Holt ist eine
fiktive Kleinstadt in den USA, in der Kent Haruf seine Geschichten ansiedelt.
In „Abendrot“ geht um verschiedenste Charaktere, die versuchen, sich
durchzuschlagen und das Beste aus ihrem Leben zu machen, mal mit mehr und mal
mit weniger Erfolg. DJ zum Beispiel
wohnt bei seinem Großvater und freundet sich mit der Nachbarin Dena an, während
Raymond seinen Bruder verliert, gleichzeitig aber echte Freundschaft und Liebe
findet und Betty und Luther schaffen es auch nicht ihren Kindern zu Liebe aus
ihrem Leben von Sozialhilfe in einem Wohnwagen und einem Umfeld voller Gewalt
heraus. All diese Geschichten treffen sich an den Rändern, sind aber
eigenständige Geschichten in diesem Roman.
Die Figuren und
Lebensgeschichten in „Abendrot“ beschreibt Haruf so feinsinnig und respektvoll
seinen Charakteren gegenüber, dass man nicht anders kann, als dieses Buch zu
lieben. Es sind alles keine großen Erfolgsgeschichten, keine dramatischen
Lebensentwürfe oder Skandale, die die Story prägen. Im Gegenteil, es sind eben
die kleinen Momente im Leben, in denen sich doch so viel für einen Menschen
entscheiden kann, die Haruf in den Mittelpunkt stellt. Es sind Geschichten von
Hoffnung und Angst, Vertrauen und Verzweiflung, die einem als Leser ans Herz
gehen und nicht mehr loslassen. Der Autor hat einen sehr guten Blick für
Menschen und eine hervorragende Beobachtungsgabe, was es ihm in diesem Fall
ermöglicht, seine Figuren detailliert zu beschreiben und sie dem Leser nahe zu
bringen bis man das Gefühl hat, sie schon ewig zu kennen. Umso schwerer ist es,
sie am Ende des Buches wieder gehen zu lassen.
Kent Haruf hat
mit „Abendrot“ einen beeindruckenden Roman geschrieben, der mich restlos
begeistert und wirklich angerührt hat. Seine Figuren sind so liebevoll
beschrieben, dass man das Gefühl hat, selbst Teil der Geschichten in Holt zu
sein. Ein grandioses Buch, das man nicht so schnell vergessen kann.
✮✮✮✮✮
Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags.