Donnerstag, 30. August 2018

Petros Markaris "Drei Grazien"


Endlich macht Kostas Charitos einmal Urlaub, mit seiner Frau geht es in die alte Heimat. Dort lernen sie drei Grazien kennen, Rentnerinnen mit viel Lebensfreude, zu denen sie den Kontakt auch noch halten, nachdem sie zurück in Athen sind. Dort erwartet Charitos jedoch einiges an Veränderungen: Sein Vorgesetzter geht in Rente und auch in seinem Team haben einige Wechsel stattgefunden. In dieser Situation muss er auch noch einen heiklen Mord aufklären: Ein Politiker, der früher an der Uni gelehrt hatte, wurde umgebracht. Ein Bekennerschreiben deutet auf einen organisierten kriminellen Hintergrund. Jetzt muss Kommissar Charitos sein neues Team schnell zusammenbringen, um diesen Fall aufzuklären.
Durch diesen Fall des Kommissars Kostas Charitos in Athen weht einiges an frischem Wind. Ein neuer Viziepolizeipräsident verändert das Klima im Kommissariat und der Weggang von Charitos Vertrautem Gikas fällt ebenfalls ins Gewicht. Diese neuen Konstellationen machen den Fall aber noch spannender und führen dazu, dass man als Leser wieder begeistert dabei ist, selbst wenn man schon zahlreiche Fälle kennt. Sein neues Team ist sehr interessant zusammengesetzt und ergänzt sich gut, auch wenn es natürlich anfänglich noch kleine Reibereien gibt. Der Kriminalfall ist äußerst spannend beschrieben und logisch aufgebaut, selbst wenn die Polizisten lange im Dunkeln tappen, wird es an keiner Stelle für den Leser langweilig. Die Auflösung ist dann am Schluss wirklich überraschend, was mir besonders gut gefallen hat, wurde der Leser doch genauso wieder Kommissar recht lange an der Nase herumgeführt.
Der Krimi „Drei Grazien“ von Petros Markaris überzeugt wie auch die bisherigen Fälle von Kommissar Kostas Charitos durch einen sehr mitreißenden Kriminalfall und ausgefallenes Personal, das einem sofort ans Herz wächst. Ein äußerst gelungener Krimi, hoffentlich geht es bald weiter in der Reihe um Kostas Charitos.


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Mittwoch, 29. August 2018

Sebastian Copien "Heftig deftig"


Als Vegetarier oder Veganer ist man oft auf der Suche nach herzhaften Alternativen zum Fleisch. Dieses Buch bietet jetzt eine große Auswahl, egal ob geschmort, gedämpft oder geräuchert, wirklich für jeden ist etwas dabei. Mit viel Gemüse und spannenden Zutaten werden hier überraschende Ergebnisse erzielt.
Dabei ist das Buch optisch sehr schön aufgemacht, besonders der erste Teil mit einem kleinen Basis-Kurs zum Schneiden, zu verschiedenen Messertypen und Ähnlichem hat mir sehr gut gefallen. Alles ist sehr übersichtlich aufgebaut und es macht auch sehr viel Spaß, in dem Buch einfach ein bisschen zu schmökern und sich inspirieren zu lassen.
Ein klarer Kritikpunkt ist allerdings, dass die Rezepte sehr aufwendig sind. Wen das nicht stört, der ist hier sehr gut bedient. Mir persönlich ist es zu aufwendig, wenn ich für jedes Rezept ca. 20 Zutaten einkaufen muss, wobei ich gerade bei Gewürzen oft nur wenig brauche und nicht weiß, wann ich sie jemals wieder verwende. Das führt dazu, dass die Vorratsschublade sich immer weiter mit angebrochenen Packungen füllt, was ich nicht so toll finde. Da ich meistens abends nach der Arbeit noch koche, sind diese Rezepte einfach zu aufwendig und höchstens einmal etwas für ein Wochenende.
Das Kochbuch ist zwar sehr schön und bietet tolle Ideen an, mir persönlich waren die Rezepte aber zu kompliziert, um alltagstauglich zu sein. Wer einmal etwas Besonderes sucht, um eventuell auch Gäste von vegetarischer und veganer Küche zu überzeugen, ist hier auf jeden Fall richtig.

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Dienstag, 28. August 2018

Mick Finlay "Arrowood - In den Gassen von London"


Der berühmteste Detektiv seiner Zeit ist Sherlock Holmes, doch es gibt auch andere: Zum Beispiel Arrowood, der mit seinem Gehilfen Barnett die Fälle annimmt, die für Holmes nicht prestigeträchtig genug sind. So sollen sie auch für Miss Cousture, eine Französin, ihren verschwundenen Bruder suchen. Der arbeitete für Mr. Cream, einen stadtbekannten Kriminellen in dessen Restaurant. Doch Arrowood und Barnett finden schnell einige Ungereimtheiten in dieser Geschichte heraus und die Ermittlung entwickelt sich komplizierter als erwartet.
Arrowood ist als Gegenfigur zu Holmes konzipiert, nicht so erfolgreich, übergewichtig und ein wenig träge. Barnett ist sehr sympathisch, aber auch ein einfacher Mensch, doch er ist Arrowood oft eine große Hilfe. Vervollständigt wird das unterhaltsame Ensemble noch durch Arrowoods alleinstehende Schwester Ettie, die sich um die beiden Herren etwas kümmert und ihnen oft Feuer unter dem Hintern macht. Dieses Konstellation ist äußerst unterhaltsam und der Krimi ist auch stilistisch sehr gut zu lesen und flüssig geschrieben. Leider hapert es meiner Meinung nach ein wenig an einer stringenten und nachvollziehbaren Auflösung des Kriminalfalls. Sehr lange tappen alle im Dunkeln und plötzlich kommt am Schluss die große Auflösung. Zwar gibt es immer mal kleine Hinweise, für mich war der Fall allerdings doch etwas zu chaotisch und zu viele Figuren beteiligt, die dem Leser nur wenig und am Rande vorgestellt wurden. So habe ich das Buch zwar zügig durchgelesen, so richtig packen konnte es mich aber nicht.

