Montag, 19. September 2022

Susanne Popp "Die Teehändlerin"

 

Friederike ist bereits als Kaufmannstochter aufgewachsen und liebt so auch den Laden ihres Mannes, ein Teegeschäft in der Frankfurter Innenstadt. Im Jahr 1838 gilt es für Frauen jedoch als unschicklich, sich in der Öffentlichkeit arbeitend zu zeigen und so ist ihre Rolle dem Privatleben gewidmet. Doch als ihr Mann auf eine lange Reise nach China geht und der eingestellte Prokurist sich als Betrüger entpuppt, muss sie doch einspringen und die Geschäfte übernehmen. Sie wächst in die Rolle hinein und wird langsam zu einer Geschäftsfrau. Umso schwerer ist es für sie, nach der Rückkehr ihres Mannes ihre alte Rolle wieder einzunehmen.

Die Ronnefeldt-Saga orientiert sich an der wahren Geschichte der Firma Ronnefeldt, deren Tees es auch heute noch zu kaufen gibt. Die Geschichte ist sehr schön und flüssig geschrieben, Friederike ist eine sympathische und starke Protagonistin, die mit ihren Lebensumständen und der Zeit hadert. Ihr ist bewusst, dass sie im Wohlstand lebt und ein gutes Leben hat, dennoch weiß sie, dass sie mehr könnte, wenn man es nur zulassen würde. Die Vorstellung der Frau als irrational und schwach passt nicht zu dieser Figur und dennoch wird sie von allen in dieses Schema gepresst.

Ich habe „Die Teehändlerin“ mit viel Begeisterung gelesen, ein historischer Roman mit einer tollen und starken Frauenfigur. Ich freue mich jetzt schon auf die weiteren Bände und hoffe sehr, dass Friederike sich vom Frauenbild der damaligen Zeit weiter emanzipieren kann.

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Hier geht es zu weiteren Informationen der S. Fischer Verlage. 


Freitag, 2. September 2022

Luca Fontanella "Trattoria Mortale. Der Tote im Weinberg"

 

Es ist Sommer in Volterra und wieder einmal muss sich Sergio zwischen seinem Job als Polizist und der Arbeit in der Trattoria seines Vaters zerreißen. Während der Vorbereitungen für ein Festessen, das die Insassen des örtlichen Gefängnisses alljährlich für Gäste organisieren, versucht ein Häftling zu flüchten und wird wenig später tot aufgefunden. Alles sieht nach Mord aus und so rücken wieder einmal die ungeliebten Kollegen Sergios aus Pisa an, um den Fall zu lösen. Und auch in diesem Fall erscheinen Sergio deren Ermittlungsmethoden als fragwürdig und nicht zielführend. Er beginnt eigene Nachforschungen und kommt schnell auf eine spannende Spur.

Die Reihe „Trattoria Mortale“ von Luca Fontanella ist für mich eine echte Freude, denn er verbindet auf äußerst gelungene Art und Weise spannende Krimiunterhaltung mit wunderschönem Ambiente und italienischem Lebensgefühl. Sergio ist ein sympathischer Charakter, der mehr Zeit im Lokal seines Vaters als bei der Polizeiarbeit zu verbringen scheint. Dennoch hat er einen guten Spürsinn und hört den Leuten zu, dadurch ist er seinen Kollegen oft ein ganzes Stück voraus. Die Handlung ist in diesem Band wirklich sehr gelungen und so tappt man bei der Lektüre gemeinsam mit dem Ermittler recht lange im Dunkeln, bis endlich der Groschen bei allen Beteiligten fällt.

„Der Tote im Weinberg“ von Luca Fontanella ist ein Regionalkrimi im besten Sinne, sehr spannend geschrieben und gut konstruiert, dennoch mit vielen lokalen Bezügen und Eigenarten. Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Bände aus der Reihe.

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