Freitag, 30. November 2018

Michael Müller "Südtoscana"


Ich muss vorweg sagen: Dieser Reiseführer liegt mir besonders am Herzen, denn ich habe selber ein Jahr in der Toskana gelebt und die Gegend sehr gut kennengelernt. Umso mehr hat es mich gefreut, vieles wieder zu entdecken, was mich damals begeistert hat. Wie immer beim Michael Müller Verlag ist der Reiseführer ausgesprochen übersichtlich aufgebaut und man bekommt sehr viele Informationen über Siena als Stadt und die Umgebung. Gerade Siena ist sehr interessant, mit dem Palio und den einzelnen Contraden (Stadtvierteln) herrscht dort nicht nur während der Pferderennen im Juli und August ein ganz besonderes Flair, das Michael Müller in diesem Reiseführer ganz wunderbar vermittelt.
Doch auch Restaurants, Bars und Cafés die ich schon vor Jahren sehr mochte, finden sich in diesem Reiseführer, was die Freude auf einen erneuten Besuch noch erhöht, scheint die Qualität doch in den vergangenen Jahren nicht nachgelassen zu haben. Bei zahlreichen Reiseführern aus dem Michael Müller Verlag, die ich bisher testen durfte, kann ich nämlich eins mit Sicherheit sagen: Die Restauranttipps haben mich noch nie enttäuscht.
So lässt sich abschließend sagen, dass dieser Reiseführer über die „Südtoscana“, von Verlagsgründer Michael Müller persönlich verfasst, wieder rundum gelungen ist und zudem beweist, dass es durchaus Sinn macht, einen Reiseführer nur über den Süden dieser faszinierenden Region zu schreiben, denn es gibt so viel zu sehen und zu probieren, dass es für die ganze Toskana kaum in ein Buch passen kann.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Michael Müller Verlags. 

Donnerstag, 29. November 2018

Barbara Bartos Höppner "Schnüpperle. 24 Geschichten zu Weihnachten"


Aus aktuellem Anlass möchte ich hier ein sehr schönes Buch vorstellen. Wer sagt denn, dass ein Adventskalender immer aus Schokolade bestehen muss, wenn es auch Geschichten sein können?
Schnüpperle ist ein wunderbares Buch für die Vorweihnachszeit: Vom ersten bis zum 24. Dezember begleiten die großen und kleinen Leser Schnüpperle und seine Schwester beim Warten auf Weihnachten. Egal ob das Öffnen des Adventskalenders, die Schulaufführung seiner großen Schwester oder das Kekse backen mit Mama- Schnüpperle ist mein ungeschlagener Held in der Adventszeit und mindestens so gut wie der schönste Adventskalender. Ein Muss nicht nur für kleine Weihnachtsfans!


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Hier geht es zu weiteren Informationen des cbj Kinderbuchverlags.

Mittwoch, 21. November 2018

Timur Vermes "Die Hungrigen und die Satten"


