Montag, 29. Oktober 2018

Charlotte Link "Die Suche"


Die Leiche eines verschwundenen Mädchens wird in den  Hochmooren Nordenglands gefunden und wenig später melden die Eltern von Amelie Goldsby ihre Tochter als vermisst. Die Polizei ist unter Hochspannung, treibt etwas ein Serientäter sein Unwesen? Den großen Druck scheint der ermittelnde Polizist Caleb Hall nur mit Alkohol ertragen zu können, dennoch setzt er alles daran, das verschwunden Mädchen zu finden. Die Polizistin Kate Linville gerät hingegen eher ungewollt in die Ermittlungen, da sie in der Pension von Amelies Eltern übernachtet. Sie ist nur aus London nach Scarborough zurückgekehrt, um ihr Elternhaus zu verkaufen. Doch das Leid der Eltern lässt sie nicht los und so beginnt sie, auch auf eigene Faust zu ermitteln. Kann sie den Täter finden, bevor Amelie stirbt?
Charlotte Links neuer Roman „Die Suche“ ist ein wahrer Pageturner, hat man das Buch einmal begonnen, kann man es kaum noch aus der Hand legen. Die Charaktere sind alle sehr gut beschrieben, man fühlt mit ihnen und die Autorin bringt uns Leserinnen und Leser mehr als einmal auf die falsche Fährte und spielt mit unseren Einschätzungen von Gut und Böse auf dem Weg zur Lösung des Falls. Sehr feinsinnig schafft sie ein Netz aus Verbindungen zwischen den Personen, das einen immer wieder in die Falle gehen lässt. Der Kriminalfall ist äußerst spannend konstruiert und bis ins kleinste Detail so logisch aufgebaut, das man keine Zweifel an den Abläufen entwickeln kann. Die Auflösung am Schluss fand ich einfach genial, völlig unerwartet und dennoch nicht anzuzweifeln, perfekt für einen guten Kriminalroman.
Mich hat „Die Suche“ von Charlotte Link ohne Einschränkungen überzeugt. Wer einen echten Schmöker sucht, der Hochspannung mit tollen Figuren und einem logischen Kriminalfall verbindet, ist hier auf jeden Fall genau richtig!

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Blanvalet Verlags. 

Donnerstag, 25. Oktober 2018

Philippe Djian "Marlène"


Eine Stadt in Frankreich, die hauptsächlich davon lebt, Militärstandort zu sein, schafft die Kulisse für diesen Roman. Richard und Dan sind Freunde, waren gemeinsam im Einsatz und sind gemeinsam zurückgekehrt. Wie viele lässt sie ihre Vergangenheit nicht los, sie sind traumatisiert, doch gehen sie unterschiedlich damit um. Als Marlène, die Schwester von Richards Frau Nath in der Stadt auftaucht, bringt sie das feine Gleichgewicht von Richards Familie und seiner Freundschaft zu Dan durcheinander. Marlène scheint das Unglück anzuziehen und reißt auch andere mit in den Untergang. Nichts kann mehr sehr wie vorher.
Philippe Djians Roman „Marlène“ beschreibt sehr eindringlich die spannungsgeladene Situation in einer Stadt, in der viele Kriegsheimkehrer leben, die nur schwer wieder Fuß fassen können im Alltag. Richard und Dan haben mehr oder weniger ihren Weg gefunden, doch mit Marlène bricht alles auseinander. Wie eine antike Sirene bei Odysseus zieht sie Menschen an, um sie dann – wenn auch ungewollt- in den Untergang zu stoßen. An ihrer Seite bleibt nichts heil, nichts bleibt bestehen, sie hinterlässt unweigerlich Zerstörung. Dies beschreibt der Autor auf sehr nüchterne und klare Art und Weise, denn während wir Richard, Nath und Dan näher kennen lernen und auch Mona, Naths Tochter, bleibt uns Marlène seltsam fremd, sie ist nicht zu packen. Wie ein Schatten rauscht sie durch die Geschichte, wo sie gewirkt hat bleibt kein Stein auf dem anderen, sie selbst bleibt dennoch schemenhaft und unklar. Vielleicht konnte mich diese eigentlich hochdramatische Geschichte deshalb nicht richtig berühren, obwohl ich die Idee sehr interessant fand, blieb doch alles etwas zu abstrakt und fern.
Leider konnte mich „Marlène“ trotz einer spannenden Idee und Ausgangssituation nicht richtig mitnehmen, das Buch war zwar gut lesbar und interessant, mir fehlte dennoch ein wenig die Spannung und die Nähe zu Marlène, die Dreh- und Angelpunkt der ganzen Story war. So war es für mich zwar kein schlechtes Buch, es konnte mich jedoch auch nicht richtig begeistern.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags. 

Mittwoch, 24. Oktober 2018

Zehn Fragen an Thorsten Steffens

© Helge Strauss

Lustige Bücher, die nicht gleich plump und simpel daherkommen, gibt es nicht wie Sand am Meer. Thorsten Steffens ist mit „Klugscheißer Royale“ jedoch genau so ein Buch gelungen. Für Sarahs Bücherregal hat der Lehrer und Autor den Fragebogen „Zehn Fragen an...“ ausgefüllt.

1) Am frühen Morgen - Kaffee oder Tee?
Definitiv Tee! Ich bin absoluter Grüntee-Fan.
Anfangs habe ich ihn nur getrunken, weil er so gesund ist. Inzwischen mag ich ihn auch sehr gern.

2) Wofür sind Sie dankbar?
Für so vieles: Für meine Freunde, meine Gesundheit, für alles, was mir bisher tolles im Leben wiederfahren ist. Dafür, dass ich niemals Hunger leiden oder einen Krieg miterleben musste.

3) Urlaub - in die Berge oder an den Strand?
Weder noch. Wenn schon Urlaub, dann Städtereisen. Insgesamt finde ich Urlaub allerdings sehr anstrengend mit An- und Abreise. Danach bin ich in der Regel erst so richtig „reif für den Urlaub“.

4) Ihr Lieblingsbuch?
„Novemberkatzen“ von Mirjam Pressler.

5) Ihr Tipp, wenn es mal stressig wird?
Nicht in Urlaub fahren 😊. Nein, Spaß beiseite. Mir hilft es, die Seele einfach mal baumeln zu lassen: zu Hause ein Buch lesen, die Lieblingsserie bingewatchen, einfach mal nichts tun und fünf gerade sein lassen. Viele Dinge können auch einfach mal warten.

6) Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?
Momentan liegen da viele verschiedene Bücher, die ich abwechselnd lese. Sehr unorganisiert, aber irgendwie funktioniert das. Ich lese immer in dem Buch weiter, auf das ich gerade am meisten Lust habe.

7) Welches Buch könnten Sie immer wieder lesen?
Bisher habe ich nur ganz wenige Bücher noch ein zweites oder drittes Mal gelesen. Einige Bücher lese ich in meiner Funktion als Lehrer allerdings noch einmal, bevor ich sie dann im Unterricht mit einer Klasse behandle.

8) Ihr Berufswunsch als Kind?
Das hat sich ständig geändert. Lehrer, Sänger, Dolmetscher, Zeitungsredakteur, Autor.

9) Mit wem würden Sie gerne einen Tag Ihr Leben tauschen?
Das Leben wirklich eintauschen mit jemand anderem würde ich nicht wollen. Das fände ich auch sehr undankbar. Aber einen Tag zusammen mit einem interessanten Menschen verbringen – das würde ich sehr gern. Zum Glück durfte ich das auch schon ein paar Mal: Zum Beispiel mit einem echten Star-Fotografen, der meine ersten Autorenfotos geschossen hat. Oder mit einer ganz talentierten Restaurantbesitzerin, die mir Kochen beigebracht hat. Meine Lieblingssängerin aus den 80er Jahren  habe ich auch persönlich kennengelernt und war mit ihr beispielsweise zusammen im Tonstudio.

10) Und zum Abschluss: Sie haben drei Wünsche frei! Was wünschen Sie sich?
1. Frieden natürlich. Wer würde sich das nicht wünschen?
2. Dass die Menschen generell lernen, netter zu einander zu sein. Wenn jeder Mensch andere so behandeln würde, wie er selbst gern behandelt werden möchte, wäre das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung.
3. Und dass wir Menschen endlich anfangen, Tiere besser zu behandeln.

Vielen Dank für die Antworten an Thorsten Steffens!

Thorsten Steffens ist selber Lehrer und so wundert es nicht, dass es auch die Hauptfigur seines Romans „Klugscheißer Royale“ am Ende vor eine Schulklasse verschlägt. Auch die Call Center Vergangenheit teilt er mit Timo Seidel, dennoch sollte man Autor und Protagonist hier nicht in einen Topf werfen. Seine „Lehrerkomödie“ kann ich nur weiterempfehlen, hier findet ihr meine Rezension zu seinem Buch.


Weitere Informationen erhaltet ihr auf der Homepage von Thorsten Steffens unter www.thorstensteffens.com

Dienstag, 23. Oktober 2018

Valérie Trierweiler "Die Dame in Gold"


Adele Blochs Welt bricht zusammen, als sie nach einer Totgeburt auch noch ihr zweites Kind nach nur einer glücklichen Nacht verliert. Sie vergäbt sich und auch ihr liebender Mann Ferdinand kann sie nicht mehr erreichen. Um sie aus ihrer Lethargie herauszureißen, gibt er Portrait von ihr bei Wiens aktuell berühmtesten Maler in Auftrag: Gustav Klimt soll sie künstlerisch verewigen. Zwischen den beiden entsteht eine von Leidenschaft und Begeisterung geprägte Beziehung, die keine Zukunft hat und aus dem Auftrag entsteht eines von Klimts berühmtesten Gemälden, „Frau in Gold“.
Valérie Trierweiler beschreibt die Liebesgeschichte zwischen Adele und Gustav Klimt ausschließlich aus Adeles Perspektive und nur so lässt es sich rechtfertigen, es als Liebesgeschichte zu bezeichnen. Denn Klimt hatte zahlreiche Mätressen in der Wiener Oberschichte, hinterließ möglicherweise einige uneheliche Kinder und hatte dennoch immer eine Lebensgefährtin, Emilie Flöge, die ihm stets zur Seite stand, ihn trieben Neugier und Leidenschaft an, ob es Liebe war, bezweifle ich. Doch für Adele symbolisierte Klimt eben die Leidenschaft, die ihr in ihrer dennoch von Liebe und Zuneigung geprägten Ehe fehlte. Er schaffte Ablenkung und Abenteuer von ihrer verzweifelten Kinderlosigkeit. Diese Geschichte beschreibt die Autorin so sachlich wie auch eindringlich, vom Stil her fast sachbuchartig nimmt sie die Leserinnen und Leser mit auf eine spannende und aufregende Reise in die Wiener Oberschicht nach der Jahrhundertwende. In Wien treffen Armut und Reichtum aufeinander, Juden aus Osteuropa leben ärmlich am Stadtrand, während Adele in Wohlstand schwelgt. Ihr ist dieser Unterschied bewusst und sie hadert Zeit ihres Lebens damit, nicht mehr dagegen tun zu können. Ihr Traum, als Frau einmal in Österreich wählen zu dürfen, wird ihr nach dem Ersten Weltkrieg fast erfüllt- und doch wieder nicht, denn kurz vorher hat sie auf Drängen ihres Mannes die Tschechoslowakische Staatsbürgerschaft angenommen. Adele steht uneingeschränkt im Mittelpunkt dieser Geschichte und man kommt ihr bei der Lektüre sehr nahe, was den Reiz dieses Buches eindeutig ausmacht. Diese starke und spannende Frau, geschaffen nach ihrem historischen Vorbild und dennoch Fiktion, fasziniert einfach.
„Die Dame in Gold“ ist kein simpler romantischer Liebesroman, als der er in Frauenzeitschriften oft angepriesen wurde, es ist die Geschichte einer starken Frau in einer Zeit voller Umbrüche, die auf der Suche nach sich selbst ein leidenschaftliches Abenteuer findet, das ihr jedoch nicht alles geben, was sie zum Glück zu brauchen scheint.

