David Winter ist Therapeut, er behandelt Hausfrauen mit Depressionen und Menschen, die mit dem ein oder anderen Problem zu ihm kommen. Barry ist für ihn ein ganz besonderer Patient. David diagnostiziert zunächst eine Depression, dann wird jedoch klar, dass sein Patient an Schizophrenie leidet. Eigentlich müsste er den Patienten abgeben, er weiß zu wenig von der aktuellen Forschung und den Methoden auf diesem Gebiet. Doch irgend etwas hält ihn davon ab, er fühlt sich Barry verbunden und versucht immer weiter, ihm zu helfen.
Parallel wird Davids Privatleben beschrieben, seine Tochter ist aus dem Haus und am College, sie will heiraten. Seine Frau verlässt ihn und scheint ein völlig neues, aktives Leben aufzunehmen, als hätte er sie all die Jahre nur gebremst. Diese Geschichte beschreibt der Autor auf eine eindringliche, aber auch sehr zurückhaltende Art. Keine übertriebenen Spannungsbögen leiten die Geschichte, kein atemloses Seitenumblättern hält einen bis spät ihn die Nacht mit dem Buch gefangen. Doch gerade das macht Noam Shpancers Buch so außergewöhnlich, denn auch wenn die Protagonisten nicht auf eine Katastrophe oder ein Happy End am Ende der Geschichte hinjagen, nimmt einen das Leben von David Winter gefangen, seine Ängste und Probleme und sein sehr menschlicher Wunsch, einfach zu helfen. Dass er damit gerade die beiden Menschen verliert, die ihm am meisten bedeuten, nämlich seine Tochter und seine Frau, gibt ihm einen schon fast tragischen Charakterzug.
„Der glücklose Therapeut“ ist ein wunderbares Buch, dass sich von der lauten und bunten Belletristik, die sich so oft auf den Bestsellerlisten herumtreibt, positiv abhebt und an einem ruhigen und etwas nachdenklichen Abend den perfekten Begleiter darstellt.