Sie stehen also für mich alle auf Platz eins dieses tollen Lesejahres 2016. Vielleicht sind sie für den ein oder anderen noch eine Anregung, mit welcher Lektüre man das Jahr 2017 beginnen könnte, für mich waren sie alle einfach etwas Besonderes. 

Der britische trockene Humor von Isabel Bogdan und die gute Idee für diese Geschichte haben mich einfach überzeugt. 






In ihrem Roman beschreibt die Autorin die Vorurteile, Ängste und Probleme einer Frau, die sich unbedingt ein Kind wünscht, aber selbst keins bekommen hat. Ein sehr bewegendes Buch. 



Ein herausragender Debütroman und eine liebevolle Geschichte über einen Jungen, der seine Eltern wieder zusammenbringen will und dabei unbewusst das Leben eines alten Zauberers rettet.
Ein ganz großer Gesellschaftsroman, der am Beispiel eines kleinen branden- burgisches Dorfes zeigt, wie Menschen Freund und Feind werden, solange es nur dem eigenen Vorteil dient. 


Ein moderner Roman nach dem Motiv des Faust, der den Wunsch nach ewigem Leben und all die Abgründe, die sich damit auftun spannend und mitreißend beschreibt. 


Eine spannende Geschichte über Familie, Tradition und die damit verbundene Last, die einer jungen Frau in Jerusalem auferlegt wird. 



Ein unglaublich moderner Blick auf London und die verschiedenen Gesellschafts- gruppen, die dort Leben. Kate Tempest hat eine ganz besondere Sprache, die einen als Leser unbedingt aufrüttelt.



Der Roman beschreibt auf sehr feinsinnige Weise die fließenden Grenzen zwischen Realität und Fiktion und spielt mit dem Leser von der ersten bis zur letzten Seite. 


Dieser Roman geht einfach unter die Haut. Der Autor beschreibt seiner Erfahrungen mit der bipolaren Störung und reißt den Leser mit in eine Welt aus Selbstzerstörung und Euphorie. 

Sehr bewegend schreibt die Autorin eine fiktive Biographie des Ehepaars Sylvia Plath und Ted Hughes von der beginnenden Liebe bis zur geradezu unvermeidlichen Selbstzerstörung. 

John Williams "Augustus"

Als Julius Cäsar 44 v. Chr. ermordet wird, ist Gaius Octavius noch ein junger Mann und ein fast unbekannter Neffe des berühmten Julius Cäsar. Doch nach dessen Tod macht er sich auf den Weg aus Appollonia, wo er zur Ausbildung war, nach Rom, um dessen Erbe anzutreten. Bis er zum berühmten Kaiser Augustus werden soll, liegt da noch ein langer Weg vor ihm, der ihn auf viele Menschen treffen lässt, Freunde genauso wie Feinde. 
John Williams beschreibt in seinem Roman „Augustus“ das Leben dieser faszinierenden Persönlichkeit nicht als fortlaufende Erzählung, sondern in Briefen und Tagebucheinträgen von Menschen, die ihn kennen oder von ihm gehört haben. Durch diese Berichte erfährt der Leser viel über Augustus, jedoch ausschließlich von Außen und nicht von Augustus selbst. Doch die völlig unterschiedliche Darstellung von Familie, Freunden und Feinden in diesen fiktiven Dokumenten zeigt sehr gut die Streitbarkeit und Widersprüchlichkeit der Figur des Kaiser Augustus. Und gleichzeitig macht dieser Stil das Besondere an diesem Roman aus, man möchte die Hauptfigur Augustus die ganze Zeit genauer fassen, doch bleibt er in den Dokumenten eben immer nur aus Sicht der anderen im Mittelpunkt. Erst ganz am Schluss lässt Williams Augustus zu Wort kommen und vieles noch einmal aus seiner Sicht zusammenfassen. Dies rundet den Roman perfekt ab und als Leser bleibt man so bis zum Schluss gefesselt bei der Lektüre.
Mir hat „Augustus“ von John Williams ausgesprochen gut gefallen, besonders die Idee, einen historischen Stoff als Briefroman mit fiktiven Dokumenten zu schaffen, fand ich großartig. Wer sich für tiefer gehende und ernsthafte historische Roman interessiert, ist bei John Williams Roman „Augustus“ garantiert an der richtigen Adresse. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen und zur Leseprobe vom dtv Verlag. 

Donnerstag, 29. Dezember 2016

S.L. Grey "Under Ground"

Wohin flüchtet man sich, wenn eine Krankheit weltweit Menschen sterben lässt und es scheinbar keine Heilung gibt? Wer es sich leisten kann, ist vorbereitet und hat eine Wohnung im „Sanctum“ erworben, ein unterirdischer Bunker, in dem die Menschen bis zu einem Jahr unabhängig leben können. Mehrere Familien flüchten sich jetzt also in den Bunker, der jedoch noch nicht endgültig fertig gestellt ist und sehen sich schnell einer ganz anderen Bedrohung gegenüber: Im Kampf ums tägliche Überleben, wird nämlich der Nachbar schnell zum ärgsten Feind.
„Under Ground“ von S.L. Grey basiert auf der spannenden Idee, was mit Menschen passiert, die in einer Extremsituation auf engstem Raum eingesperrt sind und mit fremden Menschen plötzlich im Team arbeiten müssen. Leider entsteht nicht die unglaubliche Spannung, die meiner Meinung nach möglich gewesen wäre. Grund dafür sind die Figuren, die das Autorenduo in den Bunker ziehen lässt. Es sind keine Durchschnittsmenschen, in denen man sich selbst wieder erkennen könnte und die im Verlauf der Zeit zu dem werden, was schon Hobbes in seinem Leviathan vor langer Zeit schon so treffend bemerkte: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“. Vielmehr sind es religiöse Fanatiker, Weltuntergangshysteriker und exzentrische Spinner, die in den Bunker ziehen, so dass von Anfang an klar ist, dass es nicht gut gehen kann und keinerlei Überraschung mehr in den folgenden Handlungen liegt.

Leider konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen, es lässt sich zwar gut lesen, die Story hätte meiner Meinung nach jedoch viel mehr Potenzial gehabt, wenn man sich auf die Abgründe der Durchschnittsmenschen eingelassen hätte, statt ein derart ausgewähltes Personal in den Bunker zu schicken. So blieb der Plot leider sehr simpel und vorhersehbar. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen vom Heyne Verlag.

Thomas Hobbes wurde zitiert nach Otfried Höffe "Thomas Hobbes", 2010 erschienen im C.H.Beck Verlag. 

Mittwoch, 28. Dezember 2016

Nathan Hill "Geister"

Samuel hat sich in seinem leben als ambitionsloser Literaturprofessor und gescheiterter Schriftsteller eingerichtet, als plötzlich alles aus den Fugen gerät. Der Anwalt seiner Mutter, die ihn vor Jahrzehnten noch als Kind verlassen hat, nimmt Kontakt zu ihm auf. Seine Mutter soll einen Präsidentschaftskandidaten an- gegriffen haben, jetzt droht ihr ein langwieriges Strafverfahren, da sie bereits während der Unruhen in Chicago 1968 wegen Prostitution aufgegriffen wurde. Samuel entscheidet sich, mehr über die Frau erfahren zu wollen, die über 20 Jahre keine Rolle in seinem Leben gespielt hat und begibt sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. 
Nathan Hill hat mit „Geister“ ein großartiges Buch geschrieben, dass sich kaum in einem Satz zusammenfassen lässt. All die Charaktere, die er auftreten lässt, sind einzigartig, spannend und reißen einen als Leser mit. Die Zeitsprünge zwischen der Gegenwart und den 60er Jahren, in denen Samuels Mutter Faye aus ihrer gewohnten Umgebung ausgebrochen ist, um in Chicago zu studieren, geben dem Buch eine besondere Spannung, da man wie Samuel auch die Wahrheit über diese ungewöhnliche Frau immer nur häppchenweise erfährt. Obwohl „Geister“ mit über 800 Seite ein sehr umfangreiches Buch ist, hatte ich beim Lesen nie das Gefühl, dass auch nur eine Seite, eine Figur oder eine kleine Nebengeschichte überflüssig gewesen wäre. Alles fügt sich perfekt zu einem großen Ganzen zusammen. 
Für mich ist „Geister“ von Nathan Hill wirklich ein großer amerikanischer Roman, da er vieles aufgreift, was die gesellschaftlichen Bewegungen in der betreffenden Zeit ausmacht, egal ob er sich mit der Gegenwart auseinandersetzt oder den Studentenunruhen der 60er Jahre. Er trifft immer den richtigen Ton und schafft es, dem Leser einen Einblick in das Denken und die Intentionen der Figuren zu vermitteln, der alle Figuren nachvollziehbar und glaubwürdig macht. Das macht „Geister“ meiner Meinung nach zu einem außergewöhnlichen Roman, den man unbedingt gelesen haben sollte. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Piper Verlags. 

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Caroline Bernard "Rendezvous im Café de Flore"

Frankreich 1928. Die junge Vianne Renard träumt davon, aus dem beschaulichen Leben in einem kleinen Dorf in Südfrankreich auszubrechen und Botanikerin zu werden. Kurzerhand packt sie ihren Koffer und reist alleine nach Paris, um ein neues Leben anzufangen. In der gleichen Stadt findet Marlène rund 80 Jahre später im Musée d’Orsay ein Bild, auf dem sie selbst abgebildet zu sein scheint. Nur wurde es bereits 1939 gemalt, Jahre vor ihrer Geburt. Sie macht sich auf die Suche nach der Frau, die ihr so ähnlich sieht und will ihren Zusammenhang ergründen. Eine spannende Suche beginnt, die auch ihr Privatleben auf den Kopf stellt.
In ihrem Roman „Rendezvous im Café de Flore“ fängt Caroline Bernard wunderbar die Stimmung von Paris ein, das Künstlerleben der 30er Jahre ebenso wie das moderne Paris des 21. Jahrhunderts, in dem Marlène unterwegs ist. Sie hat zwei starke Hauptfiguren geschaffen, die beide erst lernen müssen, ihren Weg zu gehen und ihr eigenes Leben auf die Beine zu stellen. Sowohl Vianne als auch Marlène sind dabei so sympathisch und ihre Erlebnisse so detailliert beschrieben, dass man sofort mitten in der Geschichte ist und alles gemeinsam mit ihnen erlebt. Die Lektüre macht einfach Freude. Auch wenn zum Ende hin die ernsten Elemente überwiegen, hat Caroline Bernard eine locker-leichte Lektüre geschrieben, die man problemlos runterlesen kann.
„Rendezvous im Café de Flore“ ist eine wunderbare Geschichte, die historische Details auf leichte Art mit zwei tollen Hauptfiguren verbindet. Eine wunderbare Lektüre für lange, dunkle Wintertage, die man gemütlich auf mit einem Schmöker auf dem Sofa verbringen möchte.  

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Hier geht es zu weiteren Informationen vom Aufbau Taschenbuch Verlag. 

Montag, 19. Dezember 2016

Emma Braslavsky "Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen"

Was für ein faszinierendes Buch! Roana versucht sich allein in Südamerika durchzuschlagen, auf der Suche nach irgendeinem Sinn im Leben, No lebt als Aussteiger mit seiner Freundin auf einer einsamen Insel und Jo versucht quasi im Alleingang, die Welt zu retten, während ihr Mann Jivan der Spielsucht verfallen ist und sie mehr schlecht als recht unterstützt. Eine geballte Kombination aus modernen Lebensentwürfen, gescheiterten Träumen und rosaroten Hoffnungen.
Es fiel mir nicht ganz leicht, in den Emma Braslavskys Roman „Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen“ hineinzufinden. Aber wenn man sich auf die Idee und die Figuren einlässt, zieht einen die Autorin schnell in ihren Bann. Plötzlich konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, so faszinierend und oft auch absurd treibt das Personal durchs Leben. Dabei schafft Braslavsky es fast spielerisch, alle großen Probleme der Gesellschaft gegeneinander auszuspielen. Von Veganismus über Aussteigertum, Tierschutz und Sinnsuche in abwegigen Philosophien ist alles mit dabei. Sind die Figuren dabei glücklich mit ihren Lebensentwürfen? Schwer zu sagen, ich hatte oft das Gefühl, sie könnten es sein, wenn sie nicht alles so extrem verfolgen würden. So führen sie ihre eigenen Ideen und Projekte fast selber ad absurdum und müssen zwangsläufig scheitern, teilweise im physischen und teilweise im ideellen Sinne.
Wer auf der Suche nach einer leichten Weihnachtsferienlektüre ist, sollte sich nicht mit Emma Braslavskys Roman „Leben ist keine Art, mit einem Tier umzugehen“ aufs Sofa legen. Wer jedoch nachdenken will, hinterfragen und manchmal auch einfach nur über die Figuren staunen, dem kann ich diesen Roman nur ans Herz legen. Er unterscheidet sich grundlegend von allem, was ich in diesem Jahr bisher gelesen habe und fordert den Leser mehr als einmal heraus. Davon sollte sich aber niemand abschrecken lassen, mir hat dieses Buch ausgesprochen gut gefallen. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen im Suhrkamp Verlag. 