In einer  Zeit, in der Europa seine Grenzen gnadenlos abgeriegelt hat und auch mit den korruptesten afrikanischen Staaten zusammenarbeitet um die Migration nach Europa zu verhindern, begibt sich ein bekanntes TV-Sternchen in ein Flüchtlingslager vor Ort um „den Menschen zu helfen“. Trotz des Erfolgs sind die Dreharbeiten irgendwann beendet, die Flüchtlinge ahnen, dass sie schnell in Vergessenheit geraten werden, besonders Lionel, der inzwischen eine Beziehung mit Nadeshe Hakenbusch, dem aufstrebenden Fernsehstar hat. Kurzerhand machen sie sich auf den Weg, zu Fuß nach Europa, live im Fernsehen. Der Politik in Deutschland wird mit Schaudern bewusst, was auf sie zukommt und versucht zu handeln – doch das Chaos ist bereits ausgebrochen.
Timur Vermes hat bereits mit „Er ist wieder da“ sein Talent für bitter-böse Satire bewiesen und genau damit glänzt er auch in seinem neuen Roman „Die Hungrigen und die Satten“. Schon der Titel ist bezogen auf die Handlung an Zynismus kaum zu überbieten und so beschreibt er das, was da passiert, auf eine Art und Weise, die im starken Gegensatz zur Handlung steht. Das Drama der Menschen, ihre Hoffnungslosigkeit und Angst erzählt er eben auf locker-leichte unterhaltsame Weise. Unterstrichen wird dies noch durch eingestreute Artikel aus der fiktiven Frauenzeitschrift „Evangeline“, deren Redakteurin Nadeshe Hackenbusch auf Schritt und Tritt begleitet. Völlig übertrieben und ins Absurde geführt, beschreibt sie das TV-Sternchen und ihre Erfahrungen auf eine Art und Weise, dass man überall Regenbogen und Glitzersternchen sieht, während fröhlich bunte Einhörner um den Flüchtlingstreck springen. Man könnte lachen, wenn es nicht so grausam wäre. Und dieses Gefühl bleibt einem auch über den gesamten Roman erhalten, der Wunsch zu lachen über diese Albernheiten, wenn man nicht im Bauch dieses Gefühl hätte. Ist das wirklich so absurd? Kann man sich das nicht wirklich auch vorstellen, dass es irgendwie so passieren würde? Würde die Regierung nicht vermutlich am Ende wirklich so reagieren wie in dieser Satire? Und dass man so zwischen Lachen und Grauen gefangen ist, macht das besondere Talent des Autors aus.
Timur Vermes hat sich seit seinem Debütroman viel Zeit gelassen, bis „Die Hungrigen und die Satten“ in diesem Jahr erschienen ist. Es hat sich gelohnt, ihm ist eine großartige Satire über das fröhliche Gutmenschentum auf der einen und die simple Radikalisierung von Fremdenfeindlichkeit auf der anderen Seite gelungen. Dieses Buch ist eine Pflichtlektüre in der aktuellen Zeit, es unterhält und schafft es gleichzeitig, dass es einem eiskalt den Rücken herunterläuft, immer bitter-böse am Puls der Zeit. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Eichborn Verlags. 

Donnerstag, 15. November 2018

Volker Kutscher "Marlow"


Berlin 1935: Gereon Rath hat sich zwar von Unterweltboss Johann Marlow losgesagt, dennoch pfuscht er ihm wieder ins Handwerk, wenn auch dieses Mal ungewollt. Rath wird zu einem Verkehrsunfall gerufen, ein Fahrer ist frontal mit Vollgas gegen einen Brückenpfeiler gefahren, er und sein Fahrgast sind tot. Als herauskommt, dass der Fahrer an einer tödlichen Krankheit litt und Rath auch noch Geheimakten des SD in dem Wagen findet, ahnt er, dass mehr hinter der Sache steckt. Auch Charly, seine Frau, verstrickt sich mal wieder in Ungereimtheiten. Sie ermittelt mit dem ehemaligen Polizisten Böhm inzwischen als Privatdetektivin und in einer alten Geschichte scheint es Überschneidungen zu Gereons Fall zu geben. Gibt es eventuell sogar einen gemeinsamen Drahtzieher zwischen dem Unfall und dem Tod von Charlys Vater vor acht Jahren?
„Marlow“ ist der inzwischen siebte Band rund um den Kriminalkommissar Gereon Rath und seine Frau Charly, die eigentlich Rechtsanwältin werden wollte, sich inzwischen aber von den Nazis ausgebremst sieht. Frauen gehören an den Herd und nicht ins Büro, eine Karriere wird ihr so verbaut. Grundsätzlich merkt man dem ganzen Roman an, dass die Stimmung sich immer dramatischer verändert. Während Gereon versucht, sich immer hindurch zu schmuggeln, ohne wirklich bei den neuen Machthabern anzuecken, macht Charly keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die Nationalsozialisten, was für die beiden und ihren Pflegejungen Fritz viele Probleme mit sich bringt. Das Personal des Romans ist größtenteils bekannt, es werden hier kaum neue Figuren eingeführt, das ist für die Story aber auch unnötig. Es ist die Vergangenheit von Charly, die etwas näher beleuchtet wird und als Leser erfährt man endlich etwas mehr über diese faszinierende Frau. Von Gereon wünscht man sich bei der Lektüre in vielen Fällen politisch etwas mehr Haltung gegen die Nazis, aber gerade durch sein etwas schwammiges Verhalten ist er vermutlich so typisch für die damalige Zeit. Es wird deutlich, wie groß der Druck inzwischen ist, wie wenig Widerspruch noch geduldet wird. Bereits in diesem Band deutet sich an, dass Charly und Böhm Verfolgten helfen, die aus Deutschland fliehen wollen. Es wird spannend sein zu beobachten, wie weit die beiden in ihrem Widerstand gehen werden und ob das nicht letztendlich zu weiteren Probleme zwischen Gereon und Charly führen wird.
So spannend die historische Komponenten des Romans ist, so gelungen ist „Marlow“ auch als Krimi. Natürlich lässt sich der Fall kaum losgelöst von den politischen Entwicklungen sehen, denn Gereon Rath sieht sich immer wieder mit SD und SS konfrontiert, doch auch unabhängig davon ist der Fall sehr spannend beschrieben und lückenlos logisch aufgebaut. Es gibt viele überraschende Wendungen, die einen mitreißen und die Geschichte zu einem wahren Schmöker machen, bei dem man sich immer wieder dabei erwischt, mit dem Lesen einfach nicht aufhören zu können. Die Mischung aus Kriminalfall und realistischer Beschreibung der historischen Gegebenheiten ist dem Autor Volker Kutscher wieder auf geniale Weise gelungen.
 „Marlow“ ist ein großartiges Buch, das man auch in der heutigen Zeit jedem ans Herz legen möchte. Es zeigt im Rahmen des Kriminalromans sehr deutlich, welche Gefahren davon ausgehen, wenn Meinungen aus Angst nicht mehr geäußert werden können und Menschen in einem politischen System nicht mehr auf den Rechtstaat vertrauen können. Der Roman ist großartig geschrieben, ein beeindruckendes Buch, das ich uneingeschränkt allen Leserinnen und Lesern empfehlen kann.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Piper Verlags. 