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Aufbau Verlags. 

Wer sich für das Thema interessiert, dem sei auch der Film „Die Frau in Gold“ ans Herz gelegt, der die Geschichte um das Bild weiterspinnt und davon erzählt, wie Adeles geliebte Nichte Maria sich das Bild Jahrzehnte nach der Enteignung durch die Nazis von den Österreichischen Behörden zurück erstreitet.



Montag, 22. Oktober 2018

Jo Nesbø "Macbeth. Blut wird mit Blut bezahlt"


Macbeth ist stolzer Chef der SWAT – Einheit und nach einer schweren Vergangenheit glücklich mit Lady, der Besitzerin eines Casinos in einer heruntergekommenen Industriestadt. Mit dem neuen Polizeichef Duncan soll der Korruptions- und Drogensumpf der Stadt endlich ausgehoben werden und Macbeth soll unter ihm arbeiten. Doch Lady hat andere Pläne, sie stiftet Macbeth an, Duncan zu ermorden, um die Macht an sich zu reißen. Doch der Mord zieht immer weitere Gewalt nach sich und Macbeth scheint die Kontrolle zu verlieren, die Stadt versinkt wieder in Blut und Korruption.
Jo Nesbø hat mit „Macbeth“ einen wahnsinnig spannenden Thriller geschrieben, in dem die menschlichen Abgründe eine Hauptrolle bekommen haben. Macbeth beginnt noch mit den besten Absichten, stürzt dann jedoch völlig ab in einen Macht- und Gewaltrausch, der nicht mehr zu bändigen ist. Nur wenige stellen sich gegen ihn und die wenigsten davon haben überhaupt eine Überlebenschance. Der Autor hat Shakespeares Stoff nah am Original umgesetzt, durch das neue Setting mit Macbeth als Polizisten aber gleichzeitig einen modernen Roman geschaffen. Die Motive und Abgründen ähneln denen bei Shakespeare sehr, ebenso wie das Personal, doch durch die Verlegung der Handlung wird man als Leser erst richtig mitgenommen. Die Story ist sehr spannend und dabei auch großartig geschrieben, die Figuren werden durch zahlreiche Details nahbar und so bekommt die Handlung immer mehr Schwung, bis alles in die unweigerliche Katastrophe zu steuern scheint.
Mir hat Jo Nesbøs Roman Thriller „Macbeth“ sehr gut gefallen. Von allen Romanen aus dem Hogarth Shakespeare Projekt war das meiner Meinung nach bisher mit Abstand der beste, die Modernisierung ist perfekt gelungen, ohne die Grundstruktur von Shakespeares Idee zu sehr auseinander zu nehmen. Ein großartiger Thriller, der einen von der ersten Seite an fesselt und mitreißt.

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Hier geht es zu weiteren Informationen über das Hogarth Shakespeare Projekt vom Knaus Verlag. Leider wird der Roman von Jo Nesbø hier nicht mehr mit angeführt, erschienen ist er im Penguin Verlag. Wer sich jedoch für die anderen Romane der Reihe interessiert, findet hier Informationen.

Die Leseprobe zu "Macbeth" könnt ihr hier nachlesen, weitere Informationen zum Roman gibt es beim Penguin Verlag

Mittwoch, 17. Oktober 2018

Bob Woodward "Furcht. Trump im Weißen Haus"


Donald Trumps Wahlkampf und seine Präsidentschaft sind seit über zwei Jahren ein in den Medien präsentes Thema. Nicht nur in den USA, auch in Deutschland schaffen seine Tweets und zweifelhaften Aussagen es ebenso auf die Titelseite wie Spekulationen über das Verhältnis zu seiner Ehefrau Melania. Auch zahlreiche Bücher sind bereits erschienen, beispielsweise von Ex-FBI Direktor Comey oder das in den Medien viel beachtete Buch „Fire and Fury“ von Michael Wolff. Jetzt hat mit Bob Woodward einer der bekanntesten amerikanischen Journalisten ein Buch über Trump vorgelegt, wie er es bereits über viele amerikanische Präsidenten geschrieben hat. Vor Jahrzehnten deckte er gemeinsam mit seinem Kollegen Bernstein den Watergate-Skandal auf, in seinem Buch „Furcht. Trump im Weißen Haus“ beschäftigt er sich mit Trumps Wahlkampf und den ersten eineinhalb Jahren seiner Präsidentschaft, belegt durch viele Gespräche „unter zwei“ und „unter drei“ˣ, die er geführt hat.
Bob Woodward kann mit seinem Buch über Trump wirklich überzeugen. Nach zahlreichen reißerischen Veröffentlichungen in Zeitungen und in Buchform von zahlreichen Verfassern gelingt es ihm, einen durchweg sachlichen und dokumentierenden Ton beizubehalten. Äußerst seriös kann er aufschlüsseln, was hinter den Kulissen im Weißen Haus stattfindet und sich dabei auf viele Quellen berufen, auch wenn diese oft ungenannt bleiben. Hierfür wird er teilweise kritisiert, aber wie sollte er sonst über aktuelle Sachverhalte verlässlich berichten, denn Betroffene werden sich nur äußern, wenn ihre Anonymität garantiert wird. Gerade ein unkalkulierbarer Charakter wie Donald Trump wäre wohl nicht mit einem verständnisvollen Umgang zu rechnen, wenn Gespräche mit Journalisten bekannt würden. Zu Trumps Verteidigung muss gesagt werden, dass wohl kein Präsident gerne Mitarbeiter beschäftigt, die über interne Abläufe Informationen an Journalisten wie Bob Woodward weitergeben. Durch die Verwendung dieser ungenannten Quellen ist es Woodward jedoch gelungen, einen großartigen, wenn auch beängstigenden Einblick in den Arbeitsalltag im Weißen Haus zu liefern. Er beschreibt das Chaos, die Unberechenbarkeit des Präsidenten, seine Ignoranz und Unwissenheit in vielen Fachgebieten auf so nüchterne Art und Weise, dass einem nur das kalte Grausen den Rücken hinunterlaufen kann. Sein Anwalt Dowd zieht am Ende die Schlussfolgerung, dass Trump hauptsächlich ein berufsmäßiger Lügner sei. Ich würde nach der Lektüre noch die Schlussfolgerung ziehen, dass bisher einfach Glück und Zufall dazu geführt haben, dass Donald Trump die Weltordnung noch nicht in den Abgrund und den endgültigen Zerfall gelenkt hat.
Meiner Meinung nach ist es Bob Woodward großartig gelungen, sich von der Hysterie um die Präsidentschaft Trumps nicht beeinflussen zu lassen, er hat ein sachliches und hochinformatives Buch geschrieben, das dringend nötig war. Auch er beschreibt katastrophale Zustände im Weißen Haus rund um Präsident Trump, jedoch auf eine glaubwürdige und gründliche Art und Weise, die gerade dieses Buch lesenswert macht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Rowohlt Verlags. 

ˣDer Sprachcode "unter zwei" betrifft Gespräche, bei denen Inhalt und Umfeld der Quelle wiedergegebenen werden dürfen, jedoch kein wörtliches Zitat. "Unter drei" bedeutet, dass die Information als Hintergrundinformation genutzt werden darf, jedoch nicht für die Veröffentlichung bestimmt ist. 

Dienstag, 16. Oktober 2018

Hendrik Groen "Tanztee. Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre"


Hendrik Groen und sein „Alt-aber-nicht-tot“-Club (kurz Alanito) sind zurück. Auch in diesem Band geht es wieder um die Höhen und Tiefen ihres Lebens im Altenheim, den Kampf gegen eine Heimleitung, die Entscheidungen fern ab von der Lebensrealität der Bewohner trifft und die kleinen Freuden im Leben. Doch auch schwere Verluste sind zu beklagen, die gerade Hendrik schwer treffen und sein Leben entscheidend verändern. Doch trotz dieser traurigen Momente überwiegt der Lebenswille in allen Geschichten und Erlebnissen der Rentner-Bande aus den Niederlanden.
Das Hörbuch wird gelesen von Felix von Manteuffel, der Hendrik seine wunderbar raue Stimme gibt, um die Tagebuchberichte vorzulesen. Die Stimme ist für mich jetzt schon untrennbar mit Hendrik und seinem lustigen Alanito-Club verbunden, der das Heim immer wieder aufmischt. Auch die Bewohner, die sich eher gegen den Alanito-Club verschließen und wütend und bärbeißig durch den Alltag motzen sind wieder wunderbar beschrieben und machen das Buch ebenso unterhaltsam, wie die Club-Ausflüge und Alltagsgeschehnisse, gemeinsame Weihnachtsfeste und Geburtstagsfeiern. Alles ist äußerst kurzweilig beschrieben und man kommt immer gut in das Hörbuch wieder hinein, auch wenn man einmal eine längere Pause einlegen musste.
Mich hat das Hörbuch zu „Tanztee. Das neue geheime Tagebuch des Hendrik Groen, 85 Jahre“ wieder großartig unterhalten, es ist toll gelesen und vereint lustige und nachdenkliche Geschichten des liebenswerten Heimbewohnern Hendrik. Von mir gibt es eine absolute Hörempfehlung und es bleibt die Hoffnung, dass Hendrik vielleicht auch noch aus seinem 86. Lebensjahr berichten wird.


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Hier geht es zu weiteren Informationen von Hörbuch Hamburg. 

Montag, 15. Oktober 2018

Marc-Uwe Kling "Die Känguru-Apokryphen"


Das Känguru und der Kleinkünstler sind zurück! In den Känguru-Apokryphen geht es nicht wie bisher um eine große Geschichte, zu der sich die Erzählungen zusammenfügen, es sind abgeschlossene kurze Texte, die für sich stehen. Wie die Apokryphen der Bibel, die es halt auch nicht in das Buch geschafft haben, wird hier quasi die Ausschussware der Känguru-Trilogie verwurstet – allerdings auf höchst unterhaltsame Weise.
Die Känguru-Geschichten sind den meisten Lesern vermutlich bekannt und wer „Die Känguru-Apokryphen“ liest, weiß bereits, was ihn erwartet. Die Geschichten sind dann auch gewohnt lustig und unterhaltsam, die Diskussionen mit dem Känguru rund um Bad putzen, Kapitalismuskritik und Kneipenbesuche machen immer noch einfach Spaß. Auch politisch ist das Känguru aktuell, es setzt sich jetzt auch mit AFD-Wählern und Politikverdrossenheit auseinander, es sind also auch neuere Texte von Marc-Uwe Kling mit in die Apokryphen gewandert. Ebenfalls mit dabei ist natürlich das bekannte Personal wie Kneipenwirtin Hertha und ihre Gäste, die Stichwortgeber für die Späße des Kängurus, wenn der Kleinkünstler (der natürlich nach wie vor recht identisch mit dem Autor erscheint) nicht herhalten muss.
Wem die Känguru- Trilogie gefallen hat, der wird auch an den Känguru-Apokryphen seinen Spaß haben, viel Neues sollte man nicht erwarten, es ist ein bewährtes Konzept, das wieder abgerufen wird. Marc-Uwe Klings letzter Roman „Quality Land“ konnte mich eindeutig mehr überzeugen.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Ullstein Verlags. 