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Joel Dicker "Die Geschichte der Baltimores"


In diesem Buch dreht sich alles um die „Goldman-Gang“. Drei Cousins, die gemeinsam erwachsen werden, sich verlieben, ihr Leben planen und glauben, dass nichts sie auseinanderbringen kann. Beschützt werden sie in ihrer Welt von Onkel Saul und Tante Anita, die sie fördern so gut es geht und ihnen das Gefühl geben wollen, alles erreichen zu können. Doch über der ganzen Erzählung schwebt der Schatten der großen Katastrophe, von der wir Leser erst ganz am Ende erfahren, was sie eigentlich bedeutet.
Die Geschichte der Baltimores“ von Joel Dicker ist eine wunderbare, wenn auch teilweise tragische Familiengeschichte. Der Zusammenhalt der drei Jungs ist unglaublich groß, dennoch können sie nicht verhindern, dass ihr Leben sich unterschiedlich entwickelt und sie nicht immer zusammen sein können. Der Ich-Erzähler Marcus ist dabei der Isolierteste von den dreien, da er als einziger nicht dauerhaft in Baltimore lebt und immer nur zu Besuch kommt. Doch wenn er da ist, ist ein Baltimore-Goldman, genau wie Hillel und Woody.
Gelesen wird das Hörbuch von Torben Kessler, der Marcus seine Stimme  gibt und ihn dem Zuhörer schnell unglaublich nahe bringt. Es ist ein sympathischer und sehr emotionaler Mensch, den wir kennenlernen und es macht Freude, Kessler zuzuhören. Das Hörbuch ist recht lang, doch es wäre auch zu schade gewesen, etwas von der wunderbaren Geschichte zu kürzen, die Joel Dicker erschaffen.
Ich kann allen die Hörbuchversion von „Die Geschichte der Baltimores“ nur ans Herz legen, man verschwindet ganz schnell in der Welt von Marcus, Hillel und Woody und will manchmal gar nicht zurück in die Wirklichkeit, so gerne ist man mit ihnen zusammen. 

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Montag, 12. Dezember 2016

Haruki Murakami "Von Beruf Schriftsteller"

Haruki Murakami ist der in Deutschland vielleicht bekannteste japanische Schriftsteller, jedes Jahr wieder wird er für den Literaturnobelpreis gehandelt. Doch er lebt sehr zurückgezogen, arbeitet konzentriert an seinen Romanen und gibt wenig um den Presserummel, der um manche Bücher gemacht wird. Mit seinem neuesten Buch „Von Beruf Schriftsteller“ nimmt Murakami seine Leser jetzt mit auf einen Einblick in sein Leben, sein Arbeiten und seinen Werdegang. Vom Barbesitzer zum Schriftsteller, einem disziplinierten Arbeitsautor ohne künstlerische Allüren.
Für alle Fans von Haruki Murakami ist sein neuestes Buch natürlich Pflichtlektüre, der Autor gibt viel von sich Preis und besonders von seinem Denken über den Literaturbetrieb und seine persönlichen Arbeitsweise. Geschrieben ist das Buch natürlich im typisch schlichten und zurückhaltenden Stil von Murakami, er sammelt hier Essays aus Reden, die er zu verschiedenen Gelegenheiten gehalten hat und fügt noch einiges hinzu, was beim persönlichen Überarbeiten wichtig wurde. Besonders spannend für mich war, wie er zu seinem Stil gefunden hat und wie diszipliniert er arbeitet, wenn er an einem Roman sitzt. Ein ständig wiederkehrender Arbeitsalltag scheint für ihn nötig zu sein, um überhaupt voranzukommen. Seine Beschreibungen haben wenig gemein mit den klischeehaften Vorstellungen des unabhängigen Künstlers, der bis drei Uhr morgens in einem Café sitzt um dann an seinem Roman weiterzuarbeiten, ständig betrunken und mit einer Zigarette in der Hand die Möglichkeiten und Grenzen der Gesellschaft diskutierend.

Mir haben die spannenden Einblicke in Murakamis Leben und Arbeiten ausgesprochen gut gefallen und besonders wenn man einige Romane von ihm kennt, werden die Zusammenhänge schnell deutlicher und das ein oder andere, was bisher Fragen aufwarf, verständlicher. Es ist keine wirkliche Autobiographie, gibt aber einen guten Einblick in das Leben und Denken dieses außergewöhnlichen Schriftstellers. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen vom Dumont Verlag. 

Freitag, 9. Dezember 2016

Marita Spang "Die Frauenburg"


Loretta von Starkenburg ist eine außergewöhnliche Frau. In jungen Jahren wird sie mit Martin von Starkenburg verheiratet, einem unansehnlichen Mann, der ihr zutiefst unsympathisch ist. Doch als er nach wenigen Jahren der Ehe stirbt, überträgt ihr Schwiegervater ihr die Regentschaft in Vertretung ihres Sohnes Johannes bis zu dessen Volljährigkeit. Plötzlich steht Loretta vor einer großen Aufgabe, im tiefsten Mittelalter muss sie sich als Frau gegen zahlreiche Männer behaupten, die sie entweder nicht ernst nehmen oder zutiefst verachten. Ein langer Kampf um Anerkennung, Stolz und auch Liebe beginnt für die bewundernswerte Frau.
Wieder einmal überzeugt Marita Spang mit einem herausragenden historischen Roman. Das wahre Leben der Loretta von Starkenburg verknüpft sie mit vielen Details zu einem farbenprächtigen und mitreißenden Bild der mittelalterlichen Gesellschaft mit all ihren Kämpfen, Fehden und Affären. Besonders das Bild der Kirche, wie wir es heute haben, passt überhaupt nicht zu den damaligen Gebräuchen, Kirchenmänner waren nicht selten gleichzeitig Kriegsherren und Liebhaber. Die Autorin bringt dem Leser die Hauptfiguren so nahe, dass man glaubt, völlig in Lorettas Welt einzutauchen und an ihrer Seite zu kämpfen und auch zu lieben. Loretta ist gleichzeitig sympathisch und unbedarft, mehr als einmal wollte ich am liebsten hineinspringen in das Geschehen, um sie zu warnen oder von Fehlurteilen abzuhalten.
Marita Spangs neuer Roman „Die Frauenburg“ zeichnet sich durch gut recherchierte Details und eine hochspannende Geschichte aus. Gleichzeitig macht sie wieder einmal deutlich, dass es in der Männerwelt Mittelalter auch Ausnahmepersönlichkeiten gab wie Loretta von Starkenburg, die schon damals als außergewöhnliche Frauen wahrgenommen wurden. 

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Hier geht es zu weiteren Details und zum Download des Ebooks bei Droemer Knaur. 

Ebenfalls großartig sind Marita Spangs Romane "Blut und Seide" und "Hexenliebe".

Dienstag, 6. Dezember 2016

Susanne Betz "Tanz in die Freiheit"

Eleonore und ihr jüngerer Bruder Felix wachsen behütet im beschaulichen Weimar Ende des 18. Jahrhunderts auf. Geheimrat Goethe ist der Star der Stadt und seine Affäre mit Christiane Vulpius Stadtgespräch. Ansonsten geht es für die jungen Erwachsenen in der kleinen Stadt eher trübe und langweilig zu. Kurz nach Eleonores Verlobung mit einem wohlhabenden Adligen verstirbt ihre Mutter, die sich ihr Leben lang mit mathematischen Formeln in ihrem Zimmer versteckt hat. Die Geschwister sollen mit dem ihrem Werk nach Paris reisen und es dort gegen ihr Erbe eintauschen. Doch in der Stadt tobt noch immer die Revolution und ein aufregendes Abenteuer beginnt.
Susanne Betz hat mit „Tanz in die Freiheit“ einen außergewöhnlichen historischen Roman geschrieben, der zwar die Geschwister Felix und Eleonore in den Mittelpunkt stellt, einen als Leser aber dennoch am gesamten Geschehen im revolutionären Paris teilhaben lässt. Die beiden stürzen sich schnell in das bunte und zwanglose Leben dieser Stadt, die völlig im Umbruch begriffen ist und genießen die neuen Freiheiten, die sich ihnen eröffnen. Die Rückreise nach Weimar zögern sie immer weiter hinaus und die Autorin bringt sie und die Leser ganz nah heran an die Figuren Robbespierre und Danton, die Rädelsführer der Revolution. Susanne Betz zeichnet ein umfassendes Bild der Zeit und der Gesellschaft in Paris und lässt einen wie die Hauptfiguren mitten eintauchen in eine einmalige Episode der Pariser Geschichte.

Ein großartiger, detailreich beschriebener historischer Roman mit spannenden und außergewöhnlichen Hauptfiguren, die den Gegensatz vom revolutionären Paris und dem beschaulichen Weimar nicht deutlicher zeigen könnten. 

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Hier geht es zur Leseprobe vom C. Bertelsmann Verlag. 

Freitag, 2. Dezember 2016

Björg Magnúsdóttir "Genau mein Typ"

Die vier Mädels aus Reykjavik sind zurück: Inga, Bryndis, Regina und Tinna kämpfen wieder um die Liebe, beruflichen Aufstieg oder einfach darum, morgens aus dem Bett zu kommen. Während Inga mit Hochdruck ihre Hochzeit plant, hat Tinna ein eigenes Online-Magazin gegründet, das ihre ganze Aufmerksamkeit fordert. Regina arbeitet an ihrer Karriere und Bryndis ist gerade dabei, sich auf einen Ex-Freund wieder einzulassen- wovon Regina vehement abrät. Es ist also wieder einiges los bei den Mädels und das Chaos kann beginnen.
Wie schon der erste Band „Nicht ganz mein Typ“ ist auch Band zwei mit dem sehr ähnlichen Titel „Genau mein Typ“ eine fröhliche oder leichte Lektüre. Es ist ein ständiges Auf und Ab der Gefühle, doch klingen dieses Mal auch ernstere Themen an wie sexuelle Gewalt und Magersucht. Obwohl eigentlich sehr düster, schafft es die Autorin Björg Magnúsdóttir, diese Themen ganz leicht mit einzuweben und dennoch die Aufmerksamkeit darauf zu richten. Am Ende sind die vier, so unterschiedlich sie auch sein mögen, immer ein Team, das untrennbar verbunden ist und gemeinsam schaffen sie eben doch alles.
Mir hat Björg Magnúsdóttirs zweites Buch „Genau mein Typ“ wieder sehr gut gefallen, die Charaktere sind sympathisch und man wird die ganze Zeit gut unterhalten. Es ist auch nicht Voraussetzung, den ersten Teil gelesen zu haben, obwohl es sicher bei einigen Nebensätzen hilft, wenn man genau weiß, was vorher passiert ist. Auf jeden Fall ein gutes Buch für alle, die auf der Suche nach lustigen und modernen Frauengeschichten sind, die ganz im Stil eines isländischen Sex and the City erzählt sind. 

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Hier geht es zur Leseprobe vom Insel Verlag. 

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Katherine Webb "Das Versprechen der Wüste"


Joan Seabrook wächst während des Zweiten Weltkriegs in England auf, ihre Kinderjahre sind geprägt von Angst und Verlust. Doch ihr Vater schafft es immer wieder, sie zu faszinieren und aus der Angst zu lösen, wenn er spannende Geschichten von der fernen arabischen Welt erzählt. In Joan wächst der Traum, selbst einmal in die Ferne zu reisen und Länder zu entdecken. Als sie älter ist, bekommt sie die Möglichkeit, mit ihrem Verlobten Rory in den Oman zu Reisen und dort gleichzeitig ihr größtes Idol, die Forschungsreisende Maude Vickery kennenzulernen. Eine aufregende Reise beginnt, vielleicht das größte Abenteuer von Joans Leben. 
Katherine Webb hat schon viele mitreißende Romane geschrieben und „Das Versprechen der Wüste“ fügt sich nahtlos in diese Reihe ein. Joan und Maude sind beide sehr starke Frauenfiguren, ohne sich wirklich ähnlich zu sein. Trotzdem lernt man als Leser, beide Sichtweisen zu schätzen und ob man will oder nicht wächst einem die alte und wütende Maude mit der Zeit genauso ans Herz wie die junge, aktive Joan. All dass beschreibt die Autorin vor dem Hintergrund des Oman in einer Zeit des Umbruchs, während die Briten noch Einfluss auf den Sultan haben aber einzelne Bereiche von einheimischen Gruppen vom Sultan zurückerobert werden. Die kolonialen Briten, bei denen Joan lebt, bilden einen starken Gegensatz zur klassischen arabischen Bevölkerung der Stadt Maskat im Oman, was Joans Neugier und Abenteuerlust immer weiter antreibt. 
Ich konnte gut nachempfinden, in was für einem goldenen Käfig sie sich im Oman wiederfand. Sie war endlich in ihrem ersehnten Arabien, durfte sich jedoch kaum bewegen und kaum etwas sehen. Maude und ihre Erzählungen eröffnen ihr ein Tor zu einem anderen Oman, dass sie nicht kennt und stärken sie gleichzeitig in ihrem Selbstbewusstsein, als Frau viel erreichen zu können. Das Zusammenspiel dieser beiden Charaktere hat mir sehr gut gefallen und bildet den Mittelpunkt des Romans. 
Katherine Webb hat mit „Das Versprechen der Wüste“ einen richtigen Schmöker für alle abenteuerlustigen Leser geschaffen. Sie verlässt sich nicht darauf, dass junge hübsche Frauen in historischen Romanen nur Liebesgeschichten erleben dürfen, sondern schafft eine selbstbewusste und starke Protagonistin, die die Geschichte trägt. Joan nimmt die Leser mit auf eine tolle Reise und man legt das Buch nicht gern aus der Hand, wenn sie ihre Reise beendet hat, soviel Freude hatte man mit ihr in der fremden, weiten Welt des Oman. 