Mittwoch, 14. November 2018

Arno Geiger "Unter der Drachenwand"


Es ist 1944 und Deutschland liegt im Chaos. Soldat Veit Kolbe ist verwundet und kommt auf Erholungsurlaub nach Hause, nach Wien. Doch dort hält er es nicht aus, er fährt in das kleine Örtchen Mondsee, wo sein Onkel als Polizist arbeitet. Da Dorf liegt unter der Drachenwand, einem mächtigen Bergmassiv am See. Dort verliebt sich Veit und auch um ihn herum geht das Leben weiter. Doch der Krieg prägt auch weit ab von der Front die Menschen, wie er feststellen muss.
„Unter der Drachenwand“ ist ein sehr bewegendes und aufrüttelndes Buch, denn es zeigt - wenn auch in einer fiktiven Geschichte - wie omnipräsent der Krieg im Leben der Menschen im Jahre 1944 war. Und wie selbstverständlich genau dies auch teilweise schon. Dabei geht es nicht nur um das Leben des Soldaten, sondern auch um das Mädchen Annemarie Schaller. Eigentlich sollte sie vor dem Krieg in Sicherheit gebracht werden mit der Landverschickung aus Wien, doch genau in der angeblichen Idylle wendet sich ihr Schicksal ins Tragische. Die Geschichte wird größtenteils aus der Sicht des Soldaten erzählt, wechselt aber immer wieder die Perspektive durch die Briefe, die die Menschen in Mondsee erreichen und die der Autor Arno Geiger geschickt in die Erzählung einbringt, um das Leben in Mondsee und den Städten wie Darmstadt und Wien gegenüber zu stellen. In Mondsee geht es den Menschen noch recht gut, sie werden nicht ausgebombt, lediglich Überflüge von alliierten Flugzeugen haben sie zu ertragen. Nahrungsmittel sind auf dem Land zumindest eher vorhanden als in der Stadt, dafür kennt jeder jeden und die Kontrollfunktion der Gesellschaft funktioniert ganz wunderbar. Jeder weiß, was sein Nachbar sagt oder denkt und so geht es schnell ins Gefängnis, wenn man Kritik äußert. Diese ganze Situation beschreibt Geiger so gut, dass man beim Lesen das Gefühl bekommt, selbst in dieser Enge zu sitzen. Veit helfen nur Medikamente gegen die Panik, die er aus dem Krieg mitgebracht hat, in den er aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch wieder zurück muss. Als Leserin oder Leser fühlt man unweigerlich mit Veit, wenn er seine Gefühle beschreibt, denn er kommt einem sehr nah, trotz der nüchternen Sprache des Autors. Der Protagonist nimmt die Leser direkt mit in den Krieg mit all seinen Rahmenerscheinungen und das macht das Buch auch so beachtenswert, denn es lässt einen einfach nicht los.
Arno Geiger ist mit „Unter der Drachenwand“ ein bewegender Roman über Alltag und Krieg im Jahre 1944 gelungen, der dennoch eins deutlich macht: Die Protagonisten sind nicht ohne Hoffnung, im Gegenteil, sie glauben fest daran, diese verlorene Zeit endlich überwinden zu können, um erneut leben zu leben. Wie in einer Wartehalle pausiert ihr Leben bis zum Kriegsende. Ein beeindruckendes Buch, das vollkommen zurecht auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2018 gestanden hat.