Mit „Arrowood - In den Gassen von London“ hat Mick Finley eine spannende Krimi-Idee umgesetzt und einen einprägsamen Charakter geschaffen, beim Kriminalfall hat mir jedoch der rote Faden gefehlt, um die Spannung aufrecht zu erhalten.

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Freitag, 24. August 2018

Richard Russo "Ein Mann der Tat"


Douglas Raymer ist Polizeichef des kleinen Städtchens North Bath, in dem normalerweise nicht viel passiert. Doch als das Memorial-Day-Wochenende beginnt, ist es plötzlich vorbei mit der wohlgeschätzten Ruhe. Bei der Beerdigung des Richters fällt jemand ist das Grab, eine Kobra entkommt und muss gejagt werden und überall bricht das Chaos aus. Das ist Raymer nicht gewohnt, plötzlich werden von ihm Entscheidungen verlangt – dabei ist doch auch er am Chaos beteiligt.
„Ein Mann der Tat“ ist ein wunderbarer Roman, der einen sofort mitnimmt in das Zentrum von North Bath. Die Geschichte wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen erzählt, so hat man als Leser das unglaubliche Glück, eigentlich nichts von diesem chaotischen Wochenende zu verpassen. Die Figuren, die der Autor Richard Russo geschafft hat, sind alle sehr eigenwillige Persönlichkeiten, in den seltensten Fällen sympathisch, im besten Fall noch rechtschaffende Bürger, wenn auch etwas seltsam. Russo schickt diese beschauliche Kleinstadt in ein Wochenende, das alles vereint, was sonst vermutlich in mehreren Jahren passieren würde, aber was dennoch schlüssig ineinander greift. Als würde ein Zwischenfall den nächsten bedingen, werden offene Rechnungen beglichen, Streits geschlichtet und Feindschaften plötzlich offen ausgetragen. Über allem hängt ein Gewitter, die Spannung in der Luft ist mit den Händen zu greifen. Nur zu verständlich, dass der ein oder andere über die Stränge schlägt, auch Polizeichef Raymer fragt sich manchmal, was er eigentlich gerade tut. Was völlig chaotisch und abstrus klingt, sortiert Russo aber wieder zu einem flüssigen und sehr unterhaltsamen Roman, der einfach viel Freude macht beim Lesen. Man merkt ihm die Sympathie für seine Figuren an, auch wenn er sie auf seltsame Missionen schickt.
Richard Russo ist es mit „Ein Mann der Tat“ gelungen, einen völlig chaotischen Roman zu schreiben und dennoch die Fäden immer in der Hand zu halten, ein großartiges Buch, das viel Unterhaltung und auch viel zum Nachdenken mitbringt. Also liebe Leser, auf nach North Bath, auf eine spannende Reise.

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Donnerstag, 23. August 2018

Catherine Miller "Miss Olivia und der Geschmack von Gin"


Die schönste Beschäftigung, die es für Olivia gibt, ist den Tag an ihrer Strandhütte mit einem Gin Tonic ausklingen zu lassen. Schon ihr ganzes Leben ist sie auf der Suche nach der perfekten Mischung und will auch jetzt im hohen Alter nicht darauf verzichten. Als sie in eine Seniorenresidenz zieht, um sich endlich um nichts mehr kümmern zu müssen, landet sie jedoch unter der rigiden Herrschaft einer Hausmutter, die ihr ihre Freuden nehmen will. Gemeinsam mit zwei Freunden versucht sie, ihre Freiheit zu behalten – durch heimliche Fluchten aus der Seniorenresidenz und der Gründung des Ginhütten-Clubs. Ob die drei damit durchkommen werden?
Olivia und ihre Freunde Randy und Victoria sind wunderbare Persönlichkeiten und ihnen durch die Geschichte zu folgen macht viel Freude. Es wird viel spannender und auch krimineller als erwartet, die Story zieht einen schnell mit und man möchte Olivia immer weiter begleiten. Die Geschichte ist locker und leicht geschrieben und neben den Hauptfiguren gibt es viele Nebencharaktere, die ebenfalls sehr schön und mit viel Liebe beschrieben sind. Sie treiben die Handlung mit voran, so dass beim Lesen nie Langeweile aufkommt. Die Wendung am Schluss fand ich ein klein wenig abwegig, aber das kann man angesichts der vielen schönen Elemente gerne verzeihen.
„Miss Olivia und der Geschmack von Gin“ von Catherine Miller ist ein unterhaltsamer und äußerst kurzweiliger Roman über eine charmante ältere Dame, die keineswegs schon zum alten Eisen gehören will. Eine schöne Lektüre, nicht nur für Gin-Fans.

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Mittwoch, 22. August 2018

Sabine Gorsemann "Südschweden"


Vorweg sei gesagt: Dieser Reiseführer wurde wirklich auf Herz und Nieren getestet, denn zwei Wochen sind wir mit ihm als Begleiter kreuz und quer durch Südschweden und auch ein wenig darüber hinaus gereist. Dabei hat er uns großartige Dienste erwiesen!
Selbst sehr kleine Orte sind sehr gut erklärt, egal wo man gerade ist, man findet immer einen Hinweis, was man in der Nähe noch machen könnte. Oft haben wir uns erst morgens die Route für den Tag angeschaut und einfach dort angehalten, wo es uns laut Reiseführer gefallen könnte. Dabei haben wir viele tolle Ecken des Landes entdeckt, wie beispielsweise das Städtchen Örebro oder kleinen Ort Hjo, mit seinen Holzhäusern direkt am See. Sowohl die Campingplätze als auch Hotels und Bed and Breakfast waren immer zuverlässig beschrieben und so waren die Tipps eine große Hilfe. Auch in Malmö, Göteborg und Lund konnten wir uns auf den Reiseführer verlassen und gerade der Rundgang in Göteborg hat uns sehr gut gefallen, man hat in kürzester Zeit sehr viel von der Stadt gesehen.
Ich kann den Reiseführer „Südschweden“ von Sabine Gorsemann nur allen Reisenden ans Herz legen, er bietet wirklich eine Menge an Informationen und ist ein treuer Reisebegleiter. Uns hat lediglich gewundert, dass das überall angepriesene Wikingermuseum „Foteviken“ es gar nicht in den Reiseführer geschafft hat. Uns hat das Museumdorf, das von Laiendarstellern lebendig gemacht wird, sehr gut gefallen. Das könnte man gerne auch noch aufnehmen.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Michael Müller Verlags.
Campingplatz "Hav o Logi" in den Schären nördlich von Göteborg



Bed & Breakfast "Villa Smile" 
Sonnenuntergang am See


Michael Tsokos "Sind Tote immer leichenblass?"


Was unterscheidet einen Rechtsmediziner vom Pathologen, muss man dafür eigentlich studieren und identifizieren Angehörige die Toten wirklich in Rechtsmedizin – oder Pathologie? Michael Tsokos begibt sich in seinem Buch auf die Spur aller Krimi-Mythen, denen der Zuschauer aufgesessen sein könnte.
Was an sich ganz unterhaltsam werden könnte, ist jedoch ein langweiliges und belehrendes Buch ohne Witz und Humor geworden. Statt amüsant daherzukommen, verkörpert Tsokos anscheinend die Wut eines seiner Meinung nach missverstandenen Berufszweiges und ergeht sich in Belehrungen und Erklärungen statt den Leser mit Anekdoten zu unterhalten und nebenbei das ein oder andere Missverständnis aufzuklären. Ich habe die Lektüre so leider als sehr langweilig empfunden, das Buch ist wenig unterhaltsam aufgemacht und ergeht sich zudem noch in sinnlosen Details.

Ich war von Michael Tsokos Buch „Sind Tote immer Leichenblass“ unglaublich enttäuscht, da ich den Autor schon einmal bei einer Veranstaltung erlebt hatte und er dort äußerst kurzweilig und unterhaltsam von seiner Arbeit berichtet hatte. Das hat es leider überhaupt nicht in das Buch geschafft, was schade ist. Eine Lektüre des Buches kann man keineswegs empfehlen, dann lieber noch einen Krimi im Fernsehen schauen – ganz egal, ob da jetzt alles ganz korrekt ist oder nicht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Droemer Knaur. 

Sonntag, 19. August 2018

Klaus Bötig "Kreta"


Ich muss gestehen, dass ich mich mit den Baedeker-Reiseführern in letzter Zeit oft etwas schwer getan habe. Sie waren mir immer etwas zu altmodisch und auch nicht gut sortiert. Die alphabetische Ordnung anstatt einer Ordnung nach Regionen fand ich auf Reisen immer sehr störend, da man nicht einfach direkt sah, was in der Umgebung war, sondern die Orte fand, die mit dem gleichen Buchstaben anfange. Das finde ich nicht sehr praktikabel. Dieser neue Kreta-Reiseführer hingegen war für mich eine positive Überraschung. Leicht und handlich lässt er sich immer in der Handtasche dabei haben und gibt zudem noch viele tolle Tipps und Anregungen für den Besuch auf dieser wunderschönen Insel. Ich war inzwischen zahlreiche Male auf Kreta und habe schon viele Wanderungen und Touren ausprobiert, viele Strände besucht und zahlreiche Restaurants ausprobiert. Dennoch war dieser Reiseführer eine Bereicherung und hat ein paar neue Anregungen gegeben.
Dennoch muss gesagt werden, dass vieles meiner Meinung nach zu kurz kommt. Wer also das erste Mal nach Kreta fährt und möglichst viel von der Insel sehen und kennenlernen will, sollte doch auf einen etwas umfangreicheren Reiseführer zurückgreifen. Die Geschichte von Kreta hat viel zu bieten und wer sich dafür interessiert, wird hier vielleicht etwas zu wenig Informationen finden. Wer aber nur einen leichten Strandurlaub sucht und neue Anregungen für einen wiederholten Besuch auf der Insel, ist mit diesem Reiseführer genau richtig bedient.  

