Samstag, 19. Oktober 2013

Noam Shpancer "Der glücklose Therapeut"


David Winter ist Therapeut, er behandelt Hausfrauen mit Depressionen und Menschen, die mit dem ein oder anderen Problem zu ihm kommen. Barry ist für ihn ein ganz besonderer Patient. David diagnostiziert zunächst eine Depression, dann wird jedoch klar, dass sein Patient an Schizophrenie leidet. Eigentlich müsste er den Patienten abgeben, er weiß zu wenig von der aktuellen Forschung und den Methoden auf diesem Gebiet. Doch irgend etwas hält ihn davon ab, er fühlt sich Barry verbunden und versucht immer weiter, ihm zu helfen.
Parallel wird Davids Privatleben beschrieben, seine Tochter ist aus dem Haus und am College, sie will heiraten. Seine Frau verlässt ihn und scheint ein völlig neues, aktives Leben aufzunehmen, als hätte er sie all die Jahre nur gebremst. Diese Geschichte beschreibt der Autor auf eine eindringliche, aber auch sehr zurückhaltende Art. Keine übertriebenen Spannungsbögen leiten die Geschichte, kein atemloses Seitenumblättern hält einen bis spät ihn die Nacht mit dem Buch gefangen. Doch gerade das macht Noam Shpancers Buch so außergewöhnlich, denn auch wenn die Protagonisten nicht auf eine Katastrophe oder ein Happy End am Ende der Geschichte hinjagen, nimmt einen das Leben von David Winter gefangen, seine Ängste und Probleme und sein sehr menschlicher Wunsch, einfach zu helfen. Dass er damit gerade die beiden Menschen verliert, die ihm am meisten bedeuten, nämlich seine Tochter und seine Frau, gibt ihm einen schon fast tragischen Charakterzug. 
„Der glücklose Therapeut“ ist ein wunderbares Buch, dass sich von der lauten und bunten Belletristik, die sich so oft auf den Bestsellerlisten herumtreibt, positiv abhebt und an einem ruhigen und etwas nachdenklichen Abend den perfekten Begleiter darstellt. 

Montag, 14. Oktober 2013

J.R.R. Tolkien "Der kleine Hobbit"


Bilbo Beutlin ist ein sehr häuslicher und ruhiger Hobbit. Er mag seine Wohnhöhle, seine Küche und er schätzt eine schöne Mahlzeit. Bis eines Tages der Zauberer Gandalf mit 13 Zwergen vor seiner Tür steht, die ihn auf ein Abenteuer mitziehen. Sie wollen den Drachen Smaug besiegen, der die Zwerge vor Jahrhunderten aus ihrem angestammte Berg vertrieben hat und seitdem auf ihren gesamten Reichtümern sitzend in diesem Berg lebt. Im Laufe der Reise wird schnell klar, dass Bilbo dafür geschaffen zu sein scheint, den Zwergen immer wieder aus der Patsche zu helfen und Pläne zu schmieden, wie sie ihrem Ziel näher kommen könnten. 
Der Autor Tolkien schafft in „Der kleine Hobbit“ eine magische Märchenwelt mit Figuren, die man sich kaum ausdenken kann, so bunt und vielfältig sind ihre Arten und auch Eigenarten. Zwerge, Orks, Hobbits und Elben besiedeln diese Welt, deren Natur ähnlich abwechslusgsreich ist wie ihre Bewohner. Man fühlt sich beim Lesen, als würde man eine Reise in eine fremde Welt antreten, so wie auch Bilbo eine Reise antritt, deren Verlauf er nicht einmal erahnen kann. Gemeinsam erlebt man mit Bilbo und den Zwergen Abenteuer, die einen manchmal zum Lachen bringen und manchmal zum Gruseln und Innehalten, wenn die Situation wieder einmal völlig ausweglos scheint. Man muss wirklich kein Fan von Fantasy sein, um „Der kleine Hobbit“ begeistert zu lesen, denn die Figuren scheinen so real, dass man kaum darüber nachdenkt, dass sie dem fantasiereichen Kopf eines großartigen Autors entsprungen sind. 
Der Roman lässt sich mit den berühmten Fantasyreihen „Harry Potter“ oder auch „Die Tribute von Panem“ überhaupt nicht vergleichen und ist dennoch absolut empfehlenswert. Die Figuren sind mit einer solchen Liebe zum Detail und auch Liebe zu den Figuren selber entworfen, dass man sie am liebsten auf der Straße treffen und sie persönlich kennen lernen möchte.