Freitag, 29. September 2017

Kanae Minato "Geständnisse"

Die kleine Tochter der Lehrerin Moriguchi ist im Pool der Schule ertrunken. Ein Unfall, wie es scheint. Doch am letzten Tag vor den Ferien stellt sich die Lehrerin sich vor die Klasse und gesteht, dass sie weiß, dass es kein Unfall war. Und dass sie weiß, wer ihre Tochter ermordet hat. Nämlich zwei Schüler aus ihrer Klasse. Und sie übt Rache.
„Geständnisse“ von Kanae Minato ist eine subtile Geschichte, die völlig unter die Haut geht. Nicht nur die Lehrerin gesteht ihrer Klasse ihr Wissen, im weiteren Verlauf erfahren wir die Geschichte aus den unterschiedlichsten Perspektiven und auch, wie es nach dem Geständnis der Lehrerin für alle Beteiligten weiterging. Denn Moriguchi ist nicht einfach zur Polizei gegangen, viel durchtriebener straft sie die Täter ab und stürzt beide so auf unterschiedlichste Weise ganz unauffällig ins Verderben. Immer tiefer rutscht man als Leser in die Geschichte hinein und schwankt zwischen Mitgefühl und Wut auf alle Charaktere, so schwierig ist die moralische Beurteilung der Situation, so subtil und spannend verschwimmen die Motive der handelnden Personen.

Meiner Meinung nach ist Kanae Minatos Roman „Geständnisse“ ein absolut empfehlenswerter Roman, ein Psychothriller der besonderen Art, der einen von der ersten Zeile an einfängt und auf fast schon gruselige Art und Weise die niederen Motive aller Menschen darstellt. Keiner scheint frei von Schuld und alle sind verstrickt in ein Netz aus Rachemotiven und kindlichen Absichten. Eine spannende und gleichzeitig psychologisch sehr durchdachte Geschichte, die von Minato perfekt inszeniert wurde. 

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Donnerstag, 28. September 2017

Arturo Pérez-Reverte "Der Preis, den man zahlt"

Diese Geschichte verschlägt den Leser Mitten in die Wirren des Spanischen Bürgerkriegs. Lorenzo Falcó ist Spion, jedoch nicht unbedingt aus Überzeugung, sondern aus Pragmatismus. Er bekommt den Auftrag, in feindliches Gebiet zu reisen und dort einen Gefangenen zu befreien, gemeinsam mit einem Team vor Ort. Doch dieser Einsatz stellt Falcó vor große Herausforderungen und wirft immer wieder die Frage auf, wer gegen ihn ist und wer mit ihm kämpft. Und ob er einer Frau wirklich trauen kann, die sich auf ihn einlässt.
„Der Preis, den man zahlt“ von Arturo Pérez-Reverte ist ein spannender Spioangethriller mit historischem Anstrich, der einen als Leser stellenweise sehr fordert. Es wird viel Wissen über die Parteien und den Verlauf des Bürgerkriegs vorausgesetzt, was teilweise dazu führt, dass man nicht mehr weiß, wer jetzt eigentlich auf welcher Seite und für wen kämpft. Hier hätten ein Stichwortverzeichnis, eine Karte der verschieden besetzten Gebiete und ein kurzer historischer Ablauf im Anhang dem Romans - zumindest für eine Veröffentlichung außerhalb Spaniens- sehr gut getan. Davon abgesehen hat mir der Roman aber ausgesprochen gut gefallen. Falcó ist nicht unbedingt ein Sympathieträger und sein Frauenbild aus heutiger Sicht fragwürdig, für die damalige Zeit aber wohl absolut typisch. Er ist ein Frauenheld, der dann jedoch auf eine Frau trifft, die ihm an Gerissenheit und Abenteuerlust mindestens ebenbürtig ist, was ihn sehr aus dem Tritt bringt, wie aus seinen Handlungen deutlich wird. Das hat ihn mir wiederum sympathisch gemacht hat, denn in dem kühlen und berechnenden Spion scheint doch ein Mensch zu stecken. Zum Glück verfällt der Autor nicht der Idee, jetzt eine romantisch-kitschige Liebesgeschichte zu starten, sondern bleibt seiner realistischen Erzählweise auch hier treu. Es herrscht Krieg und den will er keineswegs durch überhöhte Liebesbekundungen verklären, im Gegenteil ist „Der Preis, den man zahlt“ eine kühle und keineswegs idealisierende Darstellung des Krieges und der Kriegsparteien.

Wer von Arturo Pérez-Revertes Roman „Der Preis, den man zahlt“ einen lockeren und leichten Historienroman erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht sein, der Autor fordert einiges von seinen Lesern, bringt aber meiner Meinung nach auch sehr viel rüber mit der Figur des Lorenzo Falcó und den Beschreibungen des Bürgerkriegs. 

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Dienstag, 26. September 2017

Jens Henrik Jensen "Oxen. Das erste Opfer"

Niels Oxen ist ehemaliger dänischer Elitesoldat, hochdekoriert mit zahlreichen Auszeichnungen. Doch jetzt hat er sich völlig zurückgezogen und lebt mit seinem Hund im Wald, möglichst weit weg von allen Menschen. Doch als er sich in der näheren Umgebung umsieht, stößt er auf einen Landsitz und im Garten findet er einen erhängten Hund vor. Wenig später wird auch der Hausherr tot aufgefunden und die Polizei kommt auf Oxen zu. Hat er etwas mit der Leiche zu tun? Doch der Fall zieht schnell viel weitere Kreise als gedacht und Oxen hat zwei Möglichkeiten: Sich verstecken oder die Hintergründe selbst aufdecken. Er entscheidet sich für die zweite Möglichkeit.
„Oxen. Das erste Opfer“ ist der erste Teil einer dreibändigen Reihe um Niels Oxen, geschrieben von Jens Henrik Jensen. Dennoch wirkt der Teil sehr abgeschlossen und man hat nicht das Gefühl, bis zum nächsten Band in der Luft zu hängen. Oxen ist ein sehr zwiespältiger Charakter, man weiß als Leser gar nicht genau, ob man ihn mögen soll oder ob er einem zutiefst suspekt ist. Das macht jedoch auch die besondere Spannung dieses Thrillers aus und zieht einen in die Geschichte hinein. Auch wenn Niels Oxen Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist, ist der ganze Fall sehr komplex angelegt und bietet viele Wendungen und Überraschungen, ohne unlogisch und künstlich zu sein, was mir besonders gut gefallen hat. Auch die anderen Charaktere, wie die Mitarbeiter des Geheimdienstes, mit denen Oxen kooperiert, sind sehr detailliert beschrieben, was viele Möglichkeiten für die Entwicklung der Geschichte bietet. Den Beginn des Thrillers fand ich noch etwas gemächlich, doch schnell entwickelt die Story ein hohes Tempo und irgendwie wächst einem Oxen dann doch ans Herz, so dass man von dem Buch gefesselt wird.
Mir hat „Oxen. Das erste Opfer“ des dänischen Autors Jens Henrik Jensen sehr gut gefallen, er verbindet alles was ein guter Thriller an Spannung braucht mit einer auffälligen Hauptfigur, die man als Leser nicht so schnell vergisst. Lediglich das Warten auf den nächsten Band, der im Frühjahr 2018 erscheinen soll, dauert mir zu lange. Ich muss auf jeden Fall wissen, was Niels Oxen noch erlebt. 

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Donnerstag, 21. September 2017

Ahmet Ümit "Die Gärten von Istanbul"

Hauptkommissar Nevzat ermittelt in einem außergewöhnlichen Fall, der ihn und seine Kollegen Ali und Zeynep auf die Spuren der Geschichte Istanbuls bringt. Eine Leiche wird zu Füßen einer Statur Kemal Atatürks gefunden, die Kehle ist aufgeschlitzt und in den Händen finden die Ermittler eine Münze, die auf Byzanzion, das ursprüngliche Istanbul verweist. Das Opfer ist Professor für Kunstgeschichte, auch seine Ex-Frau und weitere Bekannte beschäftigen sich aktiv mit der Geschichte Istanbuls. Nevzat muss herausfinden, was die Täter ihm mit diesen Informationen sagen wollen, und das am besten schnell, denn der Täter mordet weiter.
Ahmet Ümit beschreibt in seinem Krimi „Die Gärten von Istanbul“ auf wunderbare Weise die Geschichte der Stadt, die historischen Zusammenhänge der Bauwerke und die Veränderungen, denen sie im Laufe der Jahrhunderte unterlag. Dieser Teil des Romans war sehr spannend und hat mir ausgesprochen gut gefallen. Im Gegensatz zur eigentlichen Kriminalhandlung, denn diese zog sich unglaublich lange hin, ohne dass wirklich etwas passiert. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass die Ermittler die ersten 600 Seiten gar nicht weiterkommen und auf den letzten 100 Seiten muss dann alles passieren, Ermittlungsergebnisse und völlig überraschende Wendung inklusive. Hinzu kommt, dass ich die Arbeitsmethoden der Ermittler eher unglaubwürdig fand. Da wird über Tatorte getrampelt, Fundstücke einfach in die Hand genommen und Kommissar Ali brüllt einfach alle Verdächtigen in Grund und Boden, ein Wunder, dass er sie nicht gleich verprügelt.
Für mich fügte sich die Kriminalhandlung einfach nicht in den Rahmen der historischen Elemente ein, der Plot war zäh und ohne Entwicklungen, die einen als Leser wirklich mitgerissen hätten. Auch die Beschreibungen von Nevzats Privatleben waren mir zu kühl und abgehackt und fügten sich lange nicht in das Gesamtbild des Krimis ein. Ich war von Ahmet Ümits Krimi „Die Gärten von Istanbul“ leider enttäuscht. Drei Sterne gibt es dennoch, da ich die historischen Beschreibungen und Erklärungen sehr gut recherchiert und für den Leser toll aufbereitet fand. 

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Montag, 18. September 2017

Jeffrey Archer "Möge die Stunde kommen"

Es ist Anfang der 70er Jahre und Emma Clifton steckt mitten in einem Prozess gegen Lady Virginia Fenwick um den Machterhalt bei Barrington Shipping, dem Familienunternehmen. Es scheint, als wenn nur ein Brief ihr helfen könnte, der gleichzeitig die politische Karriere ihres Bruders ruiniert, denn er soll eine Affäre mit einer jungen Frau in Ostberlin haben. Gleichzeitig kämpft ihr Mann Harry weiter um die Freilassung des Schriftstellers Anatol Babakov, dessen Buch über Stalin er aus der Sowjetunion geschmuggelt hat. Der Kalte Krieg steht bei diesem Band der Clifton-Reihe im Mittelpunkt, doch um alle Familienmitglieder und Freunde entwickeln sich weiter spannende Geschichten, auch Emmas und Harrys Sohn Sebastian rückt verstärkt in den Fokus. Die Familiensaga geht also in der nächsten Generation weiter.
Ich kann nur immer wieder betonen, wie großartig alle Romane der Clifton-Saga geschrieben sind und das schließt auch den neuesten Band „Möge die Stunde kommen“ mit ein. Jeffrey Archer ist ein Erzähler der Extraklasse, der mit unglaublicher Leichtigkeit die historischen und gesellschaftlichen Fakten der Zeit mit der Familiengeschichte der Cliftons verbindet und für den Leser so ein spannendes und mitreißendes Gesamtbild schafft. Wer alle Bände gelesen hat, begleitet Emma, Harry und Giles jetzt schon sehr lange und es ist bewundernswert, wie konstant Archer seinen Figuren beschreibt und ihnen dabei gleichzeitig viel Entwicklungsspielraum gibt. Er schafft in jedem Band spannende Einzelgeschichten, ohne den großen Rahmen aus den Augen zu verlieren, was die Reihe auch besonders auszeichnet. Die Charaktere wachsen einem ans Herz und nach jedem Band wartet man sehnsüchtig auf die Fortsetzung. Leider steht schon fest, dass im kommenden Jahr mit Band sieben der letzte Teil der Reihe erscheinen wird.

Jeffrey Archers Roman „Wem die Stunde schlägt“ ist mitreißend geschrieben und der Autor schafft es auf wunderbare Art, die Familiengeschichte der Cliftons vor einem historischen Gesamtbild zu erzählen, das einen als Leser fasziniert. Jeffrey Archer ist ein großartiger Erzähler, was er mit dem sechsten Band der Clifton-Saga wieder einmal beweist.   

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Freitag, 15. September 2017

Martin Walker "Brunos Küchenkalender 2018"

Das Jahr dauert zwar noch ein bisschen an, aber man kann sich ja nicht früh genug mit dem Kalender für das neue Jahr beschäftigen. Da ich dieses Jahr die Krimis von Martin Walker mit Bruno, dem „Chef de Police“ für mich entdeckt habe, passt der Küchenkalender für das Jahr 2018 natürlich perfekt in die heimische Küche. In den Büchern wird schließlich auch die ganze Zeit fleißig geschlemmt und gekocht und schon mehr als einmal habe ich mir gewünscht, von Bruno persönlich bekocht zu werden.
Der Kalender ist sehr schön gestaltet und er hat auch gute Größe. Nicht zu klein, alles ist gut zu erkennen und die Bilder wirken schön, doch auch nicht so groß, dass die gesamte Wanddekoration weichen müsste. Die Fotos in dem Kalender sind einfach wunderschön, Essens- und Landschaftsaufnahmen wechseln sich ab und bilden eine perfekte Kombination. Die Rezepte sind auch immer gleich mit aufgedruckt, was ich sehr schön finde. Bei vielen Kalendern finden sich die Rezepte ja auf der Rückseite im Kalender, das ist hier deutlich übersichtlicher. Hier ist alles auf einen Blick erkennbar und lädt gleichzeitig zum Träumen ein. Oder dazu sich mit einem weiteren Krimi von Martin Walker auf das Sofa zu verkrümeln.

 Mit gefällt Martin Walkers „Brunos Küchenkalender 2018“ zu seiner Krimireihe sehr gut, ich freue mich schon darauf ab Januar die schönen Rezepte zu entdecken und mit den Bildern zu träumen. Nicht nur für Bruno-Fans ein toller Küchenkalender!

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Diogenes Verlags. 

Petra Morsbach "Justizpalast"

Thirza Zorniger ist das Produkt einer leidenschaftlichen Beziehung zwischen dem Schauspieler Carlos Zorniger und Gudrun, Tochter von Strafrichter Wilhelm Kargus. Doch die Beziehung zerbricht und Thirza wächst bei ihrem Großvater und den Tanten in Parsing auf, nachdem ihre Mutter überfordert die Erziehung der Tochter aufgibt. Dort entwickelt sie den Wunsch, ebenso wie ihr Großvater, den sie sonst nicht besonders zu mögen scheint, Juristin zu werden und es bis in den Münchener Justizpalast zu schaffen.
Petra Morsbach erzählt in „Justizpalast“ ausgiebig von Thirzas Leben, ihren Jugendjahren, aber hauptsächlich von ihrer Zeit als aktiver Juristin in verschiedensten Themengebieten. Familiengericht, Gnadenabteilung im Ministerium, Beschwerdekammer, Kartellrecht – durch all diese Bereiche arbeitet sich Thirza und was vielleicht langweilig klingt, ist ein hochspannender Roman über Recht und Gerechtigkeit. Bereits im Studium diskutiert Thirza mit Kommilitonen Radbruch und die Frage, welche Rolle Recht und Gesetz und welche darin die Richter zu spielen haben. Gibt es so etwas wie rechtgewordenes Unrecht? Diese Frage ist direkte Folge aus dem Fehlverhalten der Richter in der Nazi-Diktatur und beschäftigt Thirza ihr ganzes Leben lang. Der Roman „Justizpalast“ ist nicht nur spannend, man lernt auch eine Menge über Rechtsauslegung, Rechtsphilosophie und das Selbstverständnis der Justiz. Immer wieder werden Fälle eingeflochten, die Thirza verhandelt, was den Roman so nah und lebensecht macht, dass man manchmal vergisst, dass man eine fiktive, keine reale Geschichte liest.
Thirza ist eine sehr spezielle Persönlichkeit, privat sehr gehemmt, sucht sie Erfüllung im Beruf und hat sich von der Vorstellung, in einer Beziehung glücklich zu werden, schnell verabschiedet. Sie kämpft in einer Zeit um Anerkennung, als Frauen in der Justiz selten und im Richteramt noch seltener waren. Jedenfalls zu Beginn, denn Morsbach lässt uns an Thirzas Beispiel auch die Geschichte der deutschen Justiz in der Nachkriegszeit erleben, die Veränderung der Probleme und Fragestellungen und die Komplexität des Rechts durch immer neue Gegebenheiten von Außen.
Ich halte Petra Morsbachs Roman „Justizpalast“ für einen herausragenden Roman. Die Autorin bereitet ein zunächst langweilig erscheinendes Thema wie ein Leben für die Justiz so spannend auf, dass man den Roman kaum noch aus der Hand legen kann. Durch Thirzas speziellen Charakter wird das Buch noch kurzweiliger und selbst komplizierte Stellen über rechtsphilosophische Diskussion schreibt sie so klar und fesselnd, dass man sich keinesfalls abgeschreckt fühlt. Thirza wächst einem ans Herz und ihr uneingeschränktes Streben nach Gerechtigkeit schafft großen Respekt vor dieser Figur.
Von mir gibt es eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Roman verbunden mit der Bitte, sich nicht abschrecken zu lassen vom vielleicht schwierigen Thema, denn Petra Morsbach macht es dem Leser unglaublich leicht, sich darauf zu einzulassen. 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Knaus Verlags. 

Donnerstag, 14. September 2017

Reinhard Pietsch/ Gerhard Grubbe "Entdecke Deutschland"

„Entdecke Deutschland“ ist ein wunderbarer Bildband, der einem die eigene Heimat näher bringt und zu tollen Reisen und Ausflügen inspiriert. Das Buch ist thematisch sortiert, nach Reiseart oder Interesse, Bahnreisen, Literatur, Wanderungen, alles ist möglich. Dank der Karte mit den Nummern der Touren kann man sich aber auch schnell und einfach einen Überblick verschaffen, was in bestimmten Regionen im Angebot ist und sich so einen Plan machen.
Dieser Bildband von Reinhard Pietsch und Gerhard Grubbe überzeugt nicht nur durch wunderschöne Bilder und tolle Reiseidee, die ganze Aufmachung ist sehr hochwertig und eignet sich daher auch sehr gut als Geschenk. „Entdecke Deutschland“ zeigt auf schöne Weise, dass man nicht immer in Ferne reisen muss, um etwas zu erlebt. Die nähere Umgebung hat oft viel zu bieten, egal ob man historisch interessiert oder wandernder Naturfreund ist.

Alles in allem ist „Entdecke Deutschland“ ein toller Band für alle, die ihre Heimat besser kennenlernen wollen und vielleicht mit einem kleinen Abenteuer beginnen möchten. Hier findet man jede Inspiration, die man braucht. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen im DuMont Reiseverlag. 

Mittwoch, 13. September 2017

Leïla Slimani "Dann schlaf auch du"

Myriam und Paul sind ein erfolgreiches Ehepaar, sie ist Anwältin und er arbeitet als Musikproduzent. Nach der Geburt der Kinder Mila und Adam bleibt Myriam zunächst zu Hause, doch nach einiger Zeit frustriert sie ihr Leben als Hausfrau, sie will zurück in den Job. Eine Nanny soll sich um die Kinder kümmern und so kommt die Familie zu Louise. Sie scheint perfekt, sie kocht, putzt und die Kinder lieben sie abgöttisch. Louise wird zum Mitglied der Familie, immer flexibel, immer da und auch im Urlaub mit dabei. Louise ist unersetzlich, bis das Unvorstellbare passiert.
Leïla Slimanis Roman „Dann schlaf auch du“ ist der intensivste Roman, den ich seit langem gelesen habe. Geschickt erhöht sie durch Rückblenden und Perspektiven anderer Figuren die Spannung und kommt doch immer wieder zurück auf das Zentrum der Geschichte, das Familienleben von Myriam und Paul mit den Kindern und Louise. Da man gleich zu Beginn erfährt, dass etwas wahrlich grausames passiert, wird die Lektüre umso eindringlicher und bewegender, denn über all den glücklichen Szenen schwebt das unweigerliche Damoklesschwert des eigentlich bereits vorweg genommen Endes. Ich habe den Roman fast in einem Zug durchgelesen, weil ich mich von der Spannung und den Figuren nicht lösen konnte und wider besseren Wissens doch irgendwie die ganze Zeit gehofft habe, es ginge noch gut aus.
Besonders fasziniert hat mich die absolute Neutralität, mit der Leïla Slimani die Geschichte erzählt, es gibt keine Schuldzuweisungen, keine Erklärungsversuche, sie stellt die Geschichte einfach dar und überlässt es dem Leser, zu urteilen und sich eine Meinung zu bilden. Es geht nicht um Gut oder Böse, um Schuld oder Unschuld, um Rabenmütter oder Vollzeithausfrau, es geht einfach nur um die einzelne Geschichte und ihren Verlauf, ohne Vorbild oder Beispiel zu sein.

Der Roman „Dann schlaf auch du“ von Leïla Slimani ist ein beeindruckendes Buch, eine kleine Sternstunde für alle Leser. Für mich ist es das beste Buch, das ich seit langem gelesen habe und es wird mich sicher so schnell nicht loslassen, daher kann ich nur jedem Leser dieses ganz besondere Buch ans Herz legen: Bitte lest es! 

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Hier geht es zur Leseprobe und weiteren Informationen des Luchterhand Verlags. 

Dienstag, 12. September 2017

Anne Chaplet "In tiefen Schluchten"

Tori lebt in einem kleinen Dorf in der wunderschönen Landschaft der Ardèche mit ihren Bergen, Höhlen und Schluchten in einem alten Haus voller Geheimnisse. Ihr verstorbener Mann hatte hugenottische Ahnen aus der Gegen und so interessiert Tori sich sehr für die Geschichte des Ortes und auch ihres Hauses, das eines der ältesten im Ort sein soll. Doch im Dorf passieren seltsame Dinge, ein Tourist verschwindet und ein alter Mann fällt die Kellertreppe herunter und stirbt. Von ihm hatte Tori sich Informationen über die Geschichte des Ortes versprochen, was steckt also hinter diesen mysteriösen Vorfällen?
Anne Chaplets Roman „In tiefen Schluchten“ zeichnet sich besonders durch die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen aus und durch die sehr gut recherchierten historischen Details zu der Region. Die historische Komponente ist sehr spannend beschrieben und eine sehr gute Grundlage für die Geschichte. Leider wurde das Buch ausdrücklich als Kriminalroman vermarktet, wie es auch der Untertitel sagt, und das finde ich gänzlich unpassend. Es gibt zwar Ungereimtheiten, aber einen Krimi mit Ermittlungen und einer Auflösung sehe ich hier nicht. Im Gegenteil, vieles wird angedeutet und bleibt unscharf oder wird gar nicht weiterverfolgt, was ich beim Lesen als frustrierend empfunden habe. Selbst wenn man das Lokalkolorit mit in den Vordergrund hebt, wie es zum Beispiel auch Martin Walker mit seinen Bruno, Chef de Police Krimis tut, sollte doch eine Kriminalhandlung klar erkennbar sein. Das ist bei „In tiefen Schluchten“ nicht der Fall, weshalb ich von dem Buch relativ enttäuscht war. Besonders, da die historischen Elemente meiner Meinung nach zeigen, dass Anne Chaplet einen sehr gut historischen Roman hätte schreiben können, wenn sie sich vom Genre des Krimis getrennt hätte.

„In tiefen Schluchten“ von Anne Chaplet ist eine Geschichte mit sehr guten Ansätzen, die sich leider nicht sinnvoll in eine Krimihandlung bündeln lassen, worunter der Roman sehr leidet. Die guten Stellen sind leider zu wenige und die Autorin schafft es nicht, alle Stränge in der Hand zu behalten, so dass einige Hinweise ins Leere führen und entweder gar nicht weiter verfolgt oder unter den Teppich gekehrt werden. Da wäre eindeutig mehr drin gewesen. 

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Hier geht es zu weiteren Informationen des Verlags Kiepenheuer  Witsch

Montag, 11. September 2017

Anne Østby "Zartbitter ist das Glück"

Vier Frauen in Norwegen bekommen Briefe von einer alten Freundin. Kat lebt auf Fidschi und hat dort eine Kakaoplantage. Nach dem Tod ihres Mannes lädt sie jetzt ihre Schulfreundinnen ein. Nicht auf einen Urlaub, sondern dazu, gemeinsam ihren Lebensabend auf der wunderschönen Insel zu verbringen, auf der sie lebt. 
Doch das Zusammenleben bringt auch Probleme mit sich, die Frauen haben sich verändert, haben unterschiedliche Lebensentwürfe gelebt und müssen sich nun neu zusammenfinden. Hat Kat die richtige Entscheidung getroffen, als sie Sina, Maya, Ingrid und Lisbeth zu sich eingeladen hat?
Anne Østby hat mit „Zartbitter ist das Glück“ eine wunderbare Geschichte über fünf Frauen geschaffen, die trotz unterschiedlicher Leben im Alter wieder zusammenfinden. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Probleme, die sich daraus ergeben, offen angesprochen werden und die Autorin nicht versucht, eine klischeehafte fröhliche Frauen-WG zu schaffen, die auch gar nicht glaubwürdig wäre. Es ist harte Arbeit für die Frauen, wieder da anzuknüpfen, wo sie vor fünfzig Jahren aufgehört haben, der Kontakt hatte sich nur sehr lose gehalten, man hat das Leben der anderen eher aus der Ferne verfolgt. Zudem zeichnet sich die Geschichte durch sehr detaillierte Beschreibungen der Traditionen und Gepflogenheiten der Bevölkerung auf Fidschi aus, die immer wieder für Missverständnisse sorgen. Für den Leser wird dies sehr schön ersichtlich, da in kurzen Abschnitten Kats Haushälterin Ateca immer wieder zu Wort kommt, die ihrer Verwunderung über das Verhalten der Fremden  und ihren Sorgen dort Ausdruck verleiht.

Meiner Meinung nach hat Anne Østby eine in sich schlüssige und sehr gelungene Geschichte geschrieben, die einen als Leser bewegt und mitnimmt. Durch die sehr unterschiedlichen Charaktere entsteht eine Spannung, die die Geschichte vorantreibt und „Zartbitter ist das Glück“ zu einem leichten und dennoch nachdenklichen Leseerlebnis macht. 

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Freitag, 8. September 2017

Judith Pinnow "Die Phantasie der Schildkröte"

Edith ist Mitte vierzig und lebt völlig isoliert und verschlossen, tagsüber arbeitet sie in einer Versicherung, zu Hause ist ihr Leben bis ins letzte durchorganisiert. Sie hat keine Freunde, tut sich schwer mit Kontakten und lässt nie etwas zufällig geschehen. Sogar ihre Kleidung ist nach festen Wochentagen sortiert, damit nichts schief gehen kann. Als sie im Aufzug die zehnjährige Schneewittchen kennenlernt, gerät ihr Alltag durcheinander. Das Mädchen drängt sich regelrecht in ihr Leben, bringt es durcheinander und bringt Edith dazu, sich der Welt draußen zu stellen. Immer neue Aufgaben muss Edith lösen und lernt so Menschen kennen und ändert ihr Leben.
„Die Phantasie der Schildkröte“ ist ein wunderschönes und magisches Buch. Man muss sich auf die Erzählidee einlassen, die sich vielleicht nicht von Anfang logisch erklären lässt. Das Auftauchen von Schneewittchen hat etwas von einem Wirbelsturm, der über Edith hereinbricht und wir Leser müssen uns mit ihr in diesen Sturm stürzen, was uns sicher leichter fällt als der zurückhaltenden Edith. Doch Schneewittchen reißt die Herzen aller Menschen an sich und so ist man schnell in der Geschichte gefangen, isst Törtchen, misst Spaghetti und stielt Schildkröten, was Schneewittchen halt gerade so ausbrütet. Die Geschichte ist unglaublich liebevoll geschrieben und so phantasievoll und kreativ, wie es Romane „für Große“ nur selten sind. Es gibt wirklich magische Momente, wunderbare Figuren, die mit viel Liebe beschrieben werden und einige Vorfälle, die einen beim Lesen einfach laut auflachen lassen.
Judith Pinnows Roman „Die Phantasie der Schildkröte“ ist für mich ein wahres Herzensbuch, warmherzig und liebevoll und dabei trotzdem spannend, traurig, lustig und bunt im Wechsel. Am Ende wünsche ich den Figuren einfach nur alles Gute und freue mich, einen Abschnitt ihres Lebens mit ihnen geteilt zu haben. Edith wird sicher ihren Weg gehen und ich kann jedem nur ans Herz legen, sich auf „Die Phantasie der Schildkröte“ einzulassen. 

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Donnerstag, 7. September 2017

Sabrina Janesch "Die goldene Stadt"

Rudolf August Berns- eigentlich kein Name für einen Entdecker, wie sein Besitzer findet. Dennoch gibt Berns seinen Traum nicht auf. Aufgewachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland in zunächst recht wohlhabenden Verhältnisse, ändert sich sein Leben radikal nach dem Tod des Vaters. Die Mutter heiratet erneut und Berns muss in der Schmiede des Onkels arbeiten. Doch als sich die Möglichkeit ergibt nach Übersee zu reisen, packt er die Gelegenheit beim Schopf, wild entschlossen, eines Tages El Dorado, die goldene Stadt der Inka, zu entdecken.
In „Die goldene Stadt“ beschreibt Sabrina Janesch das Leben des echten Entdeckers August Berns, jedoch mit vielen fiktiven Elementen und spannenden Weiterentwicklungen. Die Geschichte ist so bewegend beschrieben und mitreißend angelegt, dass man sich als Leser nur schwer wieder davon trennen kann. Rudolfo Augusto Berns, wie er sich in Peru nennt, nimmt einen einfach direkt mit auf seine Entdeckungsreisen. Fasziniert haben mich besonders sein Ehrgeiz und sein bloßer Wille, mit dem er Dinge erreicht und umsetzt, egal welche Widrigkeiten ihm von außen entgegen schlagen. All dies erzählt Janesch mit einer wunderbar detaillierten und farbenfrohen Sprache, die einem die Städte Perus und die alten Stätten der Inka direkt vor dem inneren Auge entstehen lässt. Man liest nicht nur darüber, man ist dabei, wenn Berns sich auf den Weg macht. Besonders positiv fällt dabei die realistische Erzählweise auf, die auf eine verkitschende Darstellung des Entdeckerlebens völlig verzichtet und auch dem Umgang mit den ursprünglichen Einwohnern Perus keinesfalls unkritisch gegenübersteht, obwohl Berns sich selbst moralisch als teilweise recht flexibel erweist.
Mir hat „Die goldene Stadt“ ausgesprochen gut gefallen, das Thema des Romans ist an sich schon spannend und von Sabrina Janesch auch noch großartig umgesetzt worden. Der Roman macht zudem noch Lust, mehr über Berns herauszufinden, denn wer weiß schon, dass Machu Picchu von einem Deutschen entdeckt wurde? Ein Abenteuerroman, wie er sein sollte –spannend, mit tollen Figuren, fremden Kulturen und vielen Gefahren und Unwägbarkeiten, absolut empfehlenswert. 

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Mittwoch, 6. September 2017

Anne B. Ragde "Sonntags in Trondheim"

„Sonntags in Trondheim“ ist der vierte Band einer Reihe um eine norwegische Familie, die man durchaus als skurril bezeichnen kann. Der Großvater hat endlich seinen Frieden im Seniorenheim gefunden, während Erland und Krumme als schwules Paar in Dänemark leben und mit ihren lesbischen Freundinnen zusammen drei Kinder bekommen. Torunn ist vierzig und lebt in einer unglücklichen Beziehung und Margido, ihr Onkel, ist Bestatter. Die Familie Neshov ist also recht bunt, doch keiner redet mehr so wirklich mit dem anderen. Jedenfalls bis Torunn ihren Freund verlässt und Margido überraschend besucht und so eine Kette von Kontaktaufnahmen in Gang setzt.
Da ich die drei ersten Bände um die Familie Neshov nicht kannte, war der Beginn der Geschichte für mich sehr verwirrend. Doch nachdem man sich die Vorgeschichte langsam erschlossen hatte, machte die Lektüre durchaus viel Spaß, auch wenn gerade bei Krumme Erland die Klischees nur so aus den Seiten triefen. Dennoch hat mir der Stil von Anne B. Ragde gefallen, die Geschichte ist recht unterhaltsam und lässt sich flüssig lesen. Die Figuren fand ich jedoch größtenteils nicht gut genug beschrieben, sie blieben für mich sehr schemenhaft und das führte auch dazu, dass mich die Geschichte nicht richtig mitgenommen hat.

Ich kann nicht sagen, ob ich einen besseren Zugang zu dem Buch gefunden hätte, wenn ich das Vorwissen aus den anderen Büchern gehabt hätte. So fand ich die Figuren jedoch etwas zu flach und die Story auch ziemlich abwegig, so dass mich „Sonntags in Trondheim“ nicht richtig überzeugen konnte. 

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