Marc Schlosser ist Hausarzt, hat eine gut gehende Praxis, zwei hübsche Töchter, eine wunderbare Frau und eine ziemlich abgeklärte Sicht auf sein Leben. Er weiß sich durchzuwursteln. Doch als der berühmte Schauspieler Ralph Meier sein Patient wird und er mit seiner Familie und der Familie Meier die Ferien im Sommerhaus mit Swimmingpool in Frankreich verbringt, ändert das alles.
„Sommerhaus mit Swimmingpool“ ist ein außergewöhnliches Buch, sowohl den Stil des Autors als auch die Charaktere betreffend. Ich habe selten einen Protagonisten in einem Buch erlebt, der mir von Anfang an so unsympathisch war, ohne sagen zu könne, warum. Sein Blick auf seine Mitmenschen ist teilweise so erbarmungslos und auch seinen Beruf als Arzt verübt er regelrecht herzlos und einfach nur berechnend nach Minuten, dass man sich fragt, woraus er überhaupt Lebensfreude zieht. Dass seine teilprominenten Patienten ihn dann auch noch zwingen, an ihren Konzerten und Theaterpremieren teilzunehmen, scheint ihm eine unglaubliche Zumutung. Die ganze Zeit habe ich mich jedoch gefragt, was ihn denn glücklich machen würde? Darauf scheint Marc Schlosser jedoch auch keine Antwort zu haben. Er ist auch nicht wirklich unzufrieden, er scheint irgendwo im leeren Raum zwischen Glück und Unglück zu schweben, bis er auf eine Seite gerissen wird.
Die Story ist nicht chronologisch aufgebaut, der Autor beginnt eigentlich mit dem Ende und erklärt dem Leser dann Stück für Stück, wie Schlosser sich in diese Lage manövrieren konnte. Ob er im Recht war, muss jeder am Schluss selber entscheiden. Diese Konstruktion der Geschichte lässt einen als Leser von Anfang gespannt weiterlesen und auch der Charakter des Protagonisten lässt einen nicht los und stellt mehr Fragen als aufgelöst werden. Mit „Sommerhaus mit Swimmingpool“ ist Herman Koch ein unglaublich subtiler und unaufgeregter Thriller gelungen, der Spannung über die Konstellation der Charaktere aufbaut und nicht über oberflächlich konstruierte Verbrechen. Wirklich ein großartiges Buch!