Montag, 29. Januar 2018

Norbert Horst "Splitter im Auge" (Steiger-Reihe Band 1)

Eigentlich ist der Mordfall abgeschlossen, ein Mädchen wurde tot aufgefunden, der Täter ist Dank Spermaspuren eindeutig identifiziert und wurde verurteilt. Dennoch lässt den Polizisten Thomas Adam, genannt Steiger, etwas an diesem Fall nicht los und mit der Zeit entdeckt er immer mehr Ungereimtheiten. Obwohl er einige Kollegen damit gegen sich aufbringt, lässt er nicht locker und findet Fälle, die fast ähnlich verlaufen sind. Bei jedem dieser Fälle wurde ein Täter eindeutig anhand von Spermaspuren überführt- doch die Ungereimtheiten bleiben und bringen Steiger in Teufelsküche. Steckt dahinter wirklich ein Serienmörder oder doch nur der Zufall?
„Splitter im Auge“ von Norbert Horst ist der Auftakt der Krimireihe um den unbequemen Dortmunder Polizisten Steiger und zeigt gleich sehr deutlich Steigers Charakter. Er ist aufsässig und mag sich nicht immer an die Regeln halten, doch erst ist auch loyal und ein guter Kollege, wenn er jemanden schätzt. Dies ist die Grundlage für diesen Krimi, der sehr gut strukturiert und spannend angelegt ist. Langjährige Kollegen vertrauen Steiger und daher kommt er dann mit seinen eigenwilligen Ermittlungen doch immer weiter und die Leser zieht er mit in diesen Sog aus Indizien, die am Anfang völlig unzusammenhängend aussehen, sich jedoch Stück für Stück sortieren und einen äußerst spannenden und dabei intelligenten Krimi ergeben. Einmal begonnen, kann man das Buch nur noch schwer aus der Hand legen, denn auch die Figuren wachsen einem ans Herz und man will unbedingt wissen, wie es weitergeht – beruflich und privat. Dabei hat der Autor sich die Mühe gemacht, auch die Nebenrollen noch bis in kleinste zu beschreiben und ihnen einen eigenen Charakter zu geben, was die Lektüre noch viel unterhaltsamer macht. Das gesamte Personal ist sehr stimmig und dabei individuell angelegt, was den Fall auch mit vorantreibt.

Mir hat „Splitter im Auge“ ausgesprochen gut gefallen, der Kriminalfall ist äußerst spannend und mitreißend beschrieben, das Personal spricht einen als Leser gleich an und dass man sich auf weitere Bände mit Thomas Adam als Ermittler freuen kann, ist natürlich noch ein weiterer Bonus. 

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Freitag, 26. Januar 2018

Gerhard Falkner "Romeo oder Julia"

Ein Autor auf Reisen wird Opfer einer wilden Stalkerin, die ihm aus dem Hotelzimmer sein Schlüsselbund klaut und nichts zurücklässt außer ihren langen schwarzen Haaren in der Badewanne- als hätte sie genüsslich ein Bad genommen und auf den Beraubten gewartet. Auf weiteren Reisen nach Moskau und Madrid geschehen weiter seltsame Dinge und es drängt sich die Frage in den Vordergrund, wer den Autor hier verfolgt. Und vor allem, warum.
Gerhard Falkner war bereits mit „Apollokalypse“ für den Deutschen Buchpreis 2016 nominiert und mit „Romeo oder Julia“ hat er es auch 2017 wieder auf die Shortlist geschafft. Dennoch war ich von dem Roman enttäuscht, ich empfand die ganze Geschichte als sehr gewollt und schlecht konstruiert. Bis kurz vor Ende war der ganze Ablauf für mich kaum nachvollziehbar und auch nach Beendigung des Buches sind viele Elemente für mich völlig unklar. Die Story hätte diese Nebenspuren meiner Meinung nach in keiner Weise gebraucht, im Gegenteil, sie zerfaserten für mich viel zu sehr und waren schwer zu verfolgen.
Als sehr positiv empfand ich hingegen Falkners Sprache. Da ich bisher noch kein Buch von ihm gelesen hatte, war es für mich eine neue Erfahrung. Mir sind viele Formulieren und Ausdrücke in Erinnerung geblieben, weil ich sie so treffen und ausgesprochen gut und bildhaft formuliert fand. Dies steht für mich leider in starkem Widerspruch zu der schwachen Story, doch ich werde einem anderen Roman von Gerhard Falkner sicher noch eine Chance geben.