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Montag, 12. November 2018

Hanna Caspian "Gut Greifenau - Abendglanz"


Es ist 1913 auf Gut Greifenau in Hinterpommern und der erste Weltkrieg wirft bereits seine Schatten voraus. Doch noch wäre die Welt in Ordnung, würden sich nicht die gräflichen Kinder so ganz anders verhalten, als es von ihnen erwartet wird. Während Konstantin als ältester Sohn mit seinem Vater Kämpfe um die Modernisierung des Anwesens ausficht und heimlich eine Liebesbeziehung zur Dorflehrerin eingeht, wehrt sich die jüngste Tochter Katharina mit Händen und Füße gegen eine vorgesehen Verlobung mit einem Verwandten des Kaisers. Sie hat sich in einen reichen Fabrikantensohn verliebt, für ihre Eltern ist völlig ausgeschlossen, dass sie derart unter ihrem Stand heiraten könnte. Auch beim Gesinde des Hauses ist einiges los, ein neuer Kutscher sorgt für Unruhe unter dem Hauspersonal. Die Streitigkeiten sind also vorgezeichnet, während Europa weiter auf den Abgrund des Ersten Weltkrieges zurollt.
Wie die Inhaltsangabe schon verrät, geht es viel um Liebesgeschichten in diesem historischen Roman, doch Hanna Caspian bietet den Lesern mit „Gut Greifenau – Abendglanz“ mehr als nur einen Liebesroman vor historischer Kulisse. Die Figuren sind so klug eingesetzt, dass viele soziale Konflikte der damaligen Zeit deutlich werden. Probleme im Bildungssystem und die starre Kaste der Aristokraten, die unter sich bleiben wollen werden ebenso thematisiert wie das Aufstreben des Bürgertums, der Militarismus und die Gegensätze von ländlichem Leben und pulsierender Stadt. Gerade diese Vielschichtigkeit macht diesen Roman so spannend und mitreißend, denn so unglaublich viel passiert in diesem ersten Band der Reihe noch nicht. Das schadet aber keineswegs, vielmehr lebt der Roman von den detaillierten Beschreibungen von Personen und Lebensbedingungen, von sozialen Gegebenheiten und Problemen. Die Figuren wachsen einem dabei sehr schnell ans Herz und glücklicherweise verfällt die Autorin an keiner Stelle auf simple Schwarz-Weiß-Malerei. Im Gegenteil, alle Charaktere werden in ihren Vor- und Nachteilen ausgebreitet, niemand ist charakterlich perfekt, wahre Abgründe tun sich aber auch nicht auf. Diese realistische Erzählweise und der detaillierte Einblick in das Leben der Menschen haben mir ausgesprochen gut gefallen.
„Gut Greifenau – Abendglanz“ ist der Auftakt zu einer Reihe, die sich mit der gräflichen Familie auf Gut Greifenau, dem dazugehörigen Ort und ihren Angestellten in einer wahrlich spannenden Zeit beschäftigt. Rund um den ersten Weltkrieg wurde das ganze gesellschaftliche System auf den Kopf gestellt und das merkt man auch schon im ersten Band zumindest andeutungsweise. Hanna Caspian hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Droemer Knaur. 

Vor kurzem hat die Autorin Hanna Caspian zudem den Fragebogen "Zehn Fragen an..." für Sarahs Bücherregal ausgefüllt. Ihre Antworten könnt ihr hier nachlesen. 

Dienstag, 6. November 2018

Lukas Rietzschel "Mit der Faust in die Welt schlagen"


Tobias und Philipp werden nach der Wende in Sachsen geboren, sie wachsen in einer Kleinstadt auf, in der immer mehr Menschen und Jobs abwandern, es gibt kaum noch Perspektiven für die beiden Brüder. Schon früh versucht Philipp, sich einer Clique älterer Jungs anzuschließen, die besonders cool für ihn wirkt. Doch mit der Zeit stellt er fest, dass die in ihrer Wut auf die Welt immer mehr ins rechte Milieu abdriften. Er zieht sich zurück, im Gegensatz zu seinem kleinen Bruder Tobias, der früher immer seinem großen Bruder nacheiferte und ihn jetzt überflügeln will.
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ ist an Aktualität kaum zu überbieten. In einer schlichten und sachlichen Sprache beschreibt Lukas Rietzschel die wachsende Hoffnungslosigkeit in der ländlichen Region, die den jungen Menschen das Gefühl gibt, dass sich keiner für sie interessiert. Für die Griechenland-Rettung war Geld da, für die Förderung ihrer Region nicht, so wird es empfunden und immer wieder formuliert. Die beiden Protagonisten kommen aus keinem rechten Umfeld und würden sich selbst kaum als rechtsradikal oder Neonazis bezeichnen, sie sehen sich nur als Kämpfer für etwas, woran keiner mehr zu glauben scheint. Wer sich nicht wehrt gegen Migration und „Überfremdung“ ist in ihren Augen dumm und naiv. Die Politik der Regierung ist für sie einfach nur völlig unverständlich und so fühlt sich besonders Tobias mit seinen Freunden berufen, auf seine Situation aufmerksam zu machen – wenn es sein muss auch mit Gewalt. Diese Geschichte geht unter die Haut, beschreibt sie doch genau die Situationen, die man im Fernsehen aus Sachsen häufig sieht, und die so schwer verständlich sind, wenn man gefühlt auf der anderen Seite steht. Rietzschel schafft es auf bemerkenswert sensible Art und Weise, die Entwicklung der Brüder zu beschreiben, ohne sie verurteilen oder zu rechtfertigen. Er berichtet, das Urteil und die Folgerung daraus überlässt er dem Leser, was das Buch für mich besonders auszeichnet. Ob ich wollte oder nicht und auch wenn ich die Methoden der Clique verurteile, keimt doch so etwas wie Verständnis für ihr Empfinden der Situation in mir auf und damit hat der Autor dieses Romans meiner Meinung nach mehr erreicht, als alle Medienberichte in den letzten Jahren zusammen.
Lukas Rietzschels Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ zeichnet sich durch seine politische Aktualität und eine Sprache aus, die den Leser berühren und mitnehmen kann, auch wenn man eigentlich geneigt wäre, die beiden Protagonisten einfach zu verurteilen. Rietzschel zwingt zum Nachdenken und fordert vom Leser ein, dass er sich auf Tobias und Philipp einlässt und ihnen eine Chance gibt. Für mich ist es völlig unverständlich, dass ein so großartig geschriebener und vom Thema so wichtiger Roman von der Buchpreis-Jury in diesem Jahr nicht berücksichtigt wurde.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Ullstein Verlags. 

Sonntag, 4. November 2018

Christian von Ditfurth "Schattenmänner"


Kommissar de Bodt ist der Spezialist für scheinbar unlösbare Fälle beim LKA Berlin, gleichzeitig ist er aber auch bekannt für seine unkonventionellen Ermittlungs- methoden. Als mehrere Personen ermordet werden, deren einzige Gemeinsamkeit die Mitgliedschaft in einer Katzengruppe bei Facebook zu sein scheint, muss er mit seinem Team Yussuf und Sahlinger tief graben. Auch seine Kollegen Merkow aus Russland und Lebranc aus Frankreich tauchen in diesem Band wieder auf und sollen helfen- mal mehr und mal weniger erfolgreich. Langsam kristallisiert sich heraus, dass sie es eventuell mit einem Fall von Spionage zu tun haben – und auch die Ermittler selbst in Lebensgefahr sind.
Der vierte Band rund um Kommissar de Bodt steht den bisherigen Krimis an Spannung in nichts nach, das Buch ist wieder sehr mitreißend geschrieben und wenn man einmal in den Fall abgetaucht ist, kann man gar nicht aufhören. Es ist kein schnöder, einfacher Fall, den es zu lösen gilt, im Gegenteil, das Netz scheint sich über halb Europa zu ziehen und de Bodt kommt nur zäh voran. So langsam beginnt mir dieser ruppige Kommissar auch wirklich ans Herz zu wachsen, sein Team ist und bleibt absolut sympathisch und man merkt beim Lesen schon die großartige Chemie, die zwischen den Protagonisten herrscht. So wird die Handlung vorangetrieben und lässt einem keine Ruhe. Private Probleme spielen höchstens am Rande eine Rolle, eine wohltuende Abwechslung zu vielen Krimis, in denen mehr Seiten auf Eheprobleme von Kommissaren verwendet werden als auf die Lösung des Kriminalfalls. Mein einziger Kritikpunkt ist -und daher auch ein Stern Abzug -, dass ein künstlicher Aufhänger provoziert wird, der auf die tatsächliche Affäre eines CSU-Ministers anspielt. Dieser Fall wird aber später nicht mehr wirklich thematisiert und scheint mir daher nur oberflächlich eine Rolle für den Roman zu spielen. Insgesamt wäre das Buch auch sehr gut ohne das Aufwärmen dieses Skandals ausgekommen. 
Dennoch hat mir auch dieser Roman rund um Kommissar Eugen de Bodt und sein sympathisches Team wieder sehr gut gefallen, er ist unglaublich spannend und wie immer sehr aktuell. Ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Bände dieser Reihe erscheinen, denn es ist spannend, wie sich de Bodt und auch die Nebenfiguren immer weiter entwickeln, was den Spannungbogen auch über viele Romane hinweg erhält. Alles in allem ein großartiger Krimi, den ich allen Fans von politischen Krimis und Thrillern  empfehlen kann.  

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Manfred Görgens "Bordeaux & Atlantikküste"


Der Reiseführer „Bordeaux & Atlantikküste“ gibt einen schönen Überblick über die Region und verführt zu ausgiebigen Touren ins Hinterland. Denn während man zunächst nur an Wein, Sonne und Meer denkt, hat Südfrankreich doch weitaus mehr zu bieten als tolle Strände für Surfer und Sonne ohne Ende.
Besonders gut gefallen haben mir bei diesem sehr übersichtlichen Reiseführer die Kategorien „Lieblingsort“ und „Auf Entdeckungstour“, da sie einen schönen Einblick geben in Land und Leute und wirklich Lust auf eine interessante Reise machen. Darüber hinaus vermittelt Manfred Görgens in seinem Reiseführer sehr viel Hintergrundwissen, das die Erlebnisse auf Reisen unterfüttert. Gerade für Reisende, die gerne schmökern und immer noch ein bisschen mehr wissen wollen, ist dieser Reiseführer daher empfehlenswert. Das umfangreiche Kartenmaterial mit Übersichtsplänen und Stadtplänen liefert das nötige Rüstzeug für einen äußerst aktiven Urlaub.
Mir hat der Reiseführer „Bordeaux & Atlantikküste“ ausgesprochen gut gefallen, er ist sowohl für die Reiseplanung als auch für Touren vor Ort sehr gut geeignet.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des DuMont Reiseverlags. 

Donnerstag, 1. November 2018

Zehn Fragen an Hanna Caspian


Morgen erscheint der Roman „Gut Greifenau – Abendglanz“ von Hanna Caspian, der Beginn einer Romanreihe, die der Verlag Droemer Knaur als „Downton Abbey in Hinterpommern“ beschreibt. Auf jeden Fall verspricht der Klappentext eine spannende und emotionale Familiensaga, die neugierig macht. Für Sarahs Bücherregal hat die Autorin jetzt schon den Fragebogen „Zehn Fragen an...“ ausgefüllt, damit ihre Leser sie besser kennenlernen können.
Hanna Caspian (© Traumstoff)

1) Am frühen Morgen - Kaffee oder Tee?
Am frühen Morgen setzte ich mich mit einer großen Kanne Kaffee an den Schreibtisch. Sehr viel später, schon zur Mittagszeit, frühstücke ich. Dann trinke ich aber Earl Grey Tea.

2) Wofür sind Sie dankbar?
Dass ich es tatsächlich geschafft habe, Autorin zu werden. Ich habe lange davon geträumt, und irgendwann den Sprung gewagt. Dann merkt man, es ist kein einfacher Job. Das stellt man sich immer nur so vor. Viel Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen sind da gefragt. Ein dickes Fell und einen Dickschädel kann man auch sehr gut gebrauchen. Ich hab mich durchgeboxt. Und hier bin ich. Tata. Dafür klopfe ich mir selbst auf die Schultern und bin mir dankbar. Klingt vielleicht eine Spur egozentrisch, aber ich weiß, wie schwer es war.

3) Urlaub - in die Berge oder an den Strand?
Meer, Meer und noch mehr Meerchen. Ich bin eine absolute Wasserratte. Von mir aus darf es auch Urlaub an einem Bergsee sein. Mich stören die Berge rundherum nicht besonders. Sie sehen eigentlich ganz hübsch aus, so, wie sie da so bewegungslos rumstehen.

4) Ihr Lieblingsbuch?
Eine überaus schwierige Frage an eine Autorin. Ich liebe gute Geschichten. Die finde ich auch in allen Genres. Da ich allerdings den Rest meines Lebens auch einfach lesend verbringen könnte, soll ich mich auf ein einziges Buch festlegen? Das geht gar nicht.

5) Ihr Tipp, wenn es mal stressig wird?
Sich wenigstens einen ganzen Tag ausklinken. Komplett den Kopf durchpusten lassen. Ein Tag an der holländischen Nordsee – von Köln aus die nächste erreichbare Küste – bewirkt wahre Wunder. Und bei einer Frites Spezial und einem belgischen Starkbier im Dünencafé vergehen alle Sorgen. 

6) Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
Die „Chronik 1920“, die „Chronik 1921“, die „Chronik 1922“ und die „Chronik 1923“. Jetzt dürfen alle mal Vermutungen anstellen.

7) Welches Buch könnten Sie immer wieder lesen?
Alle Steven King Romane. Alle vom Preston & Child-Duo. „The Circle“ von Dave Eggers. „Gone Girl“, überhaupt alle „Girl“-Thriller.
Zum Vergnügen lese ich gerne abseits meines eigenen Genres.  Bei historischen Büchern setze ich zu sehr die Brille der Autorin auf. Dabei will ich doch nur die Leserin sein. Das klappt aber oft nicht so gut.

8) Ihr Berufswunsch als Kind?
Zirkusakrobatin. Tja, ich war sechs, oder vielleicht auch sieben. Anscheinend hatte ich schon immer den kreativen Drang zu Luftakrobatik, Spannung und Drahtseilakten.

9) Mit wem würden Sie gerne einen Tag Ihr Leben tauschen?
Mit Hermine Granger. Sie ist wissbegierig, zielgerichtet, kann zaubern und sogar ein wenig durch die Zeit reisen. Das sollte doch reichen, um einen Tag lang richtig Spaß zu haben.

10) Und zum Abschluss: Sie haben drei Wünsche frei! Was wünschen Sie sich?
Weltfrieden. Wirklich. Auch wenn es so unwahrscheinlich klingt, oder vielleicht gerade deswegen.
Etwas naheliegender ist schon mein nächster Wunsch: ein eigener Swimmingpool. Das ist mein absoluter Traum.
Das Wichtigste zum Schluss: Glück und Gesundheit für mich und für alle meine Lieben.

"Gut Greifenau - Abendglanz" erscheint am 2. November 2018 im Verlag Droemer Knaur. Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags.