Wolfgang Bosbach ist ein Medienprofi und das merkt man auch dem Buch von Anna von Bayern an. Man erfährt nichts Neues oder Überraschendes, es ist eher eine Zusammenfassung von Geschichten und Aussagen, die man bereits aus verschiedenen Interviews kennt. Bosbach lernt zunächst im Einzelhandel und wird Supermarktleiter, bevor er das Abitur nachholt, Jura studiert und für den damaligen Bundestagsabgeordneten Krey arbeitet. Die Debatte um die Strafbarkeit von Abtreibungen im §218 aktiviert ihn letztlich politisch und er beginnt sich politisch zu engagieren. Der Weg führt über regionale Politik und die Mitgliedschaft im Karnevalsverein in die direkte Nachfolge seines bisherigen Chefs als Bundestagsabgeordneter. Dort engagiert er sich als Innenpolitiker und ist auch als Minister im Gespräch. Als er der Kanzlerin bei der Abstimmung über den Euro-Rettungsschirm die Gefolgschaft aufkündigt, muss er sich vom damaligen Kanzleramtsminister Pofalla beschimpfen lassen und erhöht seine Medienpräsenz noch einmal. Auch über seine Krebskrankheit spricht er öffentlich und macht kein Geheimnis aus seinen gesundheitlichen Problemen.
Wie in Talkshows und Interviews auch kommt Bosbach in dem Buch äußerst sympathisch beim Leser an, ein Politiker aus Überzeugung, der nicht immer mit der Fraktion stimmt, sondern sich selbst informiert und eine Meinung bildet. Das Buch ist passend dazu sehr unterhaltsam und kurzweilig geschrieben und fasst Bosbachs Leben und Karriere sehr positiv zusammen. Der ein oder andere kritische Unterton hätte dem Buch jedoch gut getan, so wirkt die Autorin stellenweise schon etwas sehr begeistert von der Person, der sie sich doch eigentlich sachlich nähern sollte, um dem Leser ein ehrliches Bild zu vermitteln.
Statt einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Person Wolfgang Bosbach reicht es leider nur für die Darstellung des Medienprofis, der auch hier ganz genau weiß, was er vermitteln möchte und was in eben dieses Bild nicht hineinpasst. Wer nicht mehr erwartet, wird sich beim Lesen auf jeden Fall gut unterhalten fühlen.