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Hier geht es zur Leseprobe vom Diana Verlag. 

Mittwoch, 30. November 2016

Christine Berger/ Cornelia Wolter/ Juliane Wiedemeier: Berlin für Berliner

Ein Reiseführer für die Stadt in der man lebt – eine großartige Idee und wirklich überfällig. Gerade wenn man in Berlin lebt, ist man schnell erschlagen von den vielen Möglichkeiten und Informationskanälen, die einem sagen, was man unbedingt gesehen, gemacht und gegessen haben muss. Der Marco Polo Reiseführer „Berlin für Berliner“ bündelt alles in einem kleinen Buch, das am Wochenende auch schnell in fast jede Handtasche passt.
Der Reiseführer ist sehr übersichtlich und farblich abgestimmt aufgebaut und man findet Tipps zu Restaurants, Märkten und Veranstaltungen sehr schnell anhand der farbig markierten Seiten. Die Auswahl ist sehr vielfältig, so dass wirklich für jeden etwas dabei sein sollte. Schade finde ich jedoch, dass der Aufbau, gerade bei den Restaurants, rein thematisch erfolgt ist. Zwar steht immer dabei, in welchem Stadtteil sich ein Lokal befindet, doch ich hätte es schöner gefunden, den ganzen Reiseführer nach Stadtteilen aufzuteilen, so dass ich, wenn ich zum Beispiel in Charlottenburg oder Schöneberg wohne, gezielt nachschauen kann, was sich in meiner Nähe befindet. Man hat ja nicht immer Lust, mit der S-Bahn eine Stunde durch die Stadt zu fahren. Mich interessiert besonders, was ich in der Nähe von dem Ort finde, wo ich gerade bin, und da muss ich mich leider in jeder Kategorie erst durchsuchen. Das finde ich etwas schade.

Alles in allem eine großartige Idee, die ich noch besser gefunden hätte, wenn man stärker auf den örtlichen Bezug geachtet und alles direkt nach Ort und nicht nach Thema sortiert hätte. 

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Dienstag, 29. November 2016

Hans-Joachim Schneider "Unterirdisch: Verborgene Orte in Deutschland"


Der Untergrund, alles was unter der Oberfläche liegt, ist immer wieder ein spannendes Thema. Hans-Joachim Schneider hat mit seinem Bildband „Unterirdisch: Verborgene Orte in Deutschland“ ein tolles Beispiel dafür vorgelegt. Verschiedenste unterirdische Orte werden in schönen Fotografien und mit kurzen Erklärungen vorgestellt.
Egal ob ein alter Flughafen, Bunker oder Bergwerk – alle Beispiele sind mit wirklich beeindruckenden Fotos vertreten. Meiner Meinung nach hätten es jedoch ruhig weniger unterschiedliche Orte sein können und dafür noch mehr Fotos und Erklärungen. Gerade die doppelseitigen Bilder vermitteln einen tollen Eindruck von den Örtlichkeiten, sind aber leider nicht so oft vertreten.

Der Bildband ist qualitativ jedoch sehr gut gemacht und auch die Bilder, wenn mir auch zum Teil etwas zu klein, von sehr schöner Qualität, so dass es einfach Spaß macht, ihn durchzublättern und das unterirdische Deutschland zu entdecken. An vielen Stellen lädt es auch zu weiterer Recherche ein, um sich vielleicht einige Orte selber einmal anschauen zu können. Alles in allem also eine wirklich runde Sache. 

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Montag, 28. November 2016

Petra Durst-Benning "Das Weihnachtsdorf"

Endlich sind sie wieder da, all die netten und liebenswerten Figuren aus „Kräuter der Provinz“ von Petra Durst-Benning. Therese hat ihre schwere Krankheit überstanden und schmeißt mit Koch Sam nach wie vor das Gasthaus, Greta ist richtig angekommen in Maierhofen und glücklich mit Vincent. Doch bei Christa und Roswitha will es einfach nicht laufen. Während Christines Mann sie verlassen hat und sie mit der Einsamkeit nicht zurechtkommt, weiß Roswitha vor lauter Arbeit gar nicht wohin. Gemeinsam will Maierhofen auch noch den Weihnachtsmarkt auf die Beine stellen, so dass für alle wieder genug zu tun ist. Hoffentlich kommt da die besinnliche Weihnachtsstimmung nicht zu kurz...
„Das Weihnachtsdorf“ ist das perfekte Buch für alle, die in der Adventszeit eine schöne weihnachtliche Lektüre suchen, die einen in eine wunderbare Weihnachtswelt entführt. Wie schon im ersten Teil „Kräuter der Provinz“  nimmt die Autorin ihre Leser mit in die zauberhafte Dorfwelt von Maierhofen, schafft sympathische Figuren, die man gerne begleitet und vermittelt eine wunderschöne Stimmung. Das Highlight am Schluss sind die im Buch erwähnten Rezepte, so dass man die Weihnachtsideen der Charaktere direkt selber nachkochen und –backen kann.

Petra Durst-Benning hat mit „Das Weihnachtsdorf“ ein wunderbares Weihnachtsbuch geschrieben, das perfekt in die Adventszeit passt. Noch schnell ein Glas Tee einschenken und den Keksteller auffüllen, schon kann es losgehen mit der Lektüre. 
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Hier geht es zur Leseprobe im Blanvalet Verlag. 

