Sonntag, 8. Juli 2012

Nicolas Barreau "Das Lächeln der Frauen"


Wenn man sich ein Buch kauft und bereits auf den ersten Seiten des Romans wird das eigene Restaurant erwähnt, kann das Zufall sein und vielleicht freut man sich sogar über die Werbung. Möglicherweise hat man den Autor einmal unbewusst bewirtet? Wenn die Hauptfigur des Romans jedoch genauso aussieht wie man selber und ein Kleid trägt, das man selber im Schrank hängen hat, glaubt man vermutlich nicht mehr an Zufall- sondern an Schicksal! So ergeht es Aurélie Bredin, als sie den Roman „Das Lächeln der Frauen“ entdeckt, der ihr Leben verändern soll. Mühselig versucht sie über den Lektor Kontakt zu dem menschenscheuen englischen Autor herzustellen, doch das birgt mehr Hindernisse als ihr lieb ist. Und auch für den französischen Lektor schafft sie ohne es zu ahnen unglaubliche Probleme, die er nur schwer lösen kann. Denn der englische Autor hinter  dem Namen Robert Miller hat ein ungewöhnliches Geheimnis...
Nicolas Barreaus Roman ist ein Liebesroman, jedoch ohne viel Kitsch und Pomp. Er ist auf eine ruhige und stille Weise beeindruckend und fesselt einen in der Welt von Aurélie und André, den beiden Charakteren, die einander so viele Probleme machen, ohne es auch nur zu ahnen. Langsam bewegen sie sich auf einander zu und das Empfinden für das, was André tut schwankt die ganze Zeit zwischen Verständnis und Abneigung auf Seiten des Lesers. Darf man jemanden für die Liebe manipulieren? Darf man ihn anlügen, wenn das Ergebnis am Ende doch alle glücklich macht? Und wie lange kann ein auf einer Lüge aufgebautes Glück überhaupt andauern? Alle diese Fragen wälzt André hin und her bei seiner Jagd auf Aurélie, während die sehr naiv und unbedarft im Leben vorangeht. Liebe ist für sie immer wahr, ehrlich und nur mit dem ganz großen Knall, den ganz großen Gefühlen möglich. Dass die Liebe sich auch ganz anders entwickeln kann, langsam, über Vertrauen und das Kennend des Anderen zieht sie gar nicht in Erwägung. Und so muss der verliebte André alle Register ziehen, um die verträumte Restaurantbesitzerin auf seine Seite zu ziehen.
Barreaus Figuren sind sensibel, jeder auf seine Art und die Handlung ist so liebevoll geschrieben, voller Empathie für die Charaktere auf allen Seiten der Geschichte, dass man das Buch nicht mehr weglegen mag und das passiert, was der Autor sich in seinem Nachwort vom Leser wünscht: Dass man seinen Roman mit einem Lächeln in der Hand beginnen und mit einem Lächeln beenden möchte.