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Hier geht es zu weiteren Informationen des DuMont Reiseverlags. 

Freitag, 17. August 2018

Thea Dorn "Deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten"


Wir müssen uns aktuell vielen Fragen stellen: Wie gehen wir mit den Migrationsbewegungen weltweit um, wie mit dem Erstarken einer neuen rechten Partei, die es sogar in den Bundestag geschafft hat? Wie nehmen wir Menschen mit, die sich abgehängt fühlen und geht es uns nicht eigentlich viel zu gut, um auf Deutschland zu schimpfen? Thea Dorn hat mit „Deutsch, nicht dumpf“ ein sehr vielschichtiges und komplexes Buch über die deutsche Geschichte, das Problem der Deutschen mit dem Patriotismus und die wichtige Unterscheidung von blindem Nationalismus und aufgeklärtem Patriotismus geschrieben.
Wichtig ist bei diesem Buch vor allem der Untertitel: „Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten“, denn genau das versucht die Autorin- meiner Meinung nach äußerst erfolgreich – zu leisten. Sie arbeitet sich ab am Kultur- und Zivilisationsbegriff, der Debatte der Leitkultur, die politischen und historischen Elemente der deutschen Vergangenheit, den ruhmreichen ebenso wie der dunklen Zeit von Krieg und Vernichtung. Dabei lässt sie die Leser auf sehr klare und übersichtliche Art an ihren Gedanken teilhaben und zeigt Möglichkeiten und Probleme auf, mit denen wir uns unweigerlich auseinandersetzen müssen. Dabei verfällt sie glücklicherweise nicht der Gefahr, einfach auf der AfD rumzuhacken und den Grund für alle Probleme in der gefühlten Benachteiligung bestimmter Personengruppen zu suchen. Zwar macht sie sehr klar, dass sie die AfD und ihr verbundene Bewegungen für eine große Gefahr hält und deren Argumente für schwach und fadenscheinig, doch dies stets differenziert und fundiert. Man kann noch viel lernen aus der Lektüre von „Deutsch, nicht dumpf“ und sollte sich viele Gedanken, wenn schon nicht zu eigen machen, dann doch wenigstens mitnehmen in die täglichen Debatten und in Hinterkopf haben bei der täglichen Zeitungslektüre. Wir laufen Gefahr, den platten Nationalismus und der Abneigung gegen alles Fremde zu verfallen, wenn wir uns nicht einen aufgeklärten, wachen Patriotismus zu Eigen machen, der um seine Gefahren weiß und dennoch positiv daherkommt.
Thea Dorn hat mich mit ihrem Buch „Deutsch, nicht dumpf. Ein Leitfaden für aufgeklärte Patrioten“ mitgenommen auf eine spannende Reise durch deutsche Geschichte, Philosophie und Kultur, zu Problemen und Risiken ebenso wie zu Leistungen, auf die man ohne Zweifel auch heute noch stolz sein kann.  Wem die Lektüre zu anstrengend erscheint, dem sei ein Satz der Autorin ans Herz gelegt: „Der Weg von „Fast News“ zu „Fake News“ ist verdammt kurz.“ (S.330). Darum ist es wichtig, sich mit diesem Buch auseinanderzusetzen.

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Knaus Verlags. 

Donnerstag, 16. August 2018

Anthony McCarten "Jack"


Jack Kerouac war ein Held seiner Zeit, das Idol der Beatnics und hat mit „Unterwegs“ einen Kultroman und Literaturklassiker geschrieben. Dass er dafür das Leben seines Freundes ausschlachtete und ihn indirekt ins Gefängnis brachte, scheint einer der Gründe zu sein, die zu seinem Niedergang führten. Der Alkohol ließ ihn zusehends verfallen, er verkroch sich bei seiner Mutter. Doch als eine junge Literaturstudentin vor ihm steht, die nur den Traum hat, seine offizielle Biographie zu schreiben, lässt er sich davon mitziehen und taucht noch einmal ein die glänzende alte Zeit. Doch die Studentin scheint mehr Hintergedanken zu haben, als zunächst vermutet und reißt Jack mit in eine zerstörerische Geschichte.
Anthony McCarten mischt in seinem Roman „Jack“ fiktive und reale Elemente des Lebens von Jack Kerouac zu einem eindringlichen Roman, der einem als Leser einfach unter die Haut geht. Jacks Selbstzerstörung und das Spiel, das dabei noch mit ihm getrieben wird, lassen einen ebenso wenig kalt wie Jacks egoistisches und zerstörerisches Handeln seinem besten Freund Neal Cassidy gegenüber, den er zur Hauptfigur seines Romans „Unterwegs“ machte und so in eine Rolle drängte, die der echte Neal Cassidy nie spielen wollte. Konfrontiert mit der fiktiven Figur der Jan Weintraub, die in sein Leben eindringt und ihn aus seiner wohl eingerichteten Selbstzerstörung reißt, entsteht eine unglaubliche Spannung zwischen den Figuren, die einen als Leser fesselt und mitzieht in die Geschichte der Beatnic-Bewegung. Es ist die unglaubliche Mischung aus wahrem Leben und Imagination, die diesen Roman so besonders macht. Dabei ist der Stil von McCarten so pointiert und beschreibt in wenigen Worten eine Situation oder einen Ort so prägnant, dass man als Leser gemeinsam mit Kerouac auf dem Sofa sitzt oder mit Jan die Briefe liest, die Kerouac archiviert hat.
Mit „Jack“ hat Anthony McCarten mich uneingeschränkt überzeugt, er spielt mit den Erwartungen der Leser, verknüpft die wahre Biographie des Literaten Jack Kerouac mit fiktiven Figuren und Dialogen und schafft so eine Welt, die real und irreal zugleich zu sein scheint. Ein ganz besonderes Buch, das lange nachklingt und immer wieder die Frage aufwirft, wie ein Mensch sich selbst aushalten soll, wenn es eigentlich nicht mehr geht.

