Dienstag, 26. November 2019

Jens Lubbadeh "Transfusion. Sie wollen dich nur heilen"

In einem Container in Hamburg werden die Leichen von fünf indischen Mädchen gefunden, im Arm hat jede von ihnen ein Kuscheltier des Pharmakonzerns Astrada. Der hat gerade erst für überragende Schlagzeilen gesorgt, da ein Heilmittel für Alzheimer entwickelt wurde. Daran war führend die Wissenschaftlerin Iliana Kornblum beteiligt, deren Vater selbst an Alzheimer erkrankt war. Doch als sie auf geheime Daten zur Forschung stößt, die ihr unbekannt waren, verdichtet sich ihre Sorge, dass Astrada und ihr Chef ein falsches Spiel spielen. Sie begibt sich in große Gefahr, indem sie sich auf die Suche nach Antworten auf ihre Fragen macht. 
„Transfusion“ ist ein spannender Thriller, der sich mit der Pharmabranche und wissenschaftlichen Forschungsmöglichkeiten auf interessante Weise auseinandersetzt. Die Idee des Autors Jens Lubbadeh ist wirklich großartig und sollte eigentlich ein grandioses Buch garantieren, leider scheitert er dann an der Umsetzung. Die Protagonistin Iliana Kornblum bleibt konturlos und konnte mich als Leserin einfach nicht mitnehmen. Die gute Möglichkeit, die Geschichte auch noch aus einer anderen Perspektive zu erzählen, beispielsweise von dem Redakteur des Nachrichtenmagazins SPIEGEL, der in dem Fall ermittelt oder von der Aktivistin, die gegen Astrada vorgeht, lässt der Autor leider liegen und so kennen wir fast die ganze Zeit nur Ilianas (sehr eingeschränkte) Perspektive, was dem Buch die Spannung nimmt. Auch die Auflösung zum Schluss, die kaum als eine solche bezeichnet werden kann, fand ich recht schwach und wenig überzeugend.
Zwar ist der Schreibstil von Lubbadeh sehr flüssig und der Roman gut lesbar, der Plot hat für mich aber doch einige große Schwächen und kann nur begrenzt überzeugen, auch wenn ich die Grundidee hervorragend finde. 

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Sonntag, 24. November 2019

Sophie Kinsella "Dich schickt der Himmel"

Fixie geht voll und ganz im Familienunternehmen auf, ein Gemischtwarenladen, den sie seit dem Tod ihres Vaters gemeinsam mit ihrer Mutter führt, gelegentlich unterstützt von ihren Geschwistern. Nebenbei ist Fixie bereits seit Schulzeiten verschossen in den Freund ihres Bruders Ryan, der ihr in regelmäßigen Abständen das Herz bricht. Als sie einem Unbekannten den Laptop mit wichtigen Daten retten kann, verspricht der ihr einen Gefallen, egal was. Fixie besorgt Ryan so einen neuen Job, doch weiß der das überhaupt zu schätzen? Der Gefallen zieht einiges an Verwirrung nach sich und macht Fixie nicht nur glücklich. 
Sophie Kinsella ist abonniert auf locker-leichte Frauenliteratur, die sich gut weglesen lässt. Doch in diesem Band hat sie es meiner Meinung nach mit dem Konstruktion ihrer weiblichen Hauptfigur wirklich übertrieben, so naiv und dümmlich wie Fixie durchs Leben stapft, war es für mich als Leserin kaum zu ertragen. Sie würde auch fünf Heiratsschwindlern hintereinander ins Netz tappen um dann ihr restliches Geld bei einem Enkeltrick zu verlieren, ohne überhaupt Kinder, geschweige denn Enkel zu haben. Andere Autorinnen zeigen, dass Liebesromane und humorvolle Geschichten auch mit Protagonistinnen funktionieren, die zumindest halbwegs im Leben stehen, auch wenn die Liebe ihnen dazwischen funkt. Fixie ist jedoch das lebende Beispiel einer Frau, die ohne Mann aus der Sicht der Autorin offenbar nicht lebensfähig ist und von einer Katastrophe in die nächste taumelt, bis endlich jemand an ihrer Seite ist der sich kümmert. Ein Frauenbild, dass man in modernen Romanen so wirklich nicht mehr braucht. 
Leider war ich von Sophie Kinsellas neuem Roman „Dich schickt der Himmel“ einfach nur enttäuscht. Wer schon bei den Shopaholic-Romanen manchmal die Lebensfähigkeit der Protagonistin angezweifelt hat, sollte unbedingt die Hände von diesem Buch lassen, die Lektüre macht wenig Spaß und lässt die Frage zurück, ob die Autorin sich eventuell nach dem Frauenbild der 50er Jahre zurücksehnt. 

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Freitag, 22. November 2019

Barbara Reiter/Michael Wistuba "Harz"

Mit dem Michael Müller Verlag geht es jetzt in den Harz und hier bieten sich viele interessante Möglichkeiten für Wanderungen, Erholung und Sightseeing. Wer bei Harz jetzt nur an den Brocken und anstrengendes bergauf Laufen denkt, wird von den Autoren Barbara Reiter und Michael Wistuba schnell eines besseren belehrt. Denn der Harz bietet neben Natur auch viele zauberhafte Städte wie zum Beispiel Quedlinburg und eine lange Hexengeschichte wie am Hexentanzplatz bei Thale. 
Der Reiseführer selbst zeichnet sich durch Übersichtlichkeit und eine schöne Gestaltung aus. Gleich zu Beginn findet sich eine schöne Übersichtskarte, das Buch selbst ist unterteilt nach regionalen Abschnitten in Goslar und der Oberharz, vom Nordharzrand ins Brockengebiet, Nordostharz, Unterharz und Südharz. So findet man als Reisender schnell alle Ziele, die sich in unmittelbarer Nähe befinden und kann auch längere Touren gut planen. Zudem beginnt jedes Regionalkapitel mit einer kurzen Übersicht auf einer Doppelseite zu lohnenswerten Zielen und Aktivitäten für alle, die eine schnelle Idee suchen. Mir hat besonders gut der kleine Wanderführer im Anhang gefallen, der schöne längere und auch kürzere Routen anbietet.
Der Harz Reiseführer von Barbara Reiter und Michael Wistuba hat mir ausgesprochen gut gefallen, auch wenn er bisher nur kurz in Aktion getestet werden konnte. Es bleiben also noch zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Touren übrig, die erkundet werden wollen. 

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Montag, 18. November 2019

Ellen Sandberg "Das Erbe"


Als Mona ihre Großtante Klara beerbt, scheint dies zunächst nur positiv zu sein. Die alte Dame ist mit über 90 Jahren verstorben und hinterlässt Mona allein ein altes Haus Mitten in München, das Millionen wert ist und ein gut gefülltes Bankkonto. Doch Monas Familie neidet ihr das Erbe und die spitzen Bemerkungen ihrer Mutter führen dazu, dass sie die Geschichte des Hauses recherchiert. Wie kam Klaras Vater 1938 an das Haus, hat er es rechtmäßig gekauft oder sich am Leid der Juden in der damaligen Zeit bereichert? Die Recherchen bringen auch Monas Privatleben durcheinander und eine spannende Suche beginnt. 
„Das Erbe“ von Ellen Sandberg ist ein Roman, der sich mit dem Umgang mit jüdischem Eigentum in der Nazizeit beschäftigt. Was trocken klingt, ist in Wahrheit so spannend geschrieben wie ein Thriller, durch Rückblenden und verschiedene Perspektiven hält die Autorin die Spannung hoch und als Leserin oder Leser kann man gar nicht mehr aufhören. Ein fast schon gemeiner psychologischer Winkelzug ist es, dass Mona einem die ganze Zeit unglaublich sympathisch ist, während die Familie des ursprünglichen jüdischen Hausbesitzers raffgierig und zerstritten wirkt. Dadurch bringt die Autorin einen in einen moralischen Zweispalt der einen Monas Situation noch besser nachvollziehen lässt und die Lektüre umso unterhaltsamer und auch mitreißender macht. 
Ich konnte „Das Erbe“ kaum noch aus der Hand lesen, nachdem ich einmal zu lesen begonnen hatte. Der Roman ist gleichzeitig informativ und spannend und setzt sich mit einem wichtigen Thema der deutschen Geschichte auseinander. Ein rundum gelungenes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. 