Mir hat „Romeo oder Julia“ nur eingeschränkt gefallen, während ich die Story abwegig und nicht klar genug strukturiert fand, um nachvollziehbar zu sein, haben mir Ausdruck und sprachliche Umsetzung sehr gut gefallen, es ist einfach Geschmackssache, ob man an „Romeo oder Julia“ Gefallen findet oder nicht. 

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Mittwoch, 24. Januar 2018

Armin Strohmeyr "Die leuchtenden Länder. Reisende Frauen erkunden den Orient"

Heute sind reisende Frauen eine Normalität, doch im 18. und 19. Jahrhundert waren sie eine Seltenheit. Selbst wenn ihre Ehemänner diplomatische Posten in fernen Ländern bekleideten, war es keineswegs selbstverständlich, dass sie mitgereist sind. Umso beeindruckender sind die von Armin Strohmeyr gesammelten Portraits über starke Frauen, die den Orient bereisten und dabei nicht bereit waren, sich den herrschenden Konventionen zu unterwerfen. In bequemer arabischer Kleidung, so ganz anders als die gängigen Korsetts in Europa, erkundeten sie unbekannte Welten, reisten nach Ägypten und Syrien, entdeckten Palmyra und besuchten nomadische Stämme in wilden Berglandschaften. Manchmal in Begleitung ihres Ehemannes, häufig aber allein oder mit einem Liebhaber, haben sie Gegenden entdeckt, die vielen Frauen der damaligen Zeit einfach unvorstellbar erscheinen mussten.
Armin Strohmeyr beschreibt dabei sehr unterschiedliche Frauen, es gibt kein Schema und keinen klassischen Werdegang. Und gerade das macht die Lektüre so interessant, er betont ihre Individualität und lässt uns als Leser Einblick nehmen in so abwechslungsreiche Biographien wie von Vita Sackville-West, die in vielen Bereichen gegen gängige Geschlechter – und Beziehungsklischees rebellierte und sich so einen eigenen Lebensraum schuf. Auch verklärt der Autor ihre Geschichten nicht, dass sie etwas wagten, was andere Frauen sich nicht getrauten, bedeutet nicht automatisch, dass es sie immer glücklicher gemacht hat. Im Gegenteil, wirken einige von ihnen doch wie getrieben, wenn sie von Stadt zu Stadt durch Wüsten und über Gebirge jagen, ohne zur Ruhe zu kommen. Einzige etwas Kartenmaterial zu den Reiserouten fehlte mir bei diesem Buch, das hätte das Buch noch spannender und anschaulicher gemacht. 
„Die leuchtenden Länder. Reisende Frauen erkunden den Orient“ ist ein äußerst interessantes Buch, das nicht nur einen guten Einblick in die Biographien und Besonderheiten der beschriebenen „reisenden Frauen“ gibt, sondern auch einen Eindruck vom damaligen Leben, beispielsweise in Syrien oder Ägypten vermittelt. Nicht nur für reiselustige Frauen ist dieses Buch eine spannende Lektüre. 

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Dienstag, 23. Januar 2018

Bernd Wurlitzer/ Kerstin Sucher "Thüringen"