Freitag, 25. November 2016

Matthias Brandt "Raumpatrouille"

In seinem ersten Buch „Raumpatrouille“ erzählt Matthias Brandt Geschichten aus seiner Kindheit. Was wirklich passiert ist und was reine Fiktion, das macht er gleich zu Beginn klar, ist in diesem Fall egal und auch nicht erkennbar. Dann beginnt er zu erzählen, von ausgeprägten Berufswünschen (Postbote oder Torwart, vielleicht auch Zauberer), enttäuschten Hoffnungen (die Torwartkarriere war nach zwei Spielen schon wieder beendet), Schlägereien in der Schule und einer Fahrradtour mit seinem Vater, dem Bundeskanzler Willy Brandt und dessen Kollegen Herbert Wehner.
Leider konnten mich die Geschichten nicht wirklich überzeugen. Sie sind flüssig geschrieben, das Buch ist recht dünn und man kann es gut lesen. Doch bei mir bleibt die Frage, warum diese Geschichten jetzt aufgeschrieben werden mussten? Was ist daran besonders, was so speziell, dass ich meine Zeit damit verbringen möchte? Und hätte das Buch auch nur annähernd so viel Resonanz erzeugt, wenn das Buch jemand anders, eben nicht der Sohn von Willy Brandt geschrieben hätte, mit dem Hinweis, es ginge um die Kindheit im Bonner Kanzleramt vermarktet? Ich fand die Erzählungen nicht schlecht, zum Teil recht unterhaltsam, besonders wenn der Junge fast das Haus abbrennt bei dem Versuch, einen neuen Zaubertrick umzusetzen und dann versucht, die Flammen wegzuzuzaubern. Irgendwo zu muss der Zauberstab ja zu gebrauchen sein. Dies war auch die einzige Stelle im Buch, die mich wirklich emotional angesprochen, wenn die Hauptfigur nämlich erkennt, dass es Dinge gibt, die unumkehrbar, unverzeihlich und nie wieder gutzumachen sind. Ansonsten plätscherten die Geschichten für mich leider nur so dahin, ohne mich wirklich zu bewegen oder mir die Möglichkeit zu geben, eine Beziehung zum Protagonisten aufzubauen.
Ich war von Matthias Brandts Buch „Raumpatrouille“ leider etwas enttäuscht, ich hatte nach den Vorankündigungen mehr erwartet von seinen Geschichten, auch wenn ich mich bei der Lektüre nicht gelangweilt habe.

Hier geht zu weiteren Informationen vom Verlag Kiepenheuer & Witsch.


Donnerstag, 24. November 2016

Steffen Weinert "Die Netten schlafen allein"


Bei Christoph läuft es einfach nicht rund: seine Freundin Inga hat ihn gerade verlassen (nach einer außerordentlich kurzen Beziehung), sein Job als Kindergärtner ist anstrengend, seine Chefin ein feministisches Monster und dann steht auch noch seine Nachbarin vor der Tür und liefert ihren Sohn Emil bei ihm ab, weil sie plötzlich ins Krankenhaus muss. So kann das ja nichts werden mit den Frauen, denkt Christoph sich.
„Die Netten schlafen allein“ ist ein wirklich lustiges und unterhaltsames Buch über das Phänomen „Der nette Mann von nebenan“, der maximal eine beste Freundin hat, aber einfach keine ordentliche Beziehung auf die Reihe kriegt. Christoph verhält sich wie ein dankbarer Hund, wenn er etwas Liebe bekommt, was die interessierte Damenwelt immer schnell wieder in die Flucht schlägt. Mit dem elfjährigen Emil an der Seite arbeitet er höchst amüsant an seinem Selbstbewusstsein, wenn er nicht gerade mit seinen Kumpels Hendrik und Zwenn die letzte Trennung bei zahlreichen Bieren in der Kneipe verarbeitet. Die Charaktere sind vom Autor mit viele Liebe beschrieben, auch wenn das ein oder andere verwendete Klischee dabei deutlich wird, wachsen sie einem als Leser schnell ans Herz und man folgt ihnen gerne durch ihr emotionales Auf und Ab. Besonders Christoph ist ein herzensguter Mensch und muss sich jetzt endlich mal sein verdientes Glück erarbeiten.
Mit „Die Netten schlafen allein“ hat Steffen Weinert einen lustigen und sehr gelungenen Roman über einen Mann geschrieben, der verzweifelt nach der Liebe sucht. Ob er sie auch findet, sollte jeder schnell selbst herausfinden.

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Hier geht es zu weiteren Informationen im Rowohl Taschenbuch Verlag. 


Dienstag, 22. November 2016

Julian Fellowes "Belgravia"


Belgravia – der Inbegriff von Luxus, Adel und Aufstieg im 19. Jahrhundert in London. James Trenchard hat sich seinen Erfolg mühsam erarbeitet, vom Proviantmeister beim Militär wird er zum Investor des neuen Stadtteils Belgravia in London, in dem auch Lord und Lady Brockenhurst ihr Haus haben. Die beiden Familien verbindet eine Geschichte, die kurz vor der berühmten Schlacht von Waterloo in Belgien begann. Denn den Sohn der Brockenhursts verband eine Liebelei mit Trenchards hübscher Tochter Sophia, die nicht ohne Folgen geblieben ist und auch über zwanzig Jahre später noch das Leben der Familien beeinflusst.
Julian Fellowes ist bekannt für seine Serie „Downton Abbey“ und mit „Belgravia“ gelingt ihm ein Roman, der der Serie an Qualität in nichts nachsteht. Mitte des 19. Jahrhundert spielend, stellt Fellowes besonders das über Jahrhunderte  erlernten und ausgeprägten Standesdenken des Adels in den Mittelpunkt und die heute antiquiert wirkenden Vorstellungen von Liebe, Ehe und Familie. Dabei dreht sich alles um die Familien Brockenhurst und Trenchard, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten und einen als Leser dennoch beide auf ihre Art für sich einnehmen. Auch wenn sie verschiedene Vorstellung davon haben, wie das Leben aussehen sollte und welche Ziele erreichbar sind, haben sie das Herz am rechten Fleck und so ist man als Leser teilweise hin- und hergerissen, wie man diese beiden Familien denn nun zusammenbringen soll. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, Fellowes überzeugt sowohl durch die detailreichen historischen Beschreibungen als auch durch sein abwechslungsreiches und dennoch sehr realistisch gezeichnetes Personal. Hier handelt es sich nicht um einen historischen Roman, der nur die Frage wer am Ende wen heiraten wird in den Mittelpunkt stellt. Er setzt sich bewusst mit der bestehenden Gesellschaft auseinander und gibt dem Leser so einen echten Einblick in das Leben der Menschen. Wie durch ein kleines Guckloch ist man dabei, wenn Adlige zum Tee laden oder Zofen gerade erbeuteten Klatsch weitertragen. So macht die Lektüre eine große Freude.
Mich hat „Belgravia“ beim Lesen einfach begeistert, weil es sich so positiv von vielen schnulzigen historischen Romanen abhebt und die gesamte Gesellschaft in den Blickpunkt des Lesers rückt. Julian Fellowes hat eine gute Idee großartig umgesetzt und entführt seine Leser auf eine spannende Reise ins 19. Jahrhundert. 

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Hier geht es zur Leseprobe vom C. Bertelsmann Verlag. 

J. Ryan Stradal "Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens"


Eva Thorvald ist eine bemerkenswerte Frau. Sie ist noch ein Baby, als ihre Mutter ihren Vater und sie verlässt. Nur kurz danach stirbt ihr Vater und sie wächst bei ihrer Tante und ihrem Onkel auf, die sie als ihre Tochter annehmen. Doch ihr leiblicher Vater hat ihr etwas Besonderes hinterlassen: einen außergewöhnlichen Geschmackssinn und die Fähigkeit, diesen als Köchin zu nutzen. Bald zahlen Menschen Tausende von Dollar und warten monate- wenn nicht jahrelang, um nur einmal in den Genuss ihres Essens zu kommen.
Mit Eva hat J. Ryan Stradal eine spannende Hauptfigur geschaffen, um die sich die gesamte Geschichte dreht, ohne sie jemals wirklich in den Mittelpunkt zu stellen. All die Menschen, die sie im Laufe ihres Lebens trifft, erzählen ihre Geschichte, einen Abschnitt ihres Lebens, in dem sie auf Eva treffen, die sie alle nachhaltig beeindruckt und beeinflusst. Diese Geschichten beschreibt Stradal so flüssig und ineinander fließend, dass es beim Lesen gar nicht stört, dass sich die Perspektive ständig wechselt und teilweise größere Zeitabschnitte übersprungen werden. Im Gegenteil, wird es durch die verschiedenen Positionen nur umso abwechslungsreicher, Evas wirklich besonderem Lebensweg zu folgen. Man merkt gar nicht, wie die Zeit beim Lesen verfliegt, zu spannend ist es, Eva im nächsten Abschnitt wieder völlig neu kennenzulernen, ihre Talente und Ideen aus einem neuen Blickwinkel zu sehen. Dabei entwickeln sich auch die Menschen um sie herum natürlich immer weiter und halten manche Überraschung bereit, wenn man sie im Verlauf des Buches plötzlich in kleinen Nebenfiguren wieder erkennt.
Mich hat J. Ryan Stradals Roman „Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens“ begeistert, die Geschichte ist sehr durchdacht und feinsinnig aufgebaut, so dass sie einen als Leser gar nicht mehr loslässt. Eva ist mir bei der Lektüre regelrecht ans Herz gewachsen mit ihrer ungewöhnlichen Art, das Leben zu meistern und so konnte ich ihr zum Abschluss des Buches nur das Beste wünschen für den Teil ihres Lebens, an dem wir als Leser leider nicht mehr teilhaben können. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen vom Diogenes Verlag. 

Freitag, 18. November 2016

Reinhard Kaiser-Mühlecker "Fremde Seele, dunkler Wald"


Jakob und Alexander wachsen auf einen Bauernhof in Österreich auf. Ihre Schwester geht früh mit ihrem Mann nach Schweden, Alexander zum Militär und Jakob bleibt als Jüngster bei den Eltern und Großeltern zurück. Während der Vater ständig neuen Ideen hinterherjagt, wie er das große Geld machen könnte, geht es mit dem Hof vor Jakobs Augen langsam immer weiter bergab. 
 Beim Lesen von „Fremde Seelen, dunkler Wald“ hatte ich das faszinierende Gefühl, dass eigentlich gar nicht wirklich etwas passiert und mich das Buch überraschenderweise dennoch mitgerissen hat. Die Geschichte lebt von seinen Personen, die alle auf ihre Weise unglaublich tragisch sind, ohne ihre Situation wirklich ändern zu wollen. Jakob hört früh mit der Schule auf und hilft auf dem Hof, bevor seine Freundin schwanger wird und die beiden versuchen, eine Familie zu werden. Als ein guter Freund sich das Leben nimmt, gerät für ihn einiges aus den Fugen, dennoch kommt er im Leben einfach nicht weiter und scheint immer auf der Stelle stehen zu bleiben. Auch sein Bruder Alexander ist nicht wirklich glücklich, nach zahlreichen Affären verliebt er sich endlich, doch die Frau ist verheiratet, die Beziehung hat keine Zukunft und so steckt er fest in einem Stadium aus Sehnsucht und Hoffnungslosigkeit. Obwohl die Geschichte also keinen stringenten Plot zu haben scheint, um den sich alles dreht, ist der Stil des Reinhard Kaiser-Mühlecker sehr flüssig und das Buch lässt sich sehr gut lesen. Man muss sich auf die Figuren und ihre Situationen einlassen, um zu verstehen, dass sie vielleicht für sich gar nicht anders handeln können, als sie es tun. Auch wenn man als Leser manchmal das Gefühl hat, sie vorantreiben zu wollen, damit sie ihr Leben endlich sortieren. Alexander gelingt dies am Ende besser als Jakob oder seiner Schwester Luisa, doch an das angedeutete gute Ende mag man auch bei ihm nicht glauben. Zu viele dunkle Wolken scheinen über den Geschwistern zu hängen. 
 Mir hat „Fremde Seelen, dunkler Wald“ ausgesprochen gut gefallen, auch wenn mich die Lektüre teilweise ganz anders war, als ich erwartet hatte. Der Schreibstil des Autors hat mich von der ersten Seite an mitgenommen zu seinem Personal, das die ganze Geschichte dominiert. Für mich ein äußerst gelungener Roman.

Bewertung ✭✭✭✭✰

Hier geht zur Leseprobe vom S. Fischer Verlag. 

Mittwoch, 16. November 2016

Eva Stachniak "Die Schwester des Tänzers"