Freitag, 12. Oktober 2018

Maxim Biller "Sechs Koffer"


Maxim Billers autobiographisch geprägter Roman „Sechs Koffer“ beschreibt die versuchte Auflösung eines großen Familiengeheimnisses. Die Ermordung des „Taten“ (das jiddische Wort für Vater) durch die Sowjets und die Frage, wer ihn und seine Schwarzmarktgeschäfte verraten hat, sind das Herzstück des Romans um das die Geschichten der vier Söhne und ihren Familien kreisen. Aus sechs Perspektiven erzählt Biller die Familiengeschichte, den Weg von Prag nach Westdeutschland, die Suche nach dem Vertrauten, wo alles so fremd ist und eben auch die Suche des Erzählers nach der Auflösung der großen Frage, wer den Verrat begangen hat.
„Sechs Koffer“ hat es bis auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft und alles, was ich zuvor über den Roman gehört und gelesen hatte, hatte große Erwartungen geweckt. Diese wurde jedoch für mich leider nicht ganz erfüllt. Zwar ist die Geschichte durchaus interessant und die Perspektivwechsel sind spannend, der Erzähler bleibt als zentrale Figur bei allen Geschichten dabei und sortiert quasi für den Leser die Erinnerungen. Doch die Figuren selbst sind für mich einfach zu platt und klischeehaft geblieben, sie kamen mir vor wie Hüllen, denen nicht genug Inhalt gegeben wurde um die Geschichte voranzutreiben. Alles bleibt etwas schemenartig, ohne die nötige Tiefe zu entwickeln, die es meiner Meinung nach gebraucht hätte, um daraus ein Buch zu machen, dass mich begeistern kann. Auch sprachlich konnte mich der Roman nicht richtig überzeugen, es war mir alles etwas zu hölzern, um auszugleichen, was mir beim Personal fehlte.
Maxim Billers Roman „Sechs Koffer“ behandelt eine an sich spannende Geschichte, die durch Perspektivwechsel unterhaltsam und interessant bleibt. Mich konnte die Umsetzung aber nicht richtig überzeugen, da die Figuren mich als Leser einfach nicht erreicht haben und mir auch die Sprache zu steif hölzern war.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Kipenheuer & Witsch. 

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Thorsten Steffens "Klugscheißer Royale"


Wenn Timo Seidel, 28 Jahre alt, etwas kann, dann ist es klugscheißen. Ständig weiß er alles besser und treibt nicht nur seine Freundin Cleo damit in den Wahnsinn, sondern auch die Kunden an der Hotline des Call Centers, in dem er arbeitet. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sein Arbeitgeber ihn eines Tages vor die Tür setzt und seine Freundin ihn verlässt. Sein abgebrochenes Studium ist Timo auch keine Hilfe, wie ihm bei der Arbeitsagentur mitgeteilt wird. Eine Freundin hat schließlich Erbarmen und vermittelt ihm eigentlich den perfekten Job: Aushilfslehrer an einer Abendschule, Klugscheißen für Geld sozusagen. Doch ob Timo sich damit bei seinen Schülern wirklich Freunde machen kann?
„Klugscheißer Royale“ kommt erst einmal sehr bunt und oberflächlich daher mit einem Cover, das an einen Comic erinnert und einem etwas flapsigen Klappentext. Das Buch ist dann auch sehr unterhaltsam und lustig geschrieben, doch nagt an Timo auch öfter mal ein wenig Selbstzweifel und er muss sein Leben neu sortieren, was er nur schwer akzeptieren kann. Unter der oberflächlichen Schale steckt also auch in diesem Buch ein etwas ernsterer Kern, der der Story die nötige Grundlage gibt, um nicht langweilig und platt zu werden. Timo ist sicher ein streitbarer Charakter und nicht uneingeschränkt sympathisch, aber das ist seine Rolle und die füllt er auch gut aus. Sein Einstieg in den Lehrerberuf ist ihm dann meiner Meinung nach vielleicht etwas zu leicht gefallen, da hätte  - auch jenseits des Lehrerzimmers – die ein oder andere Hürde ihm noch gut getan, um seine Veränderung glaubwürdig werden zu lassen. Doch auch so ist das Buch in sich sehr schlüssig geschrieben und macht Freude bei der Lektüre.
Mit hat „Klugscheißer Royale“ gut gefallen, auch wenn mich das Cover schon ein wenig abgeschreckt hat. Doch so oberflächlich wie das Buch auf den ersten Blick wirkt, ist es längst nicht, es ist ein äußerst unterhaltsamer und lustiger Roman, der sich flüssig wegschmökern lässt und von einer etwas streitbaren Hauptfigur getragen wird. Wer auf der Suche nach leichter aber nicht gleich platter Unterhaltungsliteratur ist, ist bei diesem Roman auf jeden Fall richtig.  

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Piper Verlags.