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags. 

Mittwoch, 15. August 2018

Nora Elias "Die Frauen der Familie Marquardt"


Caspar Marquardt ist erfolgreicher Kaufhausbesitzer und Vater dreier Töchter, die jede auf ihre Weise starke Persönlichkeiten sind. Doch es ist das Jahr 1908 und Frauen wird allgemein noch wenig zugetraut. Seine älteste Tochter Luisa arbeitet seit Jahren im Kaufhaus mit und sieht sich als Erbin des väterlichen Unternehmens. Doch sollte sie einmal heiraten, fällt alles automatisch an ihren Ehemann. Das ist Vater Caspar zu riskant und so nimmt er Kontakt zu seinem engsten männlichen Verwandten, Max Dornberg auf. Er soll das Kaufhaus erben, Luisa nur eine finanzielle Entschädigung erhalten. Das sorgt für reichlich Unruhe in der Familie Marquardt, und auch Matilde und Sophie, die anderen beiden Töchter, wollen sich nicht recht in die Rollen der braven Frauen fügen.
„Die Frauen der Familie Marquardt“ ist ein wunderbar geschriebener historischer Roman mit sehr starken Frauenfiguren. Anders als in anderen Romanen, in denen selbst die stärksten emanzipierten Frauen am Ende doch immer in die Arme eines rettenden Mannes sinken, lässt die Autorin Nora Elias ihre Protagonistinnen wirklich einen eigenen Weg finden. Das hat mir an diesem flüssig geschriebenen Roman, der einen in die wunderbare Welt der frühen Kaufhäuser entführt, besonders gut gefallen. Auch Vater Caspar ist sehr sympathisch und keineswegs ein reaktionärer Tyrann, aber die Geschichte lebt eindeutig von den Frauenfiguren. Das verspricht schon der Titel und das hält Elias auch problemlos durch. Dass Luise, Sophie und Matilde dabei völlig unterschiedlich sind und auch andere Ziele im Leben verfolgen, macht die Geschichte so beispielhaft für ihre Zeit und die Probleme, denen sich Frauen gegenüber standen. Und das geht noch weiter über die drei Schwestern hinaus, mit Caspars Freundin Olga, seiner Geliebten Elaine und Luises Freundin Dorothea sind auch die Nebenrollen mit vielen unterschiedlichen Charakteren besetzt, die alle auf ihre Art einen Platz im Leben suchen.
Nora Elias hat mit „Die Frauen der Familie Marquardt“ einen großartigen historischen Roman geschrieben, der sich in seiner Konsequenz in den Frauenfiguren wunderbar von klischeehaften historischen Liebesromanen abhebt. Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, die Figuren sind mir ans Herz gewachsen und ihre Geschichten haben mich von Anfang bis Ende bewegt und mitgenommen.

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Montag, 13. August 2018

Petra Durst-Benning "Spätsommerliebe"


Eigentlich läuft in Maierhofen gerade alles gut, glückliche Paare haben sich gefunden und das Dorf brummt mit seinen zahlreichen Projekten als „Genussdorf“. Doch über all der Arbeit drohen die Maierhofener ihr Privatleben zu vergessen und so knirscht es an mehr als einer Stelle. Gleichzeit reist Michelle nach Maierhofen, die Job und Freund hinter sich lässt, um endlich ihren Traum zu verwirklichen und Schriftstellerin zu werden. Und so findet sich wieder einiges zusammen und neue Geschichten aus Maierhofen entstehen.
„Spätsommerliebe“ ist der inzwischen vierte Band rund um das Dorf Maierhofen im Allgäu mit all seinen sympathischen Bewohnern. Petra Durst-Benning schafft es auch dieses Mal wieder eine locker-leichte Geschichte zu schreiben, in der man all seine geliebten Charaktere wiedertrifft und dennoch neue Elemente, Ideen und neue Figuren einzuflechten. Wie der Titel schon vermuten lässt ist „Spätsommerliebe“ das perfekte Buch für einen schönen Sommertag, um sich in der Handlung zu verlieren und sich wie Michelle auf eine Reise ins beschauliche Maierhofen zu machen. Der Stil der Autorin ist unterhaltsam und flüssig und so fliegt die Zeit dahin, während man sich mit dieser kurzweiligen Lektüre beschäftigt. Sehr schön finde ich auch dieses Mal wieder den Anhang mit vielen Rezeptideen aus dem Genussdorf, die von den Bewohnern während der Romanhandlung zubereitet werden. Egal ob das Brot von Magdalena oder Marmeladen und Getränke ihrer Tochter Jessy, es macht einfach alles Lust zum Nachmachen und Ausprobieren.
Petra Durst-Bennings neuer Roman „Spätsommerliebe“ der Maierhofen-Reihe hälft, was Titel und Cover versprechen: Ein leichter und unterhaltsamer Genuss für den Sommer, die perfekte Urlaubslektüre zum Entspannen.


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Freitag, 10. August 2018

Naomi Alderman "Die Gabe"


Erst sind es nur kleine Veränderungen, doch dann verändern sie die Welt: Frauen bekommen die Gabe, die Kraft, Elektrizität zu entwickeln, sie im Guten wie im Schlechten zu nutzen. Am Beispiel mehrerer völlig unterschiedlicher Figuren erzählt Naomi Alderman die Geschichte der Gabe, vom nigerianischen Journalisten über die Tochter eines Gangsterbosses und ein Waisenmädchen, das zu Kichenführerin wird, zu einer amerikanischen Bürgermeisterin und späteren Senatorin beschreibt sie die Entwicklungen in der Gesellschaft durch die neue Macht der Frauen.
Frauen sind körperlich schwächer als Männer und kümmern sich um Haushalt und Familie, während die Männer sie verteidigen und versorgen. Dieses wenn auch nicht mehr unbedingt moderne, so doch häufig noch treffende Weltbild stellt die Autorin Naomi Alderman in ihrem Roman „Die Gabe“ auf spannende Art und Weise auf den Kopf. Die Frauen sind durch die Gabe überlegen und übernehmen die Herrschaft. Äußerst packend erzählt sie die neue Geschichte der Menschheit am Beispiel ausgewählter Persönlichkeiten, die einen guten Überblick geben, so ist man als Leser an vielen Stellen dabei, an denen Wichtiges passiert und wird an immer wieder neuen Positionen in die Romanhandlung geworfen. Doch es ist nicht nur spannend, was Alderman beschreibt, es ist auch grausam und beängstigend und vor allem in der Konsequenz auch eines: realistisch. Der Stärkere unterwirft den Schwächeren, er schafft ein Weltbild, das seiner Position entspricht und negiert alles, was seinen Machtanspruch anzweifeln könnte. Diese Entwicklung ist als Fiktion mitreißend, doch es lässt einem das Blut in den Adern gefrieren, wenn man am Schluss den fiktiven Briefwechsel zweier Autoren und der neuen Welt liest – denn die Welt wurde wirklich auf den Kopf gestellt.
Zunächst war ich etwas skeptisch, weil ich die Gabe, die alle Frauen erhielten, etwas seltsam fand. Doch für die Konsequenz und Fortführung der Geschichte war die Idee unglaublich gut. „Die Gabe“ ist ein aufrüttelndes, spannendes und bewegendes Buch, das einen zum Nachdenken zwingt. Für mich ist es das erschütterndste und bewegende Buch, das ich seit langem gelesen habe.

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Heyne Verlags. 

Donnerstag, 9. August 2018

Marie Lacrosse "Das Weingut in stürmischen Zeiten"


Irene ist Waisenkind und kommt 1870 als Dienstmädchen in das Haus der Winzerfamilie Gerban im Elsass. Dort bekommt sie die Chance, endlich auf eigenen Füßen zu stehen und ihrer Vergangenheit zu entkommen. Doch zwei Dinge verändern dieses ruhige Leben: der Sohn der Gerbans, Franz, tritt in ihr Leben und die beiden verlieben sich trotz aller Standesunterschiede in einander. Und der Deutsch-Französische Krieg bricht aus und tobt im Elsass, reißt zahllose junge Männer in den Tod und hinterlässt Grauen und Vernichtung. Haben Franz und Irene in dieser Situation überhaupt eine Chance?
Marie Lacrosse beschreibt in ihrem ersten Band rund um das Weingut der Familie Gerban nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern entfaltet einen sehr detailreichen und spannenden historischen Roman. Besonders die zahlreichen historischen Fakten und genauen Beschreibungen des Krieges gehen einem beim Lesen unter die Haut, der Tod so vieler junger Männer scheint grausam und völlig wahllos angesichts der Überheblichkeit von Offizieren und schlechter Ausrüstung und Versorgungslage. Rund um dieses Szenario entspannt sich eine Liebesgeschichte, die nicht so kitschig daherkommt, wie Titel und Cover des Romans (leider) vermuten lassen. Marie Lacrosse ist das Pseudonym der Romanautorin Marita Spang und wer ihre Romane kennt, der weiß, dass sie stets sehr gut recherchiert und historisch korrekt aufgebaut sind. So auch in diesem Fall, in dem ein spannender und bewegender historischer Roman entstanden ist, der auf sympathischen und detaillierten Charakteren aufbaut und einen als Leser schnell gefangen nimmt.
Schade finde ich, dass der Verlag sich dazu hat hinreißen lassen, daraus mit dem Cover aber besonders mit dem Titel eine kitschige Groschenromangeschichte zu machen, was der Roman definitiv nicht verdient hat. „Das Weingut in stürmischen Zeiten“ wird hier meiner Meinung nach völlig unter Wert verkauft.
Marie Lacrosse hat mit dem ersten Teil der Reihe um das Weingut der Familie Gerban im Elsass einen spannenden historischen Roman geliefert. Die Geschichte geht hoffentlich bald weiter, denn Irene und Franz möchte man gerne noch weiter begleiten auf ihrem Weg durch die turbulenten Jahre der deutschen und französischen Geschichte, es gibt noch viel Potential für spannende Entwicklungen.