Die Nijinskys leben für das Ballett: Wie ihre Brüder Waslaw und Stassik lernt Bronia von klein auf, hart für das Ballett zu arbeiten. Ihr Bruder Waslaw gilt als besonders talentiert und beide werden an der kaiserlichen Ballettschule in Sankt Petersburg aufgenommen. Doch mit den Jahren entwickeln sie sich auseinander, Waslaw verlässt das Theater in Sankt Petersburg um mit den Mäzen Djagilew und den neu gegründeten Balletts Russes auf Tour zu gehen. Er will das Ballett revolutionieren und reißt mit seiner Begeisterung für alles Neue und Moderne seine jüngere Schwester mit. Ob dieser Weg in einen Abgrund führen muss, soll sich erst Jahre später zeigen. Denn die Welt des Balletts hält auch für einen Überflieger wie Waslaw Nijinsky nicht nur Gutes bereit.
Die Geschichte von „Die Schwester desTänzers“ basiert auf der wahren Lebensgeschichte der Tänzer Waslaw und Bronia Nijinsky, auch viele andere Personen, die auftreten, entsprechen ihren realen Vorbildern. Zwischen die bekannten Tatsachen webt die Autorin Eva Stachniak ein dichtes Netz aus Fiktion und detaillierten Charakterisierungen, die einen als Leser von der ersten Seite an faszinieren. Mitreißend beschreibt sie eine Welt aus Glamour und Ruhm, aber eben auch Kampf und Schmerz, Konkurrenz und Zukunftsangst. Obwohl Waslaw der erfolgreichere und berühmtere der Nijinsky-Geschwister ist, beschreibt sie die Geschichte aus der Perspektive von Bronia, die viel härter arbeiten muss als ihr Bruder, der nicht alles zufliegt und die es trotzdem schafft, sich nicht vom Neid vereinnahmen zu lassen und sondern ständig darum kämpft, von ihrem Bruder zu lernen. Bronia ist eine außergewöhnlich starke Persönlichkeit, die einem beim Lesen schnell ans Herz wächst.
Die fiktive Umsetzung des Lebens von Bronia und Waslaw Nijinsky ist Eva Stachniak ausgesprochen gut gelungen, sie verbindet einen historischen Roman mit einem entscheidenden Stück Ballettgeschichte am Beispiel von zwei herausragenden Persönlichkeiten. Eine sehr empfehlenswerte Lektüre. 

Bewertung: ✬✬✬✬✰

Hier geht es zur Leseprobe vom Insel Verlag. 

Dienstag, 8. November 2016

Philipp Winkler "Hool"

Heikos Eltern sind geschieden, seine Mutter ist abgehauen, sein Vater trinkt, hat eine neue thailändische Frau und seine Schwester hat sich nach dem Schulabschluss schnell zum Studium aus dem Staub gemacht, um nicht mehr in diesem Chaos leben zu müssen. Aber das ist nur ein Teil von Heikos Welt. Die andere ist die im Box-Club seines Onkels, mit seinen Freunden, ebenfalls Fans von Hannover 96 und wie er und sein Onkel aktiv in der Hooligenszene. Sie organisieren Kämpfe gegen andere Gruppen und Heiko scheint seine Welt eigentlich ok zu sein. Doch Stück für Stück bricht im Laufe der Zeit und mit dem älter werden alles auseinander.
Philipp Winkler ist mit seinen Debütroman „Hool“ ein faszinierendes Buch über eine sehr tragische Figur gelungen. Heiko setzt alles auf seine Kumpels und die Fußballszene, doch um ihn herum verändern sich alle, suchen neue Ansatzpunkte für ihr Leben und entwickeln sich weiter. Heiko jedoch hält krampfhaft daran fest, dass sich nicht ändern dürfe und wird immer einsamer in seiner Welt. All dies beschreibt Winkler mit einer fast leichten und gut lesbaren Sprache. Hier gab es jedoch für mich auch den einzigen Bruch, denn einerseits verwendet der Autor eine sehr schöne und fast poetische Sprache, jedoch immer wieder unterbrochen von starker Umgangssprache, die meiner Meinung nach nicht so recht zum gesamten Erscheinungsbild des Romans passen will.
Alles in allem hat mir „Hool“ sehr gut gefallen, besonders die Romanidee und die Charakterisierung der Hauptfigur waren für mich sehr stimmig. Ein sehr guter Debütroman zu einem sehr spannenden Thema. 

Hier geht es zu weiteren Informationen vom Aufbau Verlag. 

Freitag, 4. November 2016

Connie Palmen "Du sagst es"

Ted Hughes und Sylvia Plath verbindet eine der bekanntesten Liebes- geschichten der Literaturwelt und sie ist ähnlich tragisch wie die von Scott und Zelda Fitzgerald. Was als große Liebe und mit einer Hochzeit nach wenigen Monaten beginnt, entwickelt sich immer mehr zu einem Gefängnis für Ted Hughes. Seine Frau treibt ihn mit ihrer Eifersucht, ihren Depressionen und einer ständigen Verzweiflung am Leben immer weiter von sich weg. Diesen langsamen Verfall kann auch die Geburt ihrer Kinder nicht aufhalten und schon nach kurzen Jahren einer turbulenten Ehe nimmt Sylvia Plath sich das Leben.
Connie Palmen hat mit „Du sagst es“ eine fiktive Erzählung aus der Sicht von Ted Hughes geschrieben, der nach dem Tod seiner Frau von ihren Anhängerinnen und der feministischen Bewegung zum Mörder und eiskalten Betrüger stilisiert wurde. Bei Connie Palmen darf jetzt endlich Ted Hughes sprechen, der 1998 starb und sich bis dahin eigentlich nie zu den Vorwürfen, er habe seine Frau durch sein Verhalten ihr gegenüber in den Selbstmord getrieben, geäußert hatte.
Auf Grundlage seiner letzten Veröffentlichung einige Jahre vor seinem Tod, die „Birthday Letters“, Gedichte die er an und über seine Frau nach deren Tod geschrieben hatte, schreibt die Autorin einen Roman, der an Emotion und Unmittelbarkeit kaum zu überbieten ist. Als Leserin hatte ich das Gefühl, mit Ted und Sylvia dieses Leben ungefiltert mit zu erleben. So nah nimmt sie einen mit, dass man vor dem inneren Auge Sylvia Plath wie eine Furie durch das Haus toben sieht, wenn sie einem Wutanfall die gesamte Arbeit ihres Mannes vernichtet. Aus jeder Zeile spürt man seine Verzweiflung und Hilflosigkeit im Angesicht ihrer Überemotionalität und sieht sich selbst als Zuschauer am Rande dieser Szenen stehen. Die Geschichte von Sylvia Plath und Ted Hughes bewegt einen durch Connie Palmens Darstellung bis ins Mark und sich von der Geschichte wieder zu lösen, ist schwer. Dabei ist es egal, wieviel hier Dichtung und wieviel Wahrheit ist, denn Palmens Darstellung der Geschichte ist auch ohne ihre prominenten Vorbilder als großartiges Stück Literatur.
„Du sagst es“ von Connie Palmen ist ein sehr emotionales und bewegendes Buch, das einen beim Lesen in das Leben von Ted Hughes und Sylvia Plath einsaugt und einen nach der letzten Seite erst wieder ausspuckt- gerädert von alle den Gefühlen, die man miterlebt hat und hilflos angesichts von Teds Hilflosigkeit gegenüber Sylvia. Für mich ist dieser Roman einfach großartig.

Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen vom Diogenes Verlag.