Ein Junge der nicht wachsen will - das klingt fast nach Pippi Langstrumpf und ihren Krummelus-Pillen. Doch der kleine Junge in diesem Buch hat nichts gegen das erwachsen werden, er will nur nicht groß werden. Seit er weiß, dass die arme Elefantendame Indira einsam auf einem Kaufhausdach sterben musste, weil sie zwar als kleiner Elefant nach oben kam, jedoch zu groß wurde um wieder im Aufzug nach unten zu kommen, hat er Angst, groß zu werden. Er lebt mit seinen Freunden, der Elefantendame Indira und dem kleinen Mädchen Mira, das in einer Spalte eingeklemmt in seinem Kleiderschrank sitzt - alles in seiner Vorstellung. Doch zufällig trifft er eines Tages einen Mann, der in einem umgebauten Bus lebt . Er bringt ihm das Schachspielen bei und verändert so das Leben des Jungen.
Die Geschichte in „Schwimmen mit Elefanten“ ist so stimmungsvoll und still erzählt, dass man beim Lesen Angst bekommt, den Ablauf zu stören, der den Jungen durch sein Leben leitet. Trotz tragischer und dramatischer Ereignisse wird die Erzählung nie hektisch, Yoko Ogawa schafft es, einen von der ersten bis zur letzten Zeile mit den Figuren in Verbindung zu bringen und so fühlt man mit dem Jungen, wenn er unter dem Schachbrett sitzend nach neuen Zügen sinnt, während man gleichzeitig in Be- und Verwunderung erstarrt. Der Protagonist ist eigenartig und einzigartig zugleich, man möchte ihn beschützen und gleichzeitig ins Leben schubsen, damit er voran kommt. Und obwohl es in der ganzen Geschichte eigentlich nur um das Schachspiel geht, schafft der Autor es, auch Nicht-Kenner des Schachspiels zu verzaubern und mit in diese Welt zu nehmen, die den Jungen so fasziniert, mit einem wahren Ozean an Möglichkeiten, in dem jeder Spielzug zum Abbild des Charakters wird.
Es ist ein ganz besonderes Buch mit ganz besonderen Figuren, das Yoko Ogawa geschaffen hat und wenn man es am Ende zuklappt, braucht man ein wenig, um die Welt des Jungen zu verlassen und wieder im hier und jetzt anzukommen. Diese Reise in die Welt des kleinen Jungen kann ich jedem nur ans Herz legen, es lohnt sich.