Es muss nicht immer in die Ferne gehen, auch Deutschland bietet sich als Reiseziel an und das beste Beispiel dafür ist Thüringen. Hier kommt jeder auf seine Kosten, egal ob Wanderer, Radfahrer, Kulturfan oder Städtereisender mit historischem Interesse. Selten findet man auf so engem Raum so viele Wanderweg und gleichzeitig zahlreiche Burgen und Schlösser. Und natürlich ist Thüringen auch das Land von Goethe und Schiller, aber auch von Herder und Wieland und Weimar und seine Umgebung bieten viele Möglichkeiten, auf literarische Entdeckungsreise zu gehen. Eine Reisepause bei einer Thüringer Rostbratwurst sollte dabei unbedingt eingeplant werden.  
Das Dumont-Reisetaschenbuch „Thüringen“ fasst all das großartig für den Leser zusammen und bietet darüber hinaus viele tolle Informationen zu historischen Entwicklungen, berühmten Persönlichkeiten und Möglichkeiten für Sportbegeisterte. Der Einführungsteil ist sehr umfangreich, was sich auch auf jeden Fall lohnt, denn so hat man bei der Reiseplanung schon einmal einen guten Eindruck, welche Möglichkeiten sich hier auftun. Der restliche Reiseführer ist sehr gut gegliedert und gibt immer wieder gute Tipps für Reisende, egal ob Hotels, Restaurants, Wanderwege oder Museen, die einen Besuch wert sind. Zudem ist der Reiseführer für ein innerdeutsches Ziel mit knapp 300 Seiten sehr umfangreich und bietet so jede Menge Wissen, was bei den nicht so exotischen Zielen meiner Meinung nach oft zu kurz kommt.

Bernd Wurlitzer und Kerstin Sucher haben mit dem Dumont-Reisetaschenbuch „Thüringen“ einen tollen Reiseführer vorgelegt, der definitiv Lust macht, dieses Bundesland einmal ausgiebiger zu bereisen. Genug zu bieten hat es dafür auf jeden Fall. 

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Montag, 22. Januar 2018

Norbert Horst "Kaltes Land" (Steiger-Reihe Band 3)

Ein junger Mann wird tot in einem leerstehenden Haus aufgefunden, sein Körper ist regelrecht ausgeweidet worden. Offensichtlich hatte er Drogenpäckchen zum Transport geschluckt und war dann verstorben. Die Ware wollte sich jemand nicht durch die Lappen gehen lassen, und hat die Drogen auf anderem Weg aus dem Körper geholt. Doch wer war der Mann, der so unwürdig aufgefunden wurde? Die Identität lässt sich nicht aufklären, doch es werden Fingerabdrücke auf einem verbliebenen Drogenpäckchen gefunden. Doch die gehören zu einem Mann, der eigentlich seit Jahren tot sein soll. Ermittler Steiger steht vor einem sehr chaotischen Fall, der ihn immer wieder zurückbringt auf das Thema der minderjährigen Flüchtlinge, die in Deutschland alleine ankommen und die, wenn sie verschwinden, niemand vermisst – und die nur schwer identifiziert werden können, wenn sie sich aus Angst vor Abschiebungen gar nicht registriert haben.
In „Kaltes Land“ thematisiert Norbert Horst auf spannende Weise ein hochaktuelles Thema. Unbegleitet minderjährige Flüchtlinge die nach Deutschland kommen sind häufig völlig auf die Hilfe anderer angewiesen. Die Angst vor Abschiebung ist groß und so trauen sie niemandem und lassen sich im Zweifel lieber von einem Landsmann überzeugen, ihre wahre Identität zu verheimlichen als den deutschen Behörden zu vertrauen. Sie haben auf der Flucht oft Furchtbares erlebt und sollen sich so traumatisiert jetzt alleine durchschlagen. Horst trifft mit seinem Krimi einen Nerv und hat mit Steiger und seinen Kollegen gleichzeitig ein tolles Ermittlerteam entworfen, das einem als Leser sympathisch ist und trotzdem Ecken und Kanten hat. Vor allem führt er auf sehr einfach und gut lesbare Weise die Fehler im System vor, die dazu führen, dass Flüchtlinge wie identitätslose Niemande durch die Lande verschoben werden.

Mich hat der Krimi „Kaltes Land“ des Autors Norbert Horst sehr bewegt, weil die Geschichte so nah am wirklichen Leben war und so oder ähnlich überall jederzeit passieren könnte. Gleichzeitig verpackt er den kritischen Stoff in einen sehr packenden Krimi, den man nicht mehr aus der Hand legen mag- die perfekte Mischung für ein tolles Buch. 

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Donnerstag, 18. Januar 2018

Bernhard Schlink "Olga"

„Olga“ ist die Geschichte einer Frau in aufregenden Zeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts will sie Lehrerin werden und beißt sich durch, auch ohne den Besuch der Höheren Mädchenschule schafft sie die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar. Doch privat ist es schwierig, mit ihrem Freund aus Kindheitstagen Herbert verbindet sie eine Liebe, die von seinen Eltern nicht geduldet wird und so bleibt ihnen nur die Heimlichkeit. Und Herbert ist ein Abenteurer und so zieht er in die weite Welt, kämpft in Deutsch-Südwest gegen die Herero, reist nach Südamerika und träumt davon, eine Passage durch die Arktis zu entdecken. Währenddessen will Olga das Leben im Kleinen verbessern, will Schülern helfen, die ohne sie keine Chance hätten. Olga versucht Verständnis zu haben für ihn, ihr Leben lang.
Bernhard Schlinks neuer Roman „Olga“ ist das Portrait einer bewundernswerten Frau in drei Abschnitten. Aus verschiedenen Sichtweisen wird ihr Leben beschrieben und in der für Schlink typischen ruhigen und wunderbar lesbaren Schreibweise lernt der Leser Olga kennen. Ihre Stärken und Schwächen, ihre Wünsche, Träume und Enttäuschungen angesichts von Verlust, Kriegen und auch der Studentenrevolte in den späten 60ern. Ständig warnt sie, alles zu groß und zu viel zu wollen und das passt sehr gut zu der Lehrerin, deren Ziel es war Schülern zu helfen, die nicht irgendwo waren, sondern direkt in dem Dorf wo sie unterrichtete, im Kleinen anzupacken und die Dinge zu ändern, statt dafür durch die Welt zu reisen und ein Großdeutsches Reich zu fordern. Viele Details setzen sich für den Leser erst am Schluss zusammen, wenn ihre Briefe an Herbert abgedruckt werden, in dem sie vieles Persönliches preisgibt. Doch schon von der ersten Seite an packt einen das Buch und bewegt einen, denn hier wird eine Frau beschrieben, wie sie jeder sein könnte, nicht besonders von ihrer gesellschaftlichen Stellung oder beruflichen Position her gedacht, sondern besonders als ein Mensch, der andere ernst nimmt, hilft und liebt ohne sich selbst wichtig zu nehmen.
„Olga“ ist eine beeindruckende Frau, sie hat Humor und Witz und ganz am Schluss zeigt sie, dass sie eben auch einmal auf den Tisch hauen kann, wenn sie etwas deutlich machen will. Bernhard Schlink hat uns Olga vorgestellt und dafür sollte man als Leser dankbar sein, denn es macht Freude über sie zu lesen und regt zum Nachdenken an. Sich öfter mal zurücknehmen und mehr von sich geben ist eben eine gute Einstellung, wie Olga zeigt.

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Dienstag, 16. Januar 2018

Manuela Martini "Sterne über Lissabon"

Tess ist unzufrieden mit ihrer Beziehung und ihrem Leben. Als ihr Großvater stirbt, findet sie beim Aufräumen des Hauses einen alten Fado-Text auf Deutsch, geschrieben wohl von ihrem Großvater. Diese melancholische Musik und die kreative Ader wollen so gar nicht zu dem Großvater passen, den Tess gekannt hat und so macht sie sich auf den Weg nach Lissabon. Über diese Stadt flohen ihre Großeltern damals in die USA. Und in Lissabon kam Tess‘ Mutter bei einem Unfall ums Leben. Tess macht sich auf, die Geheimnisse ihrer Familie zu ergründen.
„Sterne über Lissabon“ von Manuela Martini ist eine spannende und bewegende Familiengeschichte über die Wirren des Zweiten Weltkriegs und die Unplanbarkeit der Liebe. Tess Großeltern lebten so ganz anders, als sie dachte und in Rückblenden erfährt der Leser viel über die Jahre der Flucht, den Kampf um ihre Liebe und wie sie langsam an den Verhältnissen zerbrechen. Auch ihre Mutter taucht in der Geschichte auf, die bereits Jahre zuvor auf der Suche nach der Familiengeschichte war, bevor sie ums Leben kam. Tess ist sehr unsicher und regelrecht hilflos, doch mit der Zeit wird stärker, Lissabon verändert sie und zeigt ihr Möglichkeiten auf, die sie in den USA nicht gesehen hat. Die Geschichte ist sehr flüssig und gut lesbar geschrieben, die Passagen über Lissabon haben mir besonders gut gefallen, da vor dem inneren Auge wirklich die Stadt auferstand mit ihren Gassen, Winkeln und Treppen, so wie ich sie auch selbst in Erinnerung hatte. Ein wenig verkommen, aber wahnsinnig bunt, belebt und gleichzeitig melancholisch wie der Fado.

Manuela Martinis Roman „Sterne über Lissabon“ ist ein gelungener Roman über eine junge Frau, die herausfinden will, woher sie kommt und dabei einige Überraschungen erlebt. Dass sie sich in ihrer Beziehung so apathisch gibt und keine eigenen Träume zu haben scheint, fand ich bei der Lektüre etwas anstrengend, ansonsten hat mir der Roman sehr gut gefallen. 

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Montag, 15. Januar 2018

Peter Keglevic "Ich war Hitlers Trauzeuge"

Harry Freudenthal versucht alles, um sich als Jude im nationalsozialistischen Deutschland zu verstecken und immer wieder unterzutauchen. Seine letzte Hoffnung im April 1945 ist die Tarnung als Pilger auf dem Weg nach Santiago di Compostela. Doch er wird aufgehalten und landet plötzlich als Teilnehmer beim Lauf zum Führergeburtstag am 20. April, 1000 Kilometer für das tausendjährige Reich. Am Geburtstag des Führers sollen sie in Berlin einlaufen, doch der Krieg rückt immer näher und so wird der Lauf zu einer Jagd durch das teils schon besetzte Deutschland mit dem immer fragwürdigeren Ziel Berlin. Denn was soll sie dort noch erwarten? Zusätzlich wird der Lauf von Leni Riefenstahl begleitet, die eine große Dokumentation darüber machen will und dem Ganzen so noch zusätzliche Wichtigkeit verleihen soll. Ein skurriles Ereignis nimmt seinen Lauf.
Peter Keglevic hat mit der Geschichte von Harry Freudenthal eine bemerkenswerte Story geschaffen. Auf schon fast groteske Art und Weise begegnet Harry dem Grauen und der Verfolgung mit Witz und Humor. Mit seiner Teilnahme am Lauf für den Führer, kann er die Nazi-Größen - wenn auch ungewollt – endgültig vorführen. Er als Jude und damit Volksfeind schlägt sich gut im Lauf um den ersten Platz. Skurril auch, wie das Feld immer weiter ausdünnt und die Damen vom BDM krampfhaft versuchen, den Lauf trotz aller Widrigkeiten aufrecht zu erhalten. Ganz dem Bild der deutschen Frau entsprechend, blond, drall und fürsorglich. Man schwankt beim Lesen die ganze Zeit zwischen Grauen und Lachen, vielleicht ist es genau das, was Peter Keglevic erreichen will: Dass wir dem Grauen ins Gesicht lachen, dass wir dabei sind, wenn Harry nicht klein beigibt sondern wie ein Stehaufmännchen immer weiter macht. In Rückblenden erfahren wir, wie er sich soweit durchschlagen konnte, warum er im April 1945 noch am Leben ist und mit dem Einmarsch der Amerikaner wächst die Hoffnung, dass er der Glückliche ist, der es schafft, der die Nationalsozialisten narren kann und mitten auf dem Präsentierteller steht und doch durchkommt. Doch ist das überhaupt möglich, bei der Wut und Verachtung mit der die Nationalsozialisten am Ende noch jeden Grashalm zu verteidigen scheinen?

„Ich war Hitlers Trauzeuge“ ist eine spannende Geschichte voller Witz und Trotz im Angesicht von Angst und Zerstörung, die einen als Leser nicht unberührt lassen kann. Mich hat dieser Roman wirklich beeindruckt, Peter Keglevic hat eine tolle Idee in eine sehr bewegende, lustige und zugleich grausige Geschichte umgesetzt, eine großartige Leistung. 

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Freitag, 12. Januar 2018

Alexandra Zöbeli "Der Himmel über den Black Mountains"

Ihre schönsten Kindheitserinnerungen verbindet Emma mit Hof ihrer Tante Milly. Doch als die sich mit Emmas Eltern zerstreitet, ist auch die Zeit die schönen Ferien auf dem Land vorbei. Nach dem Tod ihrer Tante Milly stirbt, erbt Emma dennoch ihren Hof in den Black Mountains. Sie sieht eine Möglichkeit, ihrem unglücklichen Leben in London zu entfliehen und nimmt die Herausforderung an. Gemeinsam mit Nachbarn, die schnell zu Freunden werden, einem netten Tierarzt und einem schmucken Dorfpolizisten, findet sie sich schnell im Landleben zurecht. Doch Jack, der Polizist, birgt ein Geheimnis, das alle in Gefahr bringen könnte. Freut Emma sich etwa zu früh über ihr glückliches Landleben?
Alexandra Zöbeli hat mit „Der Himmel über den Black Mountains“ wieder einmal was fürs Herz geschrieben. Die Figuren sind sympathisch und die Geschichten rund um das Dorf in dem Emma landet, halten einen mächtig auf Trab. Besonders Emmas Charakter hat mir beim Lesen viel Freude bereitet, sie ist ein freundlicher und hilfsbereiter Mensch, aber auch sehr stur, wenn es um ihre Prinzipien geht, was bei den Alteingesessenen schon mal auf Ablehnung stößt. Die Geschichte ist stellenweise sogar sehr spannend, denn mit Jack kommt auch eine kleine Kriminalgeschichte dazu, die dem Liebesroman gut tut und ihm zusätzliches Tempo bringt.

Mir hat „Der Himmel über den Black Mountains“ wieder sehr gut gefallen, die Geschichte ist kurzweilig, sehr flüssig geschrieben und die Figuren machen viel Freude, einfach eine runde Sache. 

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Donnerstag, 11. Januar 2018

J.D. Barker "The Fourth Monkey. Geboren, um zu töten"

Ein Serienmörder hält Chicago jetzt schon seit Jahren in Atem, sein System ist so grausam wie durchtrieben: Er entführt und ermordet eine nahestehende Person eines Menschen, der Böses getan hat und bestraft so die Täter, die von der Justiz nicht erfasst wurden. Zunächst jedoch verschickt er das Ohr des Entführten als Ankündigung an die Betroffenen. Als bei einem Verkehrsunfall ein Mann getötet wird, der genau so ein Paket mit einem Ohr darin dabei hat, scheint der Täter gefunden. Doch gleichzeitig beginnt für den Polizisten Porter und seine Kollegen die Suche nach dem entführten Opfer, das vielleicht noch am Leben ist. Doch so einfach, wie es zunächst scheint, ist die es nicht und die Mordserie mit dem Verkehrsunfall noch lange nicht aufgeklärt.
„Four Monkey Killer“ oder auch nur „4MK“ wird der Mörder von den Polizisten genannt, weil er sich an den vier Affen eines japanischen Sprichworts orientiert: Nichts Böses hören, nichts Böses sagen, nichts Böses sehen, nichts Böses tun. Und so verschickt der Täter zunächst Ohr, Zunge und Augen seiner Opfer, bevor er sie letztendlich umbringt. J.D. Barker erzählt seine Geschichte sehr spannend und man wird sofort in die Story hineingerissen, er erzählt sie jedoch auch äußerst blutrünstig und gewalttätig. Kein Detail spart er aus, wenn die Tagebuchauszüge des Mörders aus seiner Jugendzeit beschrieben werden, es fließen Unmengen Blut, es wird gestochen, geschossen und gejagt. Obwohl ich eigentlich mit brutalen Szenen in Büchern kein Problem habe, ging mir das stellenweise wirklich zu weit und ich habe die Seiten etwas quergelesen. Die Ermittlungen sind jedoch hochspannend und die Charaktere der Polizisten werden sehr gut beschrieben, so dass man der Story gerne folgt. Besonders der leitende Ermittler Porter ist mir nach einem Schicksalsschlag in seinem Leben sehr ans Herz gewachsen, er steht ständig zwischen seiner Professionalität und seiner persönlichen Abgeschlagenheit, was einen als Leser sehr mitnimmt. Seine Kollegen sind zumeist sympathisch und treten durch ihre Eigenarten und speziellen Charakterzüge sehr schön hervor, so dass man der Geschichte immer gut folgen kann und ein Bild vor Augen hat.
„The Fourth Monkey“ von J.D. Barker ist ein sehr spannender Thriller, der einen von der ersten Seite an mitreißt. Einen Stern muss ich jedoch in diesem Fall wirklich abziehen, weil ich die Gewaltbeschreibungen einfach unnötig und überzogen fand, obwohl mir das sonst nichts ausmacht.

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Mittwoch, 10. Januar 2018

Dan Brown "Origin"

Robert Langdon ist zurück und wird wieder einmal magisch angezogen von der Katastrophe. Sein Freund und Computerwissenschaftler Edmund Kirsch hat ihn nach Bilbao eingeladen zur Präsentation einer großen neuen Erfindung, eher einer Erkenntnis über die Menschheit. Die Vertreter der Religionen fühlen sich bedroht, denn Kirsch hat ihnen vorab die Möglichkeit gegeben, sich vor seiner großen Vorstellung darauf vorzubereiten, dass er ihnen die Existenzgrundlage entziehen wird. Doch Kirsch bekommt keine Möglichkeit mehr, seine Erkenntnisse bekannt zu machen und so ist es sein Freund Langdon, der darum kämpft, alles veröffentlichen zu können. Natürlich nicht ohne eine hübsche Frau an seiner Seite, wie es sich für Dan Browns Romane gehört.
Ich war sehr skeptisch, was „Origin“ von Dan Brown anging, denn die bisherigen Romane waren zwar immer spannend, mir aber auch häufig zu stark auf Verschwörungstheorien und mordenden Sekten basierend. Doch dieser Roman hebt sich diesbezüglich positiv von seinen Vorgängern ab. Zwar spielt auch hier die katholische Kirche eine unvermeidbare Rolle, doch diese ist weit sachlicher und neutraler als bisher. Die Grundidee der Zukunftsforschung und der möglichen Entdeckung von Edmund Kirsch  fand ich außergewöhnlich, sie spielt mit einer äußerst existentiellen Frage, aufgrund derer sich seit Jahrtausenden Götterglauben und Schöpfungsmythen in allen Kulturen entwickelt haben: Wo kommen wir her? Wer hat uns geschaffen oder wie sind wir entstanden? Und noch viel spannender die Frage: Wie geht es weiter, wo führt das alles hin. All dies geht Dan Brown durch Robert Langdon verhältnismäßig sachlich an, wodurch das Buch deutlich gewinnt. Mein Favorit des Romans war jedoch eindeutig Winston. Was es mit ihm auf sich hat, sollte jedoch jeder Leser für sich selbst herausfinden.

Dan Browns neuer Kassenschlager „Origin“ besticht durch eine neue Sachlichkeit und bleibt dennoch so spannend wie die bisherigen Romane, für mich eine positive Überraschung. 

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Dienstag, 9. Januar 2018

Michael Lichtwarck-Aschoff "Als die Giraffe noch Liebhaber hatte"

„Als die Giraffe noch Liebhaber hatte“ ist eine Sammlung von vier Erzählungen, die sich alle einem berühmten Wissenschaftler widmen. Doch statt sie zum Erzähler zu machen und ihre Entdeckung zum großen Thema, erzählen eben gerade die, die man nicht gesehen hat. Ein Bekannter, ein Diener, die Helfershelfer, die nie im Mittelpunkt standen und dennoch oft erst die Möglichkeit gegeben haben, dass Dinge machbar wurden. Sie erzählen vom Leben der berühmten Personen, von den Problemen und Eigenarten auf höchst berührende Art und Weise und nehmen den Leser mit auf eine Reise, die sie fesseln wird.
Der Autor Michael Lichtwarck-Aschoff hat ein wunderschönes Buch geschaffen, dass eine kleine Zeitreise darstellt, aber auch von großen Leidenschaften der Wissenschaftler Étienne Geoffroy Saint-Hilaire, Antoine de Lavoisier, Claude Bernard und Louis Pasteur berichtet. Seine Sprache, die auf mich zunächst so distanziert und neutral wirkte, zieht einen doch sehr schnell in die Geschichten hinein, man lebt mit den Menschen und fühlt mit ihnen. Am stärksten beeindruckt hat mich die erste Geschichte um eine Giraffe, die einst als Star in den botanischen Garten von Paris kam und dann langsam aber sicher vergessen wurde. Ebenso wie ihr damaliger Reisebegleiter Étienne Geoffroy Saint-Hilaire, der jetzt tagtäglich auf einer Bank sitzt und den alten Zeiten nachhängt. Eben den Zeiten, als seine Giraffe noch zahlreiche Liebhaber hatte.

Michael Lichtwarck – Aschoffs „Als die Giraffe noch Liebhaber hatte“ ist ein wahres Liebhaber-Buch, mit wunderschönen Geschichten, die einen berühren und nicht mehr loslassen wollen. Es ist auch ein Buch zum immer wieder in die Hand nehmen, weil man immer wieder Neues entdeckt in diesen Geschichten, die bis ins Kleinste abgestimmt sind, teils lustig, teils beängstigend, aber nie ohne Gefühl. 

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Montag, 8. Januar 2018

Jeffrey Archer "Winter eines Lebens"

Harry und Emma Clifton blicken schon auf ein erfolgreiches Leben zurück, doch vorbei soll es noch lange nicht sein. Während Harry sich an die große Aufgabe macht, einen Roman zu schreiben, der sehr viel schwerer wiegt als seine Krimireihe, bekommt Emma das Angebot, in die Politik zu wechseln. Doch auch die nächste Generation steht längst nicht mehr nur in den Startlöchern, ihr Sohn Sebastian ist erfolgreicher Banker und dessen Tochter Jessica schon in jungen Jahren eine aufstrebende Künstlerin. Auch die Dauergegenspielerin der Cliftons, Lady Virginia Fenwick kommt im letzten Band der Clifton-Saga noch einmal zum Zug, so dass das beliebte Personal wieder vollständig ist.
Mit „Winter eines Lebens“ beendet Jeffrey Archer seine Clifton-Saga, die seine Leser über sieben Bände mit spannenden Geschichten und bewegenden Persönlichkeiten begeistert hat. Auch Band sieben fügt sich nahtlos in die Reihe ein, die Geschichten bleiben spannend und an der jeweils aktuellen politischen Lage orientiert, das Personal ist äußerst engagiert und der gelegentliche „Gastauftritt“ berühmter realer Persönlichkeiten verleiht dem Roman ein besonders realistisches Flair. Als besonders positiv empfinde ich die ständige Weiterentwicklung der Charaktere, was die Geschichte auch über sieben Bände hinweg nie langweilig oder redundant werden lässt. Natürlich sind einem Emma, Giles und Harry ans Herz gewachsen, doch die jüngeren Generationen treten jetzt verstärkt in den Vordergrund, wodurch die Story wieder eine neue Wendung bekommt.

Jeffrey Archer ist einfach ein Garant für großartige Unterhaltungsliteratur und mit dem Abschluss der Clifton-Reihe nimmt er seine Leser noch einmal mit auf eine große Reise. „Winter eines Lebens“ ist wieder spannend, mitreißen und bewegend – einfach absolut empfehlenswert. 

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Montag, 1. Januar 2018

Gelesene Seiten 2017

Erst einmal ein frohes neues Jahr an alle Leseratten!

2017 ist endgültig vorbei und damit ist auch an der Anzahl gelesener Seiten und Bücher nichts mehr zu rütteln. Hier also meine kleine Statistik für 2016: ich habe es insgesamt auf 43.081 gelesene Seiten gebracht.

Mein Ziel von 45.000 Seiten habe ich damit leider verfehlt, es bleibt also als guter Vorsatz für 2018 bestehen. Und damit ich das erreiche, lese ich jetzt gleich "Origin" von Dan Brown weiter. Mal schauen, ob der neue Roman an die Vorgänger heranreicht.