Mittwoch, 10. Oktober 2018

Jessica Fellowes "Die Schwestern von Mitford Manor. Unter Verdacht"


Als die Krankenschwester Florence Nightingale Shore im  Zug ermordet wird, sorgt das für Aufregung im Hause Mitford, denn die Tote ist eine gute Freundin der Zwillingsschwester von Nanny Blore und hat zudem während des ersten Weltkriegs die Mitfords darüber auf dem Laufenden gehalten, wie es dem Hausherren im Krieg ergeht, da sie beide in Ypern stationiert waren. Dadurch fühlt sich die Familie der Toten eng verbunden. Louisa, die gerade erst als Kindermädchen angefangen hat, lässt sich von Nancy, der Ältesten der Mitford-Schwestern, schnell mitreißen, ein wenig eigene Nachforschungen anzustellen. Dabei kommt ihr die Bekanntschaft zu einem der ermittelnden Polizisten natürlich sehr zu Gute. Und ehe sie sich versehen, sind die jungen Damen Mitten in einen Kriminalfall hereingeraten, der ihre Möglichkeiten weit übersteigt.
„Die Schwestern von Mitford Manor. Unter Verdacht“ soll der erste Band einer ganzen Reihe um diesen turbulenten Haushalt sein und wenn es weitergeht wie bisher, kann man nur hoffen, dass noch viele Romane folgen. Nicht umsonst erinnert das ganze Setting etwas an Downton Abbey, wurde der Roman doch von Jessica Fellowes, der Nichte von Downton Abbey Erfinder Julian Fellowes, geschrieben. Doch dieser Roman steht ganz eigenständig da und ist gleichzeitig wahres Popcorn-Kino in Buchform. Zwar ist es kein unglaublich spannender Krimi, wie man vielleicht vermuten würde, sondern stellt mehr die gesellschaftlichen Unterschiede und Probleme in den Mittelpunkt, doch darunter leidet das Buch keineswegs. Die Figuren sind großartig beschrieben und können mit ihrer Komplexität die Geschichte problemlos am Laufen halten. Besonders Louisa, die im Mittelpunkt des Ganzen steht und hofft, sich mit dieser Stelle endlicher aus ihrer ärmlichen Herkunft herausarbeiten zu können, ist sehr sympathisch und spricht einen als Leser sofort an.
Alles in allem ist „Die Schwestern von Mitford Manor. Unter Verdacht“ eine sehr runde Sache, ein toll recherchierter historischer Roman mit spannenden Figuren, den man gar nicht mehr aus Hand legen kann, wenn es einen erst einmal nach Mitford Manor verschlagen hat. Großartige Unterhaltung, die hoffentlich noch über viele Bände weitergeht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Piper Verlags. 

Dienstag, 9. Oktober 2018

Gianna Molinari "Hier ist noch alles möglich"


Die Protagonistin des Romans arbeitet als Nachwächterin in einer Fabrik, die kurz vor der Schließung steht. Ein Wolf wurde vom Koch gesichtet, sie und ihr Kollege Clemens heben eine Grube aus um ihn zu fangen und bewachen nachts das Fabrikgelände, auf dem die Erzählerin auch lebt. Sie schließt eine leichte Freundschaft zu Clemens und dem Mitarbeiter Lose, der aber die Fabrik verlässt um am Flughafen zu arbeiten, schließlich geht es mit der Fabrik offensichtlich zu Ende. Doch auch der Wolf scheint sich nicht mehr blicken zu lassen und so warten sie weiter.
Es ist schwer, die Handlung des Romans „Hier ist noch alles möglich“ zusammenzufassen, denn es passiert wirklich nicht viel. Dennoch schafft es die Autorin Gianna Molinari durch ihre nüchterne und klare Sprache, einen mit dieser Geschichte zu faszinieren. Die Protagonistin bleibt seltsam farblos, obwohl wir die ganze Geschichte aus ihrer Perspektive wahrnehmen, erfahren wir wenig über ihre Intention und Gefühle. Auch über ihre Vergangenheit und Pläne wissen wir nichts, die Geschichte findet völlig im Moment statt. Dass man als Leser so wenig über sie erfährt, führt auch zu Zweifeln an der Wahrheit der wenigen Dinge, die wir über sie erfahren. Als ein Phantombild von einem Bankraub auftaucht, das ihr ähnlich sieht, ist es nicht nur ihr Kollege Clemens, der skeptisch wird. Auch mir als Leserin ging es so. Könnte sie es denn nicht gewesen sein? Was weiß ich schon über sie, ihren Charakter, ihre Absichten? Aus dieser Spannung speist sich der gesamte Roman, der einen in eine seltsame Zwischenwelt entführt, nichts scheint wirklich real, aber auch nicht phantastisch. Es bleibt wenig, woran man sich als Leserin oder Leser festhalten kann, kaum Handlung, ein unklarer Charakter, ein düsterer Ort. Dennoch beschreibt Molinari alles so fesselnd und sprachlich virtuos, das man kaum aufhören kann zu lesen und sich gerne in ihre seltsames Szenario begibt.
Mir hat „Hier ist noch alles möglich“ trotz des etwas gewöhnungsbedürftigen Plots und des fast fadenscheinigen Personals sehr gut gefallen, alle ist wohl durchdacht und gut zusammengefügt, um einen als Leser faszinieren zu können. Es sehr gelungener Roman, der seinen Lesern durchaus etwas abverlangt, was ich sehr gut finde.


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Montag, 8. Oktober 2018

Thomas Montasser "Das Glück der kleinen Augenblicke"


Als die Lektorin Marietta Piccini vor einer Bibliothek in London ein herrenloses Manuskript findet, ist sie sofort fasziniert. Und als sie zu lesen beginnt, wird sie regelrecht begeistert, so gut gefällt ihr, was sie da in den Händen hält. Gemeinsam mit ihrem Verleger beschließt sie, das Buch zu verlegen, doch zunächst muss der Autor gefunden werden, denn auf dem Manuskript lassen sich keine Hinweise finden. Sie beginnt also ihre Suche nach dem großen Unbekannten, während sie immer wieder in dem Manuskript schmökert und sich vorstellt, wie „ihr“ Autor wohl sein könnte.
Ich war schon von Thomas Montassers kleinen Band „Der Sommer der Pinguine“ unglaublich begeistert und habe mich darauf gefreut, einen Roman von ihm zu lesen. „Das Glück der kleinen Augenblicke“ hat mich dann auch wirklich nicht enttäuscht, der Autor hat einen wunderbaren Blick für Figuren und kleine Momente und Emotionen, die die Geschichte tragen und liebenswert machen. In diesem Fall kommt noch hinzu, dass er eigentlich einen Roman im Roman schreibt, denn die Leserinnen und Leser dürfen gemeinsam mit der Lektorin immer wieder in Manuskript schmökern und verlieben sich so gemeinsam mit ihr in den Text. Die Hauptfigur ist eine sehr zurückhaltende und korrekte Person und der Fund bringt ihr sonst so geregeltes Leben gewaltig durcheinander. Ihre Verunsicherung wandelt sich aber langsam zu Stärke und Durchsetzungskraft, sie lässt ihr Ziel nie aus den Augen, obwohl sie immer eine liebenswerte Träumerin bleibt. Sprachlich verzaubert Montasser mit einer fließenden poetischen Sprache, die einem direkt ins Herz geht und einen mitnimmt in diese Geschichte über Phantasie, die Liebe zur Literatur  und einer grenzenlosen Hoffnung auf das Gute in der Welt.
„Das Glück der kleinen Augenblicke“ ist genau das, was der Titel schon sagt, ein glücklicher Augenblick, in dem man sich mit dem Buch zurücklehnt und sich einfach mitnehmen lässt in die Welt der zauberhaften Marietta Piccini mit ihrer unerschöpflichen Liebe zur Büchern und ihrem festen Glauben, dass sie den Autor finden wird, um das wunderbare Manuskript zu veröffentlichen. Eine traumhafte Reise, die so beim Lesen unglaublich viel Freude bereitet.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Piper Verlags. 

Freitag, 5. Oktober 2018

Jean-Philippe Blondel "Ein Winter in Paris"


Victor verlässt seinen kleinen Heimatort in den 80er Jahren um nach Paris zu gehen und sich dort auf die Prüfungen für den Staatsdienst vorzubereiten. Als erster in seiner Familie bricht er aus dem provinziellen Leben aus. Seine Familie versteht nicht, was er in Paris macht und in Paris findet er keinen Kontakt zu seinen Mitschülern, die für ihn alle aus einer anderen Welt zu stammen scheinen. Lediglich mit Matthieu redet er gelegentlich bei einer Zigarette in der Pause, auch er kommt vom Land und findet schwer Kontakt. Doch Mattieu nimmt sich plötzlich in der Schule das Leben, Victor bleibt zurück. Und als einziger „Freund“ des Opfers wird er plötzlich interessant, findet Kontakte und baut auch ein enges Verhältnis zu Matthieus verzweifeltem Vater auf. Dieser Winter in Paris soll Victors Leben für lange Zeit prägen.
Jean-Philippe Blondels Romane zeichnen sich aus durch einen feinen Blick auf die Menschen, ihre Probleme und Verhaltensweisen. So auch in diesem Roman, in dem der Autor Victor in den Mittelpunkt stellt und alle Figuren und Geschehnisse wie ein Karussell um ihn herumdrapiert, dass sich um ihn dreht und schwindelig werden lässt. Fast scheint es, als wäre Victor glücklicher gewesen, bevor er all die Menschen traf, die Zeit mit ihm verbringen wollten, er ist verstört und verwirrt von dem Vorteil, der ihm durch Matthieus Tod entstanden ist, kann aber auch nicht loslassen und in seine Einsamkeit zurückkehren. Blondel beschreibt dies in einer fließenden und poetischen Sprache, die einen mitnimmt auf die Reise von Victor und von der wir Leser im Rückblick erfahren. Die Figur des Victor ist sehr bewegend beschrieben und seine Unsicherheit und jugendliche Verwirrung lassen einen nicht unberührt zurück.
„Ein Winter in Paris“ von Jean-Philippe Blondel ist ein wunderbarer Roman, der sehr sensibel und feinsinnig von Victors Gedanken und Gefühlen berichtet und so beim Lesen einen Sog entwickelt, der einen gefangen nimmt und auch mit der letzten Seite nicht loslässt. Es ist ein Buch das nachdenklich macht und nachwirkt, weil es einen wirklich berührt hat.


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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen der Hanser Literaturverlage. 

Donnerstag, 4. Oktober 2018

Juli Zeh "Neujahr"


Henning und Theresa verbringen die Weihnachtsfeiertage und Silvester mit den Kindern Jonas und Bibi auf Lanzarote. Einfach ausspannen, sich nicht zwischen Job und Familie zerreißen müssen, zwischen „Work-Life-Balance“, modernen Familienkonzepten mit arbeitenden Eltern und dennoch rundum versorgten glücklichen Kindern. Ein Leben, das Henning zunehmend einengt und bedrückt. Während er sich an Neujahr mit dem Fahrrad einen Berg hochkämpft, geht ihm all das durch den Kopf, er arbeitet sich durch sein Leben, bis er in der eigenen Kindheit ankommt und erkennt, dass seine Ängste vielleicht gar nicht aus der Gegenwart kommen. Denn er war schon einmal auf Lanzarote und was damals passierte, hat er bis zum heutigen Tag verdrängt. Bis ihn jetzt alles wieder einholt.
Juli Zeh versteht es meisterhaft, kleinste Situationen zu analysieren und dem Leser quasi auf dem Silbertablett zu präsentieren, in diesem Fall den Mikrokosmos Familie, der zu zerbersten droht an den eigenen Ansprüchen und den gesellschaftlichen Erwartungen. Aber auch am Kindheitstrauma des Familienvaters, das lange verdrängt und unterdrückt immer irgendwo in ihm und seinem Verhalten schlummerte. Man muss Henning nicht mögen, um ihn verstehen zu können, um seinen Gedanken folgen zu können. Er ist nicht wirklich sympathisch, wie Juli Zeh ihn beschreibt, aber er trägt die Geschichte, reißt einen mit und seine Gedanken faszinieren einen von Anfang bis Ende. Das Tempo der Geschichte nimmt zu, je langsamer Henning den Berg herauffährt, die Steigung wird fast unmöglich zu bewältigen und sein Familienleben erscheint ihm genauso beängstigend wie der Berg. Erst oben löst sich für ihn alles auf, die körperliche Belastung ebenso wie die psychische, indem sich seine Erinnerung Stück für Stück in den Vordergrund drängt. Jetzt bekommt er die Chance, das eigene Familienglück neu zu leben und doch noch das glückliche Familienleben zu führen, das eine dunkle Stimme in seinem Inneren ihm zu verwehren schien.
Es ist ein schmales Buch, das Juli Zeh mit „Neujahr“ geschaffen hat, verglichen mit ihrem großartigen Roman „Unterleuten“ wirkt es wie ein dünnes Wochenblatt. Doch auf diese wenigen Seiten packt die Autorin genauso viel Emotion, Handlung und psychologische Beobachtung, wie auf all die Seiten in „Unterleuten“. Ihr neuester Roman „Neujahr“ ist ein äußerst gelungenes Stück Gegenwartsliteratur, ein Buch, das einen packt und nicht loslässt. Wieder einmal ist Juli Zeh ein wirklich großartiger Roman gelungen.

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen im Luchterhand Verlag. 

Deutscher Buchpreis 2018 "Die Nominierten"


Schon in ein paar Tagen ist es soweit, der Deutsche Buchpreis 2018 wird in Frankfurt im Rahmen der Frankfurter Buchmesse vergeben. Doch bereits einige Wochen vorher erscheint immer ein Band mit den Leseproben der Nominierten der Longlist, so auch in diesem Jahr.
Das Buch bietet einen wunderbaren Einblick in Sprache und Stil der Nominierten und macht zugleich neugierig auf die Romane. Auch wenn viele von ihnen es dann doch nicht auf die Shortlist geschafft haben, ist es für einen Leser eine tolle Chance in diese Vorauswahl hineinzulesen und sich für das eigene Bücherregal inspirieren zu lassen. Spannend ist dann natürlich auch, welche der Leseproben es auf die Shortlist geschafft haben. Nicht alle meine Favoriten waren dabei, aber einige Bücher aus den Leseproben haben es schon in mein Bücherregal geschafft, und so freue ich mich unter anderem  auf die Lektüre von Maxim Billers „Sechs Koffer“ und Gianna Molinaris „Hier ist noch alles möglich“.
„Die Nominierten“ ist nicht nur perfekt für alle Buchpreis-Interessierten, sondern auch eine tolle Orientierung, was in der aktuellen Literatur gerade passiert und was einem stilistisch als Leser vielleicht auch gefallen könnte, daher immer wieder eine tolle Lektüre.

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Hier geht es zur Homepage des Deutschen Buchpreises mit Informationen über die nominierten Romane und die Preisverleihung.

Montag, 1. Oktober 2018

Anders Roslund / Börge Hellström "3 Sekunden"


Piet Hoffmann ist Kontaktmann für die schwedische Polizei und infiltriert die polnische Drogenmafia. Die Aushebung des Drogenhandels in einer bekannten Haftanstalt soll sein Paradestück werden, danach kann er mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen neu anfangen. Doch als er in der Haftanstalt ist, läuft nichts wie geplant und 3 Sekunden werden über sein Leben entscheiden.
Piet Hoffmann ist ein sehr schwieriger Charakter, ob ich ihn mag oder nicht, konnte ich bis zur letzten Seite des Romans nicht sagen. Er ist einerseits eiskalt und kalkulierend, andererseits ist er ein liebender Familienvater. Doch was er seiner Familie mit seinem letzten Einsatz antut, ist vielleicht auch für sie etwas zu viel. „3 Sekunden“ von Anders Roslund und Börge Hellström braucht etwas Zeit, um richtig in Fahrt zu kommen, aber dann ist dem Autorenduo ein äußerst spannender Krimi mit charaktervollen Figuren gelungen. Egal ob die ermittelnden Kommissare, der Staatsanwalt oder Piet Hoffmann selbst, alle sind sehr detailliert beschrieben. Die Autoren lassen sich nicht auf eine vereinfachte Gut-gegen-Böse-Geschichte ein, sondern schreiben sehr differenziert. Die Welt lässt sich nicht einteilen in schwarz und weiß und das Buch dieses Buch so spannend.
Anders Roslund und Börge Hellström haben einen spannenden und stellenweise etwas kantigen Krimi geschrieben, der bis zur letzten Seite überraschend bleibt und den Leser so mitnimmt. Jetzt bleibt man gespannt zurück, wie es mit Piet Hoffman weitergeht im nächsten Band, der ihm immerhin „3 Minuten“ zugesteht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Blanvalet Verlags.