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Mittwoch, 8. August 2018

Eithne Shortall "Liebe in Reihe 27"


Cora hat nach einer gescheiterten Beziehung erst einmal genug von der Liebe in ihrem eigenen Leben, sie kümmert sich lieber um fremde einsame Herzen. Als Mitarbeiterin am Check-In Schalter der Aer Lingus in London Heathrow setzt sie Personen gemeinsam in Reihe 27, die ihrer Meinung ein gutes Paar abgeben würden. Ihre Freundin Nancy arbeitet als Stewardess und betreut die Kandidaten dann an Bord weiter und stupst sie wenn möglich in die richtige Richtung. Dabei kommen manchmal auch äußerst unterhaltsame Kombinationen zu Stande, denn Cora muss sich natürlich auf wenige Informationen verlassen, wenn sie als Kupplerin auftritt.
Eithne Shortall hat mit „Liebe in Reihe 27“ einen äußerst unterhaltsamen und kurzweiligen Roman geschrieben, der gar nicht so flach und klischeehaft daherkam, wie ich zunächst erwartet hatte. Mit Cora hat eine sehr gelungene und sympathische Hauptfigur geschaffen, die auch Kanten hat und einem manchmal etwas auf den Wecker geht, aber eben nicht völlig stereotyp ist und im Verlauf der Handlung eine Entwicklung durchmacht. Ihre privaten Sorgen mit ihrer kranken Mutter werden sehr eindringlich beschrieben  und auch Coras Gefühle und Reaktionen finde ich sehr nachvollziehbar, so dass sie einem immer weiter ans Herz wächst. Auch das restliche Personal des Romans rund um den Flughafen fand ich sehr gelungen, der Roman ist runde Sache und macht viel Freude beim Lesen.
„Liebe in Reihe 27“ ist ein überraschendes Buch mit ernsten und nachdenklichen Momenten, das aber hauptsächlich unterhaltsam und locker zu lesen ist. Die Hauptfigur Cora stütz die ganze Geschichte von Anfang bis Ende und es bleibt zu hoffen, dass ihre Skepsis der Liebe gegenüber vielleicht doch selbst noch ablegt und ihren Kandidaten für die Reihe 27 findet – vielleicht hat sie ja Glück.


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Dienstag, 7. August 2018

Cixin Liu "Der dunkle Wald"


Die Geschichte von Trisolaris und ihrer Konfrontation mit der Menschheit geht weiter. Nachdem bekannt ist, dass die Trisolarier in ungefähr 400 Jahren auf der Erde eintreffen, beginnen die Vorkehrungen für ein Zusammentreffen und den Kampf, der auf die Menschheit zukommen wird. Das Militär wird aufgerüstet, wichtige Personen in den Kälteschlaf geschickt und das Projekt „Wandschauer“ ausgerufen: Vier Personen sollen im geheimen Pläne entwickeln, wie die Menschheit gerettet werden könnte und der Kampf gegen Trisolaris gewonnen werden kann. Doch da die Sophonen auf der Erde alles abhören und auch die technische Entwicklung abbremsen, ist ihr oberstes Ziel, von ihren Plänen abzulenken und Verwirrung zu stiften. Ein seltsamer Kampf um Ideen und Entwicklungen beginnt, aber auch ethische Fragen drängen sich in den Vordergrund. Das Zusammentreffen der Menschen mit der Zivilisation eines anderen Planeten ist eine unvorstellbare und nicht planbare Herausforderung.
Cixin Liu schreibt mit seiner Trisolaris-Trilogie Science Fiction der Extraklasse. Nachdem es im ersten Teil hauptsächliche um technische Entwicklungen und den Fortschritt der Menschheit ging, rückt er in diesem Teil die ethischen Fragen in den Vordergrund. Welche Verantwortung hat der Menschen für die zukünftigen Generationen? Darf man Menschen ohne Kontrolle ein ungeheures Maß an Macht übertragen oder führt das unweigerlich zu Missbrauch und Vorteilsnahme? Sollen wir im hier und jetzt leben oder alles für die Zukunft planen? All diese Fragen betrachtet der Autor durch die Brille seiner Hauptfiguren. In diesem Band sind dies hauptsächlich zwei prägende Figuren, ein chinesischer Militärangehöriger, der für die richtige Einstellung bei den Truppen der Zukunft sorgen soll und einer der Wandschauer, ebenfalls ein Chinese, der sich seine Rolle nicht erklären kann und versucht, ohne Umstände in der Gegenwart zu leben und das Beste aus der Situation zu machen. Doch auch das restliche Personal des Romans ist wieder äußerst detailreich beschrieben und fügt sich in einem umfassenden und fesselnden Szenario zusammen.
„Der dunkle Wald“ überzeugt ebenso wie der erste Band „Die drei Sonnen“ durch eine großartig strukturierte Handlung, die die Geschichte vorantreibt und auch zum Ende des zweiten Bandes nichts an Spannung einbüßt. Obwohl ich eigentlich kein Fan von Science Fiction bin begeistert mich diese Trilogie von Cixin Liu, die Geschichte zieht einen in eine neue unbekannte Welt und lässt einen nicht mehr los.