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Freitag, 15. November 2019

Jeffrey Archer "Schicksal und Gerechtigkeit"

William Warwick könnte den leichten Weg gehen, als Sohn eines Kronanwalts könnte er in die Fußstapfen seines Vaters treten, Jura studieren und auf die Erfolge seines Vaters aufbauen. Doch für ihn stand immer fest, dass er Polizist werden will und so beginnt er seine Ausbildung dort ganz unten auf Streife mit einem guten Kollegen. Doch schnell wird sein Talent erkannt und sein Studium der Kunstgeschichte bringt ihn die Abteilung für Kunstdiebstähle von Scotland Yard. Dort steht er vor einigen Herausforderungen und auch privat bringt ihn diese Stelle weiter, denn während einer Ermittlung lernt er eine wunderbare Frau kennen, die die Richtige sein könnte. 
Wer die Clfiton-Saga von Jeffrey Archer kennt, kennt auch William Warwick bereits, denn die Hauptfigur schrieb als erfolgreicher Autor Krimis über die Figur William Warwick. Und so treffen die Leserinnen und Leser in „Schicksal und Gerechtigkeit“ schon fast einen alten Bekannten in dieser neuen Romanreihe von Jeffrey Archer wieder. Und auch der Stil unterscheidet sich kaum von der Clifton-Saga, Archer setzt auf eine sympathische Hauptfigur und ein buntes Personal um ihn herum. Die Lektüre fliegt nur so vor sich hin, denn der flüssige und wunderbar lesbare Stil des Autors zieht einen hinein in die Geschichte und William wächst einem blitzschnell ans Herz. Man kann gar nicht anders, als mit ihm zu fühlen und mitzufiebern, wenn er versucht, komplizierte Fälle zu lösen. 
Mit dem ersten Band einer neuen Reihe rund um den Polizisten William Warwick hat Jeffrey Archer eine wunderbare Grundlage für viele spannende und unterhaltsame Geschichten geschaffen, auf die ich mich schon sehr freue. „Schicksal und Gerechtigkeit“ ist eine äußerst unterhaltsame Lektüre, nicht nur für Fans der Clifton-Saga. 

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Mittwoch, 13. November 2019

Ildikó von Kürthy "Unter dem Herzen"

Sehr überrascht stellt Ildikó von Kürthy fest, dass sie schwanger ist. Nach jahrelangen Versuchen hatte sie die Hoffnung aufgegeben und sich mit der Realität ihrer Meinung nach abgefunden: Für sie war kein Kind vorgesehen. Umso größer die Freude für sie und ihren Lebensgefährten, als sie von der Schwangerschaft erfahren. In dem Buch „Unter dem Herzen“ nimmt die Autorin ihre Leserinnen mit auf ihre Reise durch die Schwangerschaft und die erste Zeit mit dem Baby. 
Ildikó von Kürthy ist bekannt für unterhaltsame und lustige Bücher und so funktioniert auch „Unter dem Herzen“. Sehr selbstironisch erzählt sie von den Erlebnissen der Schwangerschaft, von Übelkeit, Gewichtszunahme und den Reaktionen von Freunden ebenso wie von den vielen Gedanken und Sorgen, die man sich während der Schwangerschaft macht. Leider fand ich all das sehr oberflächlich, zwar unterhaltsam erzählt, aber eben auch sehr allgemein und klischeehaft ohne wirklichen persönlichen Bezug. Leider gab es wenig wirklich Interessantes zu lesen, keine besonderen Erfahrungen oder Erlebnisse, die das Buch wirklich relevant gemacht hätten.
Für mich handelt es sich bei Ildikó von Kürthys „Unter dem Herzen“ um ein unterhaltsames Buch, dass ich vom Inhalt her aber relativ bedeutungslos und wenig interessant fand. Während der Schwangerschaft ganz lustig zu lesen, aber nicht mehr als ein seichter Zeitvertreib. 

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Sonntag, 10. November 2019

Cixin Liu "Jenseits der Zeit"

Die Geschichte der Menschheit und der Trisolarier geht in die letzte Runde. Man hat sich zu einer fast friedlichen Koexistenz durchgerungen, die Menschen können vom Wissen der Trisolarier profitieren und eigentlich geht es allen gut. Doch diese Duldung des Anderen funktioniert nur auf Grund der „Dunklen-Wald-Abschreckung“, es ist ein Gleichgewicht des Schreckens, kein friedliches Miteinander. Als die Raumfahrtingenieurin Cheng Xin aus dem Kälteschlaf erwacht und als Schwerthalterin die Entscheidungsgewalt über die Abschreckung bekommt, bricht plötzlich alles Zusammen und Cheng Xin muss wichtige Entscheidungen treffen. Das friedliche Leben auf der Erde scheint beendet, ist sie jetzt dem Untergang geweiht?
Die Trisolaris-Trilogie von Cixin Liu ist unglaublich beeindruckende Science Fiction, alles basiert auf vielen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Abwägungen, die die Bücher so realistisch und glaubwürdig machen. Dieser dritte Band schließt die Trilogie ab und fordert von seinen Leserinnen und Lesern einiges an Konzentration, denn die Zusammenhänge sind sehr komplex. Zwar kann man auch ohne Vorwissen der Handlung gut folgen, es ist jedoch kein Buch, dass man einfach so „wegliest“, man muss sich voll auf die Geschichte einlassen und mehr als einmal über die Zusammenhänge nachgrübeln, um alles zu verstehen. Doch gerade das macht diese Bücher für mich so beeindruckend. Die Handlung ist abwechslungsreich und unglaublich spannend, die Charaktere sind vielfältig und nicht immer nur sympathisch, aber sie treiben die Handlung unerbittlich voran und in der ganzen Idee zu der Romanreihe steckt so viel Kreativität, dass man dem Autoren nur ein uneingeschränktes Lob für seine herausragende Romanreihe aussprechen kann. 
Mich hat „Jenseits der Zeit“ von Cixin Liu absolut begeistert, auch wenn es eine fordernde Lektüre war. Man sollte aber unbedingt vorher „Die drei Sonnen“ und „Der dunkle Wald“ gelesen haben, sonst werden sich einem viele Zusammenhänge überhaupt nicht erschließen. Wirklich eine beeindruckende Trilogie, die ich großartig fand, auch wenn ich sonst absolut kein Fan von Science Fiction bin.

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Sonntag, 3. November 2019

Ulrike Renk "Jahre aus Seide. Das Schicksal einer Familie"


Ruth wächst sehr behütet auf und hat eine wunderbare Kindheit, bis die Nazis in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ihren Einfluss immer weiter vergrößern. Ruths Familie ist jüdisch, ihr Vater ein erfolgreicher Schuhhändler und auch wenn es zunächst keiner wahrhaben will, schleichen sich die Diskriminierung und die Einschränkungen immer weiter in ihr Leben ein. Doch niemand will glauben, dass dies mehr als eine kurze Episode ist und so versucht Ruths Familie, sich zu arrangieren. Gleichzeitig muss Ruth - inzwischen ein Teenager - sich mit den gleichen Problemen herumschlagen, wie alle Mädchen ihres Alters: die erste Liebe, die Frage, was die Zukunft ihr bringen kann und welche Träume sie verwirklichen wird. 
„Jahre aus Seide“ ist der Auftakt zu einer Reihe rund um die Familie Meyer, basierend auf wahren Begebenheiten. Die Geschichte ist von der Autorin Ulrike Renk sehr berührend geschrieben und man fühlt sich den Hauptfiguren bei der Lektüre sehr nah. Um so mehr trifft es einen, wenn man hautnah miterlebt, wie das Leben für die jüdische Familie immer schwieriger wird und wie sie sich daran klammern, dass diese Phase sicher schnell wieder vorbeigeht. Ruth ist ein sehr aufgeschlossenes und intelligentes Mädchen, ihre Schwester Ilse sehr viel zurückhaltender. Doch beide müssen auf ihre Art einen Weg finden, mit dem neuen Leben umzugehen und das beschreibt die Autorin sehr realistisch und bewegend. Die Geschichte reißt einen schnell mit, besonders da man die historischen Entwicklungen, die noch kommen werden, bereits kennt und weiß, dass ihre Hoffnungen sich nicht erfüllen können. Zusammen mit dem fließenden und realitätsnahen Schreibstil von Ulrike Renk fügt sich alles zu einem großartigen historischen Roman zusammen. 
Ulrike Renks Roman „Jahre aus Seide“ beschreibt das Leben einer jüdischen Familie in den 30er Jahren sehr spannend und gleichzeitig berührend, das Buch hat mir ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich auf die Fortsetzung. 

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