Doch jetzt heißt es abwarten, denn der dritte Band der Reihe „Jenseits der Zeit“ erscheint leider erst im April 2019 auf Deutsch. Dann werden wir hoffentlich wissen, wie das Zusammentreffen der Trisolarier mit den Menschen ausgeht.

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Heyne Verlags. Meine Rezension zum ersten Band "Die drei Sonnen" könnt ihr hier nachlesen. 

Montag, 6. August 2018

Rüdiger Schaper "Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten"


Alexander von Humboldt ist weltberühmt, ebenso wie sein Bruder Wilhelm. Als Forschungsreisender hat er viel von der Welt gesehen, sich selbst immer gefordert und mit dem preußischen Militär – und Hierarchiedenken wenig anfangen können. Doch Rüdiger Schaper beschreibt in „Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten“ nicht nur das bekannte Bild von Alexander von Humboldt, er betrachtet auch den Menschen hinter dem Reisenden, den Privatmann, soweit Zeugnisse der Zeit Schlüsse darüber zulassen.
Obwohl seine Biographie mit 288 Seiten keineswegs besonders umfangreich daherkommt, schafft Schaper es, einem Humboldt so nahe zu bringen, wie es wahrscheinlichen wenigen Autoren gelingen könnte. Er beginnt mit dem älteren Humboldt, verarmt, berühmt, zurück in Berlin, obwohl er sich doch eigentlich nur in Paris und auf Reisen so richtig heimisch fühlte. Von da arbeitet er sich an der Person Alexander von Humboldt ab, seinen berühmten Reisen, aber auch seiner Jugendzeit in Berlin, seinen Beziehungen und Freundschaften, die in prägten. Und seiner Abneigung gegen Tätigkeiten bei Hofe, denen er so oft wie möglich entflohen ist. Schaper beschreibt das Leben Humboldts so spannend wie einen mitreißenden Roman, so dass man als Leser schnell versunken ist in den Schilderungen der Reisen, die wie Abenteuergeschichten anmuten. Doch auch die persönliche Ebene arbeitet der Autor klar heraus und bietet so neue Einblicke in das Leben und Denken des weltberühmten Berliners, der eigentlich lieber Pariser gewesen wäre, wenn man seinen Aussagen glauben darf.
„Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten“ ist eine äußerst gelungene und kurzweilige Biographie eines Mannes, der so viel wollte und am Ende doch ein wenig gescheitert wirkte – trotz Berühmtheit und trotz seiner bekannten Reisen.


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Hier geht es zu weiteren Informationen und der Leseprobe des Siedler Verlags. 

Sonntag, 5. August 2018

Bill Clinton und James Patterson "The President is missing"


Es gibt Dinge, die nur ein Präsident wissen darf. Als die Vereinigten Staaten von Amerika von einem Cyberterroristen bedroht werden, muss Präsident Duncan handeln, ohne seine Mitarbeiter einweihen zu können. Gleichzeitig lenken ihn die parteipolitischen Spielchen der Gegner in Senat und Kongress von den wichtigen Aufgaben ab, auch seine Gesundheit ist angeschlagen. Und so kommt es zu der unvorstellbaren Situation - der Präsident ist für die Öffentlichkeit verschwunden, die Vizepräsidentin träumt von neuer Macht und nur eine Person im Weißen Haus weiß, was wirklich passier ist. Kann der Präsident jetzt noch den Angriff verhindern?
"The President is missing" ist das spannende Romanprojekt des Autors James Patterson gemeinsam mit dem ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Bill Clinton. Und auch wenn dieser Thriller ohne Clintons Hintergrundwissen vermutlich spannend und mitreißend geworden wäre, ist seine Mitarbeit doch ein wichtiges Element. Denn dadurch wird die Geschichte für den Leser um so glaubwürdiger. Patterson muss nicht spekulieren, wie es wohl im Situation Room des Weißen Hauses ablaufen würde oder wie der Secret Service agieren würde, wenn der Präsident auf die absurde Idee kommt, ohne Schutz das Haus verlassen zu wollen. Er kann sich auf die jahrelange Erfahrung von Clinton verlassen und dem Roman so eine Realitätsnähe geben, die viele spannende Thriller vermissen lassen. Bill Clinton gibt dem Thriller eine Glaubwürdigkeit, die er anders nicht hätte erhalten können, was die Spannung nur noch weiter erhöht. Besonders in der zweiten Hälfte konnte ich "The President is missing" nicht mehr aus der Hand legen, die Geschichte war so mitreißend und detailreich geschrieben, dass ich immer unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. 
Bill Clinton und James Patterson ist mit "The President is missing" ein hochspannender Thriller gelungen, der zudem noch das sehr aktuelle Thema des Cyberterrorismus in den Vordergrund rückt. Eine absolut gelungene Zusammenarbeit, hoffentlich nicht die letzte dieser